Teuflische Versprechen
sieausdrücklich darauf bestanden hatte, nicht zu feiern, so war sie jetzt doch mehr als froh, dass die andern sich diesem Wunsch widersetzt hatten.
Es war doch ihr Tag, und wenn sie in die Gesichter ihrer Kollegen sah, wurde ihr zum ersten Mal so richtig bewusst, dass sie doch nicht nur ein winziges Rädchen in einem riesigen Getriebe war. Nachdem sie ausgetrunken hatte, machte sie ihre Geschenke auf, Parfum, zwei CDs, zwei Bücher, ein hochwertiges Schreibset und einige andere Kleinigkeiten, die sie gut gebrauchen konnte. Hellmer reichte ihr einen Umschlag. »Das ist von Nadine und mir.«
»Ihr spinnt doch, oder«, sagte sie leise, als sie den Inhalt herausholte und betrachtete. »Das kann ich nicht annehmen.«
»Kannst du. Es ist alles schon mit dem Boss abgesprochen, im Januar nehmen wir uns eine Woche Urlaub von unseren unzähligen Überstunden und fliegen zu viert nach Teneriffa. Und die Premierenkarten sind zwar erst für Mitte Dezember, aber es wird toll werden. Du wirst dich wundern, wen du da alles treffen wirst. Ich bin auch ganz sicher, dass wir an diesem Tag keine Bereitschaft haben werden, und ganz gleich, was auch passiert, die Kollegen werden unsere Arbeit übernehmen. Auch das ist schon geklärt. Sonst noch irgendwelche Fragen?«
»Nein, natürlich nicht. Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll, aber …«
»Du sollst gar nichts sagen, sondern einfach nur genießen. Okay, altes Haus?«, fügte er hinzu und legte einen Arm um ihre Schulter. »Und jetzt bist du dran. Mal sehen, ob du so viele Kerzen in einem Zug ausblasen kannst.«
Sie begab sich zur Torte, holte tief Luft und schaffte etwa die Hälfte der Kerzen auszupusten. Für den Rest musste sie noch einmal Luft holen.
»Also gut, liebe Kolleginnen und Kollegen. Normalerweise bin ich ja nicht auf den Mund gefallen, wie ihr sicherlich alle schon mitbekommen habt, aber diesmal fehlen mir tatsächlich die Worte. Nur so viel, ich freue mich unheimlich über diese Überraschung, sie ist euch rundum gelungen. Und meinen Vater habt ihr ja auch schon kennen gelernt, aber ich will euch vorwarnen, passt bloß auf, was ihr sagt, er ist Pfarrer, und jedes Wort wird direkt nach oben geleitet«, sagte sie lachend. »Und jetzt haut rein.«
Sie aßen, tranken, lachten und unterhielten sich, bis um neunzehn Uhr dreiundzwanzig ein Beamter von der Einsatzzentrale in die Feier platzte und Berger eine kurze Nachricht übermittelte. Seine Miene verfinsterte sich schlagartig, ohne dass Durant etwas davon mitbekam. Er ging zu Kullmer und Seidel und flüsterte ihnen etwas ins Ohr.
Mittwoch, 19.20 Uhr
Rita Hendriks schloss, nachdem sie bis um zehn vor sieben auf den Rückruf von Julia Durant gewartet und zwischen fünf und sechs noch zweimal vergeblich versucht hatte sie zu erreichen, die Kanzlei ab und ging zu ihrem Wagen. Sie war verärgert und enttäuscht und fragte sich, ob Zaubel ihr wirklich den richtigen Namen genannt hatte. Sie rief von unterwegs bei Verena Michel an, um ihr mitzuteilen, dass sie erst kurz nach Hause fahren und sich frisch machen würde und es durchaus halb neun werden könnte. Sie wollte schnell duschen, eine Kleinigkeit essen und den weiteren Abend mit Verena und Maria verbringen. Rita fragte sich, warum der Kontakt zu Julia Durant nicht zustande gekommen war. Sie würde morgen ins Präsidiumfahren und versuchen sie dort persönlich zu erreichen. Zwanzig Minuten nachdem sie die Kanzlei verlassen hatte, langte sie vor dem Haus in Ginnheim mit den vier großzügig geschnittenen Eigentumswohnungen an. Ihre lag im ersten Stock. Wie zumeist begegnete ihr auch diesmal keiner der anderen Bewohner. Sie kannte sie alle, wusste aber auch, dass zwei von ihnen beruflich stark eingespannt und häufig im Ausland unterwegs waren. Die andere der vier Wohnungen wurde von einem älteren Ehepaar bewohnt, das sich aber seit der Pensionierung des Mannes jedes Jahr vom 1. November bis 31. März in ihrem Haus auf Fuerteventura aufhielt.
Die portugiesische Putzfrau, die dreimal in der Woche kam, hatte gründlich sauber gemacht, eine Perle, die seit drei Jahren für sie arbeitete und die Zuverlässigkeit in Person war. Rita liebte es, in eine aufgeräumte und wohlduftende Wohnung zu kommen, wo sie einfach nur entspannen konnte. Sie stellte ihren Aktenkoffer wie jeden Abend neben den Schreibtisch in ihrem Arbeitszimmer und zog die Schuhe aus. Ihre Handtasche ließ sie auf die Couch fallen. Auf dem Anrufbeantworter war keine Nachricht. Sie stellte den
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