Teuflische Versprechen
Telefon«, antwortete Berger schnell, bevor Durant die Frage aussprechen konnte.
»Was, da hat jemand über Telefon mitgehört, wie eine Frau umgebracht wurde?«
»Scheint so.«
»Wie heißt die vermeintliche Tote, und wo wohnt sie?«, fragte Durant in diesem unmissverständlichen Ton, den Berger nur zu gut kannte.
»Rita Hendriks, Gustav-Freytag-Straße.«
»Das ist ja gleich um die Ecke. Frank und ich übernehmen das«, sagte sie entschlossen. »Schon jemand vor Ort?«
»Nein, aber Sie werden eventuell jemanden brauchen, der Ihnen die Tür aufmacht.«
»Das kriegen wir schon hin. Und findet so schnell wie möglich raus, wer die anonyme Anruferin war. Ist noch was?«
Berger druckste herum, bis er es aussprach, den Blick schuldbewusst leicht gesenkt. »Ich hab das vorhin ganz vergessen, aber heute Morgen hat eine Frau Hendriks auf Ihrem Apparat angerufen und wollte Sie sprechen. Sie hatten zum Glück auf meinen Apparat umgestellt. Der Zettel liegt auf Ihrem Schreibtisch. Ich habe ihr gesagt, dass Sie erst am späten Nachmittag wieder zu erreichen sind, doch ihrer Stimme nachklang es auch nicht sonderlich dringend. Ich hab sie noch gefragt, ob ich irgendwas ausrichten könne, aber sie hat mit Nein geantwortet. Mein Gott, wenn ich gewusst hätte …«
»Kann jedem mal passieren, wir sind auch nur Menschen. Und wenn es wirklich dringend gewesen wäre, hätte sie’s auch Ihnen sagen können. Offensichtlich hat sie nicht damit gerechnet, in Lebensgefahr zu schweben. Komm, Frank, bringen wir’s hinter uns.«
»Um was geht’s denn?«, fragte Hellmer, der bis eben in ein Gespräch mit Durants Vater vertieft war.
»Erklär ich dir draußen.« Und an ihren Vater gewandt: »Paps, hier ist mein Schlüssel, Herr Berger wird dich nach Hause fahren. Ich klingle dreimal kurz hintereinander, damit du weißt, dass ich es bin.«
»Nein, ich warte hier auf dich«, entgegnete er ruhig. »Ich werde schon jemanden finden, mit dem ich mir die Zeit vertreiben kann. Mach dir um mich keine Gedanken, sind doch lauter nette Leute hier.«
»Wie du willst. Das ist Frankfurt, eben ein bisschen anders als das beschauliche München.«
»Geh nur«, sagte er verständnisvoll.
Auf dem Weg zum Auto berichtete Durant Hellmer: »Heute Morgen hat hier jemand angerufen und wollte mich sprechen. Unser Boss hat das Gespräch entgegengenommen und mir eine Notiz auf den Schreibtisch gelegt. Kann sein, dass diese Frau jetzt tot ist.«
»O Scheiße!«, stieß Hellmer hervor. »Zwei Morde innerhalb weniger Minuten. Und das ausgerechnet an deinem Geburtstag.«
»Ihr habt mir alle eine Riesenfreude bereitet, und dafür danke ich euch. Nur wenn es um Mord geht, wird alles andere mit einem Mal so unglaublich unwichtig. Aber noch wissen wir jagar nicht, ob es überhaupt einen Mord gegeben hat. Manche Leute erlauben sich …«
»Wenn die Frau, die angeblich tot sein soll, heute Morgen bei uns angerufen hat, dann ist sie tot. Ich glaube nicht an solche Zufälle.«
»Ich ja auch nicht«, seufzte sie.
Sie fuhren über die Bertramstraße am Hessischen Rundfunk vorbei bis zum Marbachweg, bogen links ab und kamen nur fünf Minuten später in der Gustav-Freytag-Straße an, wo sie einen Parkplatz in unmittelbarer Nähe des Hauses, in dem Rita Hendriks wohnte, fanden. Nur im ersten Stock des viergeschossigen modernen Blocks brannte Licht, das durch die zugezogenen Vorhänge schimmerte. Hellmer klingelte, wartete, und als sich niemand meldete, versuchte er es erneut. Die Haustür war verschlossen. Er klingelte bei den anderen drei Parteien, von denen aber offensichtlich niemand zu Hause war.
»Wir müssen wohl oder übel rein, doch bei diesem Schloss versagen selbst meine Künste.« Er griff zum Handy und forderte einen Schlüsseldienst an. »In spätestens zehn Minuten ist jemand hier. Mal gespannt, was uns erwartet.«
Um sieben Minuten nach acht traf endlich der Mann vom Schlüsseldienst ein. Für die Haustür benötigte er fast fünf Minuten, die Wohnungstür hatte er in wenigen Sekunden geöffnet. Hellmer unterschrieb den Auftrag und gab ihm noch seine Karte, bevor der Mann sich verabschiedete. Vor dem Betreten der Wohnung zogen sich Durant und Hellmer Handschuhe und blaue Plastikgamaschen über, um keine Spuren zu hinterlassen und zu verwischen und der Spurensicherung die Arbeit nicht zu erschweren.
»Mein Gott«, murmelte Hellmer, der sich mit der Zunge über die trockenen Lippen fuhr, als er das Chaos sah, »da hat jemand ganze Arbeit
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