Teuflische Versprechen
nur den Vogel gezeigt. Man kann eben in die Menschen nicht reinschauen.«
»Das heißt, er wurde erpresst?«
»Ja, was sonst?! Natürlich kam er in den Club, hat seine Unterschrift unter ein höchst brisantes Dokument gesetzt, und anschließend durfte er zwei kleine Mädchen …« Simoneit fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und fuhr fort: »So läuft das, Leonhardt gibt den Auftrag, nach Leichen im Keller von auserkorenen Personen zu suchen, und glauben Sie mir, man findet immer eine. Und wenn es nur ein paar Schwarzgelder sind, die jemand in die eigene Tasche gesteckt hat. Ich habe das schon meiner Frau gesagt, Leonhardt kann jeden groß machen oder zerstören. Für ihn gibt es nichts anderes. Aber für die breite Masse gilt er als absolut integer, und seine Medienpräsenz ist ja wohl unumstritten. Tja, er versteht es eben, sich in Szene zu setzen, und er bestimmt, wann er die Szene betritt und wann nicht.«
»Sie haben vorhin den Namen Hohleitner erwähnt. Erzählen Sie mir etwas über ihn.«
»Er arbeitet für den BND, aber im Prinzip hauptsächlich für Leonhardt. Oder nein, eigentlich arbeitet er für beide gleichermaßen. Er leiert unzählige Geschäfte an, kümmert sich zum Teil um die Logistik, aber ganz ehrlich, über Hohleitner weiß ich so gut wie nichts. Fast noch weniger als über Leonhardt. Ich habe keine Ahnung, wo er wohnt, ob er eine Freundin oder Frau hat, ich weiß nicht einmal, wie alt er ist. Ich schätze ihn so Mitte bis Ende dreißig. Er verhält sich mir gegenüber stets sehr reserviert. Aber er ist eiskalt, darin gleicht er Leonhardt, keine Gefühlsregung, keine Emotionen, nichts dergleichen.«
»Sie wissen also nicht, ob er in Frankfurt oder woanders wohnt?«
»Doch, er wohnt in Frankfurt, ich hab da mal was aufgeschnappt, dass er eine Wohnung in der Innenstadt hat. Adresse hab ich jedoch keine.«
»Ist Leonhardt der Alleinherrscher, oder ist er Bestandteil eines Netzwerks?«
Simoneit lachte erneut höhnisch auf und antwortete: »Beides. Er herrscht über sein Imperium, das aber verschmolzen ist mit andern Imperien. So lässt sich das meiste Geld verdienen. Die Geschäftsbereiche umfassen Drogen-, Waffen- und Menschenhandel, Geldwäsche in großem Stil, Korruption, tja, und Mord. Was sonst noch alles abläuft, darüber bin ich nicht informiert.«
»Kooperiert er mit Alexander Kristovic?«
Simoneit wandte den Kopf und sah Durant an. »Meine Frau hat mich das heute Nacht schon gefragt. Ja, Leonhardt und Kristovic pflegen eine enge Geschäftsbeziehung. Über ihn laufen viele Transfers.«
»Was meinen Sie mit Transfers?«
»Kristovic ist im ehemaligen Jugoslawien das, was Leonhardt in Deutschland ist. Mehr kann ich Ihnen nicht über ihnberichten, ich kenne ihn nicht, ich weiß nicht, wie er aussieht, lediglich sein Name ist einige Male gefallen.«
»Aber Sie haben das Wort Transfers benutzt.«
»Viele der Geschäfte, die mit dem Osten zu tun haben, laufen erst mal über Kristovic. Ich weiß zum Beispiel, dass uns alle Frauen, die bisher in den Club kamen, aus Jugoslawien geschickt wurden. Sie werden in Weißrussland, der Ukraine und so weiter angeheuert, dann nach Jugoslawien beziehungsweise dem heutigen Serbien und Montenegro gebracht, dort entsprechend instruiert, und schließlich kommen sie nach Deutschland. Ähnlich wird es sich auch mit Drogen und Waffen verhalten. Aber bitte, das ist nur eine Vermutung von mir, beweisen kann ich es nicht, denn ich war nie dabei, wenn ein Geschäft abgeschlossen wurde.«
»Schon gut. Und der Name Knoblauch, sagt der Ihnen etwas?«
»Wie kommen Sie ausgerechnet auf ihn?«
»Beantworten Sie nur meine Frage.«
»Er besucht hin und wieder den Club, meistens aber geht er in einen andern, der eigentlich ebenfalls Leonhardt gehört, auch wenn Knoblauch als Eigentümer eingetragen ist. Die normalen Tagesgeschäfte führt jedoch jemand, den ich nicht kenne.«
»Wo ist dieser andere Club?«
»In Bad Homburg, wo Knoblauch auch wohnt.«
»Die Adresse?«
Simoneit nannte sie ihr, sie schrieb mit.
»Damit hätten wir schon das nächste Rätsel gelöst«, sagte Durant mit vieldeutigem Lächeln.
»Was für ein Rätsel?«
»Wer für den Mord an Frau Hendriks und Herrn Zaubel mitverantwortlich ist.«
»Knoblauch?«, fragte Simoneit mit ungläubigem Blick.
»Es gibt niemanden sonst, der in Frage käme.«
»Knoblauch, dieses kleine stinkende Mistvieh! Ich hab diesen Kerl nie gemocht, er und Leonhardt sind so was wie Zwillingsbrüder im Geiste.
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