Teuflische Versprechen
ihrem Gesicht auf die Brust tropfte und langsam nach unten floss.
»Das war nur der linke Nasenflügel, als Nächstes schneide ich dir vielleicht ein Ohr ab, ich wollte nämlich früher mal Schönheitschirurg werden. Leider hat’s nicht geklappt. Also, zum letzten Mal, ich hab meine Zeit nämlich auch nicht gestohlen – wo ist Maria?«
»Fahr zur Hölle, Arschloch!«, quetschte sie mit letzter Kraft hervor und sah ihn von unten herauf verächtlich an.
»Los, steh auf!«, herrschte er sie an, und als sie keine Anstalten machte, seinem Befehl nachzukommen, packte er sie wieder bei den Haaren und zog sie hoch, bis sie endlichstand. Er hielt sie fest, weil sie ohne Hilfe nicht mehr stehen konnte, drehte sie, legte den Gürtel von hinten um ihren Hals und stellte noch einmal die Frage, wo Maria sei. Als er wieder keine Antwort bekam, zog er den Gürtel langsam zu, wobei Ritas Gesicht zum Spiegel gewandt war, damit er sehen konnte, wie der qualvolle und schier endlose Todeskampf (er genoss solche Szenen, sie waren für ihn auf- und erregend) die Augen hervorquellen ließ, der Mund sich wie zu einem Schrei formte und die Zunge heraushing. Rita versuchte bis zum letzten Moment mit ihren Fingern zwischen Gürtel und Hals zu gelangen, wobei sie sich ein paar Fingernägel abbrach. Schließlich fiel ihr Kopf schlaff nach vorn. Ihr Mörder gab ihr noch einen Tritt und verzog zynisch den Mund. Dann wusch er den Gürtel ab, an dem sich Blut befand, band ihn wieder um und machte ihn zu. Bevor er ging, zerschnitt er Ritas Gesicht, Brüste und Bauch und schlitzte ihr den Hals auf, ohne die Schlagadern zu treffen. Er warf noch die beiden Sessel und die Couch um, bemerkte das Handy, hob es auf und drückte die Wahlwiederholung, aber niemand meldete sich. Auf dem Display waren die Nummer und der dazugehörige Name zu lesen. »Du heißt also Verena«, murmelte er. »Dann wollen wir dich doch mal finden.« Ehe er die Wohnung verließ, nahm er das Notebook und den Aktenkoffer an sich. Es würde nicht lange dauern, bis er auch den Nachnamen dieser Verena hatte, er musste nur im Notizbuch von Rita Hendriks nachsehen, wo Unmengen an Telefonnummern verzeichnet waren. Als er im Auto saß, fand er den Eintrag, die dazugehörige Adresse fehlte jedoch. Aber es würde nur eine Frage von Minuten sein, bis Carlos auch diese Information hatte. Vielleicht bin ich Maria ein Stück näher gekommen, dachte er und verzog die schmalen Lippen zu einem diabolischen Lächeln.
Mittwoch, 19.25 Uhr
Was ist los?«, fragte Julia Durant, als Kullmer und Seidel ihre Gläser beiseite stellten und auf die Tür zugingen.
»Nichts weiter, nur ein Einsatz.«
»Um was geht’s?«
»Ein Toter in der Taunusanlage«, antwortete Kullmer lapidar. »Wir schauen uns das an. Vielleicht sind wir ja rechtzeitig wieder hier, um noch ein bisschen mitzufeiern.«
»Wer?«
»Keine Ahnung, sieht aus, als ob da einer von ’nem Junkie abgestochen wurde. Kennst ja die Gegend dort. Doris und ich regeln das schon.«
»Alles klar. Und nochmals danke.«
»Wofür denn? Und jetzt hör auf, drüber nachzudenken, was wir tun, und damit basta«, entgegnete Kullmer und gab Seidel mit dem Kopf das Zeichen zum Aufbruch.
Durant wandte sich wieder den andern zu, aß ein paar Happen von den belegten Broten, trank zwei Gläser Champagner und ein Glas Rotwein. Sie war immer noch überwältigt von dem, was sich hier abspielte, besonders aber freute sie sich, ihren Vater hier zu sehen. Er hatte sie zwar schon einmal besucht, doch das war nur für ein Wochenende und lag fast fünf Jahre zurück. Ein Kollege wollte ihr Glas bereits wieder füllen, als die Tür ein weiteres Mal aufging und jener Beamte von der Einsatzzentrale, der erst vor wenigen Minuten hier war, auf Berger zukam und ihm noch etwas mitteilte. Bergers Gesicht verdüsterte sich zum zweiten Mal an diesem Abend. Er fuhr sich mit einer Hand übers Kinn und wirkte ratlos. Nachdem der Beamte sich entfernt hatte, ging Durant zu ihm und fragte: »Was ist los?«
Berger schüttelte den Kopf, wobei er versuchte so gleichmütigwie möglich zu erscheinen. »Nichts weiter, ich lass das von andern bearbeiten.«
»Hören Sie, wenn Sie so ein Gesicht machen, stimmt doch irgendwas nicht. Also, raus damit.«
»Bitte, wenn Sie’s unbedingt wissen wollen. Es scheint, als wäre eine Frau in ihrer Wohnung umgebracht worden. Es ist eben ein anonymer Anruf von einer Frau eingegangen, die offenbar alles mitgehört hat.«
»Was? Wie …?«
Ȇber
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