Teuflischer Pakt - Thriller
tun hatte, und das Rechtssystem gehörte dazu. Manchmal entkam der Schuldige der wahren Gerechtigkeit, wenn es so etwas überhaupt gab, ohne dass man dem System einen Vorwurf machen konnte. Doch er hatte nicht die Absicht, ihr Material für einen weiteren Artikel zu liefern, geschweige denn sich zitiert zu sehen.
»Wir tun unser Bestes. Und ich glaube, jetzt haben Sie Ihre Frage gehabt.«
»Das hier bleibt unter uns, wenn es das ist, was Sie beunruhigt. Ich will es einfach nur für mich wissen. Glauben Sie, dass Sie den Opfern und deren Familien Gerechtigkeit zuteilwerden lassen?« Sie sagte es, als bedeute es ihr etwas, und als sie ihn ansah, wirkte sie wie ein junges Mädchen, dessen Illusionen über das Leben noch intakt waren. Zeigte die zynische Reporterin da echte Leidenschaft oder Idealismus? Vielleicht hatte sie Joe Logan mit dieser Seite für sich eingenommen.
»Wir sind nur Teil des Prozesses, aber es gelingt uns hoffentlich öfter, als es uns nicht gelingt.«
Wieder lächelte sie, diesmal eher nachdenklich, und rutschte
auf dem Stuhl zurück. »Okay, ich verstehe, was Sie sagen wollen. Danke, dass Sie so ehrlich sind. Nur noch eine Kleinigkeit, ich bin einfach von Natur aus neugierig …«
»Was?«
»Fühlen Sie sich eher als Italiener oder als Schotte? Ich meine, Sie sehen so italienisch aus, aber …«
Sie blickte ihn erwartungsvoll an. Wieder schien ihr Interesse echt zu sein. »Als Italiener, nehme ich an, obwohl ich in Edinburgh geboren und aufgewachsen bin. Aber meine ganze Familie stammt aus Italien. Die meines Vaters kam ursprünglich aus einer kleinen Stadt namens Picinisco in der Region Latium, nicht weit weg von Rom. Jetzt haben wir aber genug über mich geredet. Sie sind dran. Warum ist das Thema vermisste Menschen so wichtig für Sie?«
Sie nippte an ihrer Cola und sah ihn einen Augenblick an, ehe sie das Glas abstellte. »Normalerweise spreche ich nicht darüber, aber vielleicht verstehen Sie es, wenn ich es Ihnen erzähle, und lassen mich dann in Ruhe.«
»Das kann ich nicht versprechen«, sagte er und trank einen Schluck Wasser.
»Ich habe Jennie zum ersten Mal vor einigen Jahren getroffen. «
»Jennie?«
»Jennifer Collins. Ich zitiere sie in dem Artikel. Ihre Tochter Laura wird vermisst.«
»Ja, jetzt erinnere ich mich.«
»Ich habe damals einen Artikel über Menschen geschrieben, die Preisausschreiben gewinnen. Sie wissen schon, sie machen bei jedem Preisausschreiben mit und gewinnen Kühlschränke und Autos und Ferienreisen. Für manche Leute ist es mehr oder weniger eine Vollzeitbeschäftigung, und Jennie war ziemlich erfolgreich. Ob Sie es glauben oder nicht, sie hat einmal sogar einen Preis dafür bekommen, dass sie bei Preisausschreiben gewinnt.«
»Ich dachte, sie hatte schreckliche private Probleme, nachdem ihre Tochter vermisst wurde.«
Sie nickte. »Sie hatte einen Nervenzusammenbruch, leidet immer noch unter Depressionen und nimmt jede Menge Tabletten. Ich vermute, die Preisausschreiben sind für sie eine Art Beschäftigungstherapie, und sie kann es von zu Hause aus tun. Sie ist psychisch zu labil, um einen richtigen Job anzunehmen. Vor ein paar Jahren hatte sie einen Autounfall und sitzt jetzt im Rollstuhl, es ist nicht so leicht für sie, aus dem Haus zu kommen. Manche Menschen haben einfach kein Glück, oder? Das Verschwinden ihrer Tochter hat sie völlig zerstört. Wie auch immer, als ich sie interviewt habe, erzählte sie mir die ganze Geschichte mit Laura. Ich habe sie im Hinterkopf behalten, und als Kirstie Jensons Leiche gefunden wurde, beschloss ich, etwas darüber zu schreiben. Wir gehen in diesem Land wirklich schlecht mit dem Thema um, und irgendetwas muss getan werden.
»Es ist schon viel besser geworden.«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich finde, es ist nach wie vor eine Schande. Irgendwo, sagen wir in Yorkshire, taucht eine Leiche auf, und wenn man nicht zufällig einen Ausweis bei ihr findet, ist es fast unmöglich, sie mit dem Kind in Verbindung zu bringen, das zehn Jahre zuvor in Cornwall verschwunden ist. Man muss sich nur anschauen, wie in den USA damit umgegangen wird, um zu begreifen, wie rückständig wir sind. Dort managt das FBI das Ganze.«
»Das machen Sie in Ihrem Artikel sehr deutlich«, sagte er, »aber ich verstehe immer noch nicht, warum Sie so ein persönliches Interesse daran haben.«
Sie seufzte und wandte den Blick ab. »Ich hatte eine ziemlich schlimme Kindheit. Meinen Vater kenne ich nicht, und meine Mutter starb, als ich
Weitere Kostenlose Bücher