Teuflische Versprechen
geleistet.«
Durant erwiderte nichts darauf, ihr stockte der Atem. Sie hatte schon viele Tote gesehen, aber dieser Anblick prägte sich ihr ganz besonders ein. Rita Hendriks lag auf dem Boden, die blutunterlaufenen Augen weit aufgerissen, als würden sie auf einen imaginären Punkt an der Decke starren, das Gesicht und ein Großteil des fast nackten Körpers mit Schnittwunden übersät. Im Fernsehen lief eine Serie, auf dem Wohnzimmertisch stand ein halbvolles Glas mit einer klaren Flüssigkeit. Durant schnupperte daran und meinte: »Riecht nach Wodka. Sie muss von ihrem Mörder überrascht worden sein.«
»Wie kommst du darauf?«
»Nur ein Glas. Sie hat keinen Besuch erwartet.«
»Und was ist mit den Blumen?«, fragte Hellmer und deutete auf den noch in Cellophan verpackten Strauß.
»Da ist eine Karte drin, hol sie mal vorsichtig raus und lies, was draufsteht.«
Nach einer Weile sagte Hellmer: »Da scheint jemand einen sehr makabren Humor zu haben. ›Schöne Grüße von einem lieben Freund. Hoffentlich halten sie bis zu deiner Beerdigung.‹ Keine Unterschrift, logisch.«
»Also ist sie überrascht worden, wie ich schon vermutet hatte«, bemerkte Durant nachdenklich. »Unser Mann hat sich allem Anschein nach als Bote vom Fleurop-Service ausgegeben. ’ne ganz simple Masche, es klingelt, sie geht an die Sprechanlage, draußen steht der Bote mit den Blumen, und sie ahnt natürlich nicht, dass er ihr Mörder sein könnte. Das war eine eiskalt geplante Tat.« Sie beugte sich über die Tote und betrachtete den zerschundenen Körper. »Was hast du heute Morgen von mir gewollt?«, fragte sie leise, als könnte Rita Hendriks sie hören. »Und wieso wolltest du ausgerechnet mich sprechen? Du kennst mich doch gar nicht. Also, was wolltest du von mir?«
»Sie wird dir keine Antwort mehr geben können, es sei denn, du bist ein Medium«, meinte Hellmer lapidar, während er sich in der Wohnung umsah. »Kennst du die Frau wirklich nicht? Überleg mal genau, vielleicht hast du sie ja doch schon mal gesehen.«
»Nein, definitiv nicht. Außerdem habe ich ein exzellentes Personengedächtnis. Ihr Gesicht oder zumindest das, was noch zu erkennen ist, sagt mir gar nichts. Die ist ziemlich langsam gestorben, sieht fast so aus, als hätte man sie gefoltert. Verflucht grausam. Aber sie ist noch warm, das heißt, sie kann noch nicht lange tot sein. Maximal eine Stunde. Ruf unsere Leute an, die sollen sich auf den Weg machen.«
»Hast du auch schon eine Theorie, wie sie gestorben sein könnte?«
»Vielleicht erdrosselt. Zumindest deutet einiges darauf hin, die punktförmigen Blutungen in den Augen, der Hals ist ein einziges Hämatom, abgesehen von dem Schnitt unter der Kehle. Aber der war nur zur Zierde, genau wie die andern Schnitte. Und sie hat sich bis zum Schluss gewehrt, ein paar ihrer Fingernägel sind abgebrochen. Die muss wahnsinnig gelitten haben.«
»Und wer ist die Frau, die alles mitgehört hat?«
»Das kriegen wir hoffentlich bald raus, selbst wenn unsere Unbekannte von einem Handy aus angerufen haben sollte.« Sie schürzte die Lippen und schüttelte kaum merklich den Kopf. »Ihr Mörder hat was gesucht«, wechselte Durant das Thema. »Er hat ihre Handtasche ausgekippt, und auch sonst schaut’s nicht so aus, als ob Frau Hendriks in dieser Unordnung gelebt hätte, auch wenn ich schon in Wohnungen war, die wie eine Müllhalde aussahen. Mich interessiert, was sie von Beruf ist. Ihre Kleidung hat sie jedenfalls nicht bei C&A gekauft. Und die Wohnung war bestimmt auch nicht billig, ist esin dieser Gegend sowieso nicht. Allein wenn ich mir die Einrichtung angucke.« Sie suchte zwischen den Utensilien, die auf dem Boden lagen, und fand eine Karte. »Sie war Rechtsanwältin. Familienrecht. Hier«, sagte sie leise und reichte Hellmer die Karte.
Der warf einen kurzen Blick darauf und meinte: »Hm, da hat man meistens mit Scheidungsfällen zu tun. Vielleicht ein Scheidungsopfer, das sich jetzt gerächt hat.«
»Frank, ich bitte dich!«
»Hältst du das für so ausgeschlossen? Wir haben doch schon die unmöglichsten Sachen erlebt.«
Durant entgegnete nichts darauf. Hellmer wählte Bergers Nummer und forderte die Spurensicherung, einen Fotografen sowie einen diensthabenden Rechtsmediziner und die Männer vom Bestattungsinstitut an. »Die Jungs und Mädels sind unterwegs, die eine Hälfte in der Taunusanlage, die andere Hälfte gleich hier. Wenn jetzt noch ein dritter Mord passiert, haben wir keine Leute mehr«, erklärte
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