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Teuflischer Sog

Teuflischer Sog

Titel: Teuflischer Sog Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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wollten sie überprüfen, wie lange die Männer in Position bleiben konnten und immer noch kampfbereit waren. Die Sergeants schätzten vier Stunden. Er tippte eher auf drei.
    Dann kleidete er sich zu Ende an und trank den Rest seines Kaffees. Sein Magen knurrte zwar, aber er beschloss, das geheimnisvolle Schiff noch vor dem Frühstück zu inspizieren. »Wecken Sie Leutnant Jimenez.«
    Sie brauchten eine Viertelstunde, um mit einem der Arbeitsboote die Bucht zu überqueren. Die Wirkung der Warmluftrohre mit ihren winzigen Löchern war erstaunlich. Die Bucht war nicht nur eisfrei, sondern die Luft direkt darüber zehn Grad warm, während sich die Temperatur in der Basis bei eisigen dreiundzwanzig Grad minus bewegte. Außerhalb der Bucht hob und senkte sich die Eisdecke mit den Wellen, als die ersten Vorboten des Sommers sie aufzutauen versuchten. Zum freien Ozean führte eine Rinne, die von einem Eisbrecher ständig freigehalten wurde, um die lebenswichtige Verbindung zur Heimat zu erhalten.
    Das Arbeitsboot passierte eine der Ölbohrinseln, die nahe genug lag, um erkennen zu können, dass ihre Tarnung aus miteinander vernieteten Metallplatten bestand, die entsprechend geformt waren, so dass die ganze Insel wie ein Eisberg aussah. Aus einer Entfernung von fünfzig Metern war die Tarnung lediglich an den massiven Stahlstützen zu erkennen, die unter dem weißen Saum hervorlugten.
    In Höhe der schmalen Einfahrt der Bucht überquerten sie eine Zone aufgewühlten Wassers. Das war der Vorhang aus warmer Luft, der von den Röhren auf dem Grund aufstieg und so verhinderte, dass Eisschollen in die Bucht trieben. Für die wenigen Sekunden, die es dauerte, um diese Zone zu überqueren, verspürte Espinoza seit seiner Ankunft in der Antarktis zum ersten Mal so etwas wie Wärme.
    Dann aber wandte er seine Aufmerksamkeit dem Schiff zu. Es war alt, das stand fest, und vermittelte etwas Spukhaftes, selbst wenn er nicht gewusst hätte, dass es verlassen war. Der Rumpf war ein Mischmasch aller möglichen Schiffsfarben, fleckig und streifig, wie von Kinderhand aufgepinselt. Die Aufbauten waren vorwiegend weiß, und der einzige Schornstein zeigte ein verwittertes Rot. Es verfügte über fünf Kräne, drei vorn und zwei an achtern, und war damit das, was bei Seeleuten als stick ship bekannt ist. Seit der Containerverkehr den Seehandel beherrschte, wurden solche Schiffe als überholt betrachtet, und die meisten waren tatsächlich längst verschrottet worden.
    »Was für ein Rosteimer«, meinte Leutnant Jimenez. »Ich wette, dass sogar die Ratten den Kahn freiwillig verlassen haben.«
    Während sie sich näherten, konnten sie erkennen, dass es allerdings kein kleines Schiff war. Espinoza schätzte seine Länge auf gut über einhundertfünfzig Meter. Sein Name war schwer zu erkennen, denn die Farbe war verblasst und voller Rostflecken, aber er konnte immerhin sehen, dass das Schiff auf den Namen Norego getauft worden war.
    Der Rumpf hatte sich mit dem Bug etwa sechs Meter weit auf den Kiesstrand geschoben. Ein anderes Arbeitsboot hatte unweit des massiven Bugs angelegt, und eine Gruppe von Männern stand nun dort. Einer richtete soeben eine Ausziehleiter aus Aluminium auf, die lang genug erschien, um bis zur Reling zu reichen. Aber auch nur so gerade.
    Espinozas Boot manövrierte neben das erste, und ein Mannschaftsmitglied warf einem der Soldaten eine Leine zu. Er zog das Boot so nahe wie möglich zu sich heran, während ein anderer Matrose eine Gangway herunterließ, die eigentlich nicht mehr war als ein vier Meter langes, stabiles Holzbrett. Sergeant Lugones grüßte zackig, sobald die gefütterten Stiefel des Majors den steinigen Strand betraten. Der Himmel war klar, wenigstens dieses eine Mal, und die Temperatur wirkte mit milden fünfundzwanzig Grad minus beinahe angenehm.
    »Ein toller Anblick, nicht wahr, Sergeant?«
    »Ja, Sir. Das verdammteste Ding, das ich je gesehen habe. Wir haben es beim ersten Tageslicht entdeckt und sind sofort rausgefahren, um es uns anzuschauen. Ich entschuldige mich bei dem Herrn Major, aber ich hielt es für das Beste, dass Sie im Bett bleiben und sich noch ein wenig Schönheitsschlaf gönnen.«
    Bei jedem anderen wäre das als grobe Subordination betrachtet worden, aber der knorrige Sergeant hatte sich das Recht, seinen kommandierenden Offizier von Zeit zu Zeit zu hänseln, mehr als verdient.
    »Bei Ihrer Fresse würde noch nicht mal ein dreißig Jahre langes Koma helfen«, gab er zurück, und die

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