Teuflische Versprechen
er trocken.
»Das in der Taunusanlage interessiert mich nicht.«
»Auch gut.«
Julia Durant stellte sich wieder hin und sagte, nachdem sie noch ein paar Eindrücke von der Wohnung aufgenommen hatte: »Wir können jetzt nichts mehr tun, nur warten. Wer ist dieser Sadist, der das getan hat? Und was war sein Motiv? Das mit dem Scheidungsopfer lassen wir mal außen vor, okay? Wenn es so jemanden geben sollte, haben wir ihn spätestens morgen.«
»Vielleicht ein verschmähter Liebhaber, der sich auf eine ganz besondere Weise von seiner Geliebten verabschiedet hat.«
»Ausschließen können wir im Moment noch gar nichts, trotzdem halte ich nichts von dieser Theorie. Frag mich aber nicht, warum.«
»Auch wenn’s dich nervt: Warum?«
»Also gut. Für mich sieht das alles eher inszeniert aus. Womöglich sollen wir auf eine falsche Fährte gelockt werden. Ich bin ziemlich überzeugt, dass dieser Mord einen ganz anderen Hintergrund hat, auf keinen Fall ein Beziehungsdrama oder was Berufliches. Fragt sich nur, was es sonst sein könnte.«
»Und wenn doch ein abgewiesener Lover durchgedreht ist?«, meinte Hellmer, während er mit den Augen den Boden nach Spuren absuchte.
»Das ist vielleicht genau das, was man uns glauben machen möchte.« Sie schüttelte den Kopf und fuhr fort: »Das erinnert mich an einen Tatort, den wir ähnlich schon mal gesehen haben. Weißt du noch? Friedberger Landstraße?«
»Du meinst den vom April letzten Jahres. Du hast gar nicht mal so unrecht, sieht sogar verdammt ähnlich aus. Und den Killer haben wir bis heute nicht, und er hat sich ebenfalls als Fleurop-Kurier ausgegeben … Ein und derselbe?«
»Könnte hinkommen. Nur wurde die Dame damals nicht erdrosselt, sondern erstochen. Was aber nichts heißen will. Was fehlt?«
»Nichts, so weit ich das überblicken kann. Portemonnaie liegt auf dem Boden …«
»Aber warum diese Unordnung? Alle Bücher aus den Regalen gerissen, das Sofa umgeworfen … Hat er etwas gesucht? Gezielt, meine ich.«
»Sieht so aus, sonst hätte er ja nicht dieses Chaos veranstaltet.«
Durant fuhr sich mit der Hand durchs Haar und sagte: »So, wie die angezogen ist, ist sie aller Wahrscheinlichkeit nach erst kurz vor dem Überfall nach Hause gekommen, denn zu Hause läuft man normalerweise nicht so rum. Vielleicht ist sie von der Arbeit aus schon verfolgt worden, der Mörder hat untengewartet, bis sie in der Wohnung war, und hat dann geklingelt. Ich glaube, wir sehen erst klarer, wenn wir die Vita der Hendriks überprüft haben, und vor allem, wenn wir unsere Anruferin ausfindig gemacht haben.«
»Und einen ganz normalen Überfall schließt du aus?«
»Was verstehst du unter ganz normal?«, fragte Durant zurück und begab sich ins Arbeitszimmer. »Nichts ist normal, wenn jemand so bestialisch umgebracht wird. Wer immer das war, er ist sehr gezielt vorgegangen. Aber wie gesagt, wir müssen erst mal mehr über sie rauskriegen.« Sie deutete auf den Schreibtisch. »Ich wette, hier hat ein Notebook gestanden. Ringsum etwas Staub und die Größe der Fläche kommt auch hin. Hast du hier irgendwo was gesehen, das wie ein Computer ausschaut?«
»Nein. Wie kommst du darauf, dass sie einen PC hatte?«
»Frank, ich bitte dich, wer ein solches Arbeitszimmer hat, hat auch einen PC. Und viele Anwälte arbeiten auch noch zu Hause weiter, aber heutzutage schreibt doch kaum noch jemand mit der Hand. Ein paar Notizen vielleicht … Außerdem liegt hier das typische ISDN- oder DSL-Kabel auf dem Boden. Meinst du, die hat das nur zur Zierde gehabt?«, sagte sie bissig, um Hellmer gleich darauf entschuldigend anzusehen. »Sorry, war nicht so gemeint. Gehen wir raus und warten auf die andern, die müssten ja jeden Moment antanzen.«
Sie hatte es kaum ausgesprochen, als fast zeitgleich mehrere Fahrzeuge vor dem Haus hielten. Hellmer gab die Anweisungen an den Fotografen und die Spurensicherung, die Einzige, die noch fehlte, war Dr. Andrea Sievers von der Rechtsmedizin, die in dieser Nacht Bereitschaft hatte. Eine zierliche junge Frau Anfang dreißig, die aber schon jetzt bei ihren gestandenen Kollegen, allen voran Prof. Bock und Prof. Morbs, großen Respekt genoss. Sie hatte eine charmante, offene Art, mit der sie scheinbarjeden um den Finger wickeln konnte, und sie sah dazu noch gut aus. Jedenfalls gehörte sie zu dem Typ Frau, der Männer einfach hinterhersahen. Doch sie war Single, auch wenn das Gerücht die Runde machte, es gäbe jemanden in ihrem Leben, nur wer das war, konnte
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