Teuflischer Sog
mit Marc und Eric, dass dies der einzige Punkt war, an dem man die Insel betreten konnte, daher war er ziemlich zuversichtlich, dass seit langem niemand mehr hier gewesen sein mochte.
Sie hatten batteriegespeiste ferngesteuerte Bewegungsmelder mitgebracht, die ein Alarmsignal drahtlos an Cabrillos Laptop senden konnten. Er versteckte mehrere davon am Ufer, und zwar mit landeinwärts gerichtetem Überwachungsbereich, damit sie von der Bewegung der Wellen, die an den Strand rollten, nicht ausgelöst wurden. Das war das Beste, was sie zu zweit tun konnten.
Der Weg zum Schacht war dicht zugewuchert und testete die Geländegängigkeit des SUV bis an ihre Grenzen. Kleine Bäume und Büsche verschwanden unter der vorderen Stoßstange und kratzten am Fahrgestell. Juan entdeckte Hinweise darauf, dass Pine Island weiterhin besucht wurde, obwohl der Zutritt ausdrücklich verboten war. Es gab mehrere Feuerstellen, wo Jugendliche aus der Umgebung campiert hatten. Abfälle vergangener Partys verunzierten die Lichtungen, und längst verblichene Initialen waren in einige Bäume geschnitzt worden.
»Das dürfte wohl die hiesige Version der Lovers’ Lane sein«, meinte Max.
»Komm bloß nicht auf dumme Ideen«, warnte Juan grinsend.
»Keine Sorge, deine Tugend bleibt unangetastet.«
Der Bereich unmittelbar um den Schacht herum hatte sich seit dem denkwürdigen Besuch der Ronish-Brüder im Dezember 1941 nur wenig verändert, bis auf eine nicht zu übersehende Ausnahme. Auf der Öffnung war eine Stahlplatte mit Schraubbolzen im Gestein verankert worden. Inzwischen war sie völlig verrostet, nachdem sie während der vergangenen mehr als dreißig Jahre, seit man sie auf James Ronishs Betreiben installiert hatte, den Elementen ausgesetzt gewesen war. Aber sie war noch immer stabil. Mark hatte sie davor gewarnt, also waren sie darauf vorbereitet.
Der eigentliche Unterschied befand sich aber im Meer, wo Betonpfeiler in einer Reihe quer zum Einlass in die schmale Bucht in den Meeresgrund getrieben worden waren. Als Dewayne Sullivan versucht hatte, den Schacht trockenzulegen, hatte er die Bucht abgesperrt, weil sie aller Wahrscheinlichkeit nach die Wasserquelle war, die seine Pumpen jeden Tag aufs Neue scheitern ließ. Seitdem hatte sich der kleine Meeresarm zwar wieder mit Wasser gefüllt, das sich aber offenbar nicht bewegte, was darauf schließen ließ, dass der Kofferdamm verhinderte, dass es sich mit dem Ozean vermischte.
Juan lud die Ausrüstung aus, während Max einen Gasschneidbrenner zu der Stahlplatte schleppte. Die Platte war zu dick, um sie durchzuschneiden, daher konzentrierte er sich auf die Schraubenköpfe. Bei einer Schweißflamme von mehr als dreitausend Grad Celsius hatten die Bolzen keine Chance. Er schnitt alle acht Köpfe ab und drehte den Schweißbrenner zu. Der Geruch von geschmolzenem Stahl wurde von dem ständigen Wind schnell vertrieben.
Der Zughaken an der Winde, die an der Stoßstange des SUV angebracht war, legte sich über die Stahlplatte, und als Hanley das Zugseil spannte, rutschte die Platte über die Steine und öffnete das gähnende Erdloch, das die Leute nun schon seit Generationen anlockte.
»Ich kann einfach nicht glauben, dass ich gleich im Treasure Pit tauchen werde«, sagte Juan. »Als Kind habe ich Dewayne Sullivans Expedition in den Zeitungen verfolgt und immer davon geträumt, zu seinem Team zu gehören.«
»Das muss ja eine typische Westküsten-Attraktion sein«, erwiderte Max. »Ich hatte bis zu Murphs und Stoneys Vortrag noch nie etwas von dieser Stelle gehört.«
»Außerdem hat du keinen Sinn für solche Schrullen«, hänselte Cabrillo und erinnerte an Eric Stones frühere Bemerkung.
Die Tauchausrüstung, die sie in Seattle bestellt hatten, war ein Spitzenprodukt. Juan stand ein Vollgesichtstauchhelm mit einer glasfaseroptischen Audio- und Datenverbindung zu Max, der an der Erdoberfläche warten würde, zur Verfügung. Eine winzige Kamera, seitlich am Helm befestigt, gab Hanley die Möglichkeit, alles zu sehen, was Juan sah. Allein zu tauchen, vor allem unterirdisch, war nie eine gute Idee, aber wenn Juan etwas zustieß, während er sich in dem Schacht aufhielt, würde Max es sofort wissen und könnte ihn schnellstens wieder nach oben ziehen.
»Bist du bereit?«, fragte Max, nachdem Juan einen Werkzeuggürtel über seinen Tauchanzug geschnallt hatte.
Cabrillo gab ihm das O. K.-Zeichen. Taucher nehmen dazu niemals den Daumen, es sei denn sie wollen auftauchen. »Achte auf den
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