Texas Queen
mein T-Shirt auch! O nein!”
Anscheinend dachte Tilly sich nichts dabei, ein übergroßes T-Shirt und ein feuchtes Handtuch auf dem Küchenboden zu finden. Auch als Niki die Sachen möglichst beiläufig aufhob und in den Wäschekorb auf der hinteren Veranda brachte, sagte ihre Großmutter keinen Ton dazu.
Etwas anderes allerdings war Tilly aufgefallen. Sie hörte auf, die Pfannkuchen zu wenden und sah zu Niki. “Mein Liebes, du siehst heute Morgen aber wirklich erschöpft aus. Wirst du etwa krank?”
Peinlich berührt konnte Niki nur hoffen, dass sie nicht rot anlief. “Mir geht’s gut”, stammelte sie. “Ich … ich habe nur nicht so gut geschlafen.”
“Dann streng dich heute nicht zu sehr an.” Tilly nickte bekräftigend. “Diese Pfannkuchen sind fertig. Du kannst sie schon ins Esszimmer bringen.”
Das tat Niki, und dort sah sie sofort Clay, der neben dem Servierwagen, auf dem die Getränke standen, mit einer Gruppe von gespannt zuhörenden Gästen plauderte. Er sah überhaupt nicht erschöpft aus, sondern einfach nur wundervoll. Als er Niki entdeckte, zwinkerte er ihr lächelnd zu.
Empört wandte sie sich ab, um die Pfannkuchen unter die Wärmelampe zu stellen. Dieser Tag würde bestimmt nicht ihr bester sein.
Das kam davon, wenn man ein schlechtes Gewissen hatte …
8. KAPITEL
Niki hatte gerade den großen Aufenthaltsraum gesaugt, als mitten am Vormittag die Haustür aufging und eine Fremde hereinkam. Und was für eine Fremde!
Groß, schlank und makellos gekleidet. Sie trug ein enges pinkfarbenes Kostüm, das ihre wunderbare Figur betonte, und kam lächelnd auf Niki zu und streckte ihr die Hand entgegen. Je näher die Frau kam, desto stärker beeindruckte sie Niki. Sie musste zwischen fünfundvierzig und sechzig Jahren alt sein, und das blonde Haar trug sie nach hinten gesteckt. Sie war so perfekt geschminkt, dass Niki nur staunend dastand und fast verlegen wurde, als die Frau sie begrüßte: “Hallo, Niki. Ich bin Eve Hubbard.”
Damit hatte Niki am allerwenigsten gerechnet.
“Mrs Hubbard!” Niki ergriff die Hand der Frau und fragte sich, was dieser unerwartete Besuch zu bedeuten hatte. “Wir haben Sie gar nicht erwartet. Clay hat kein Wort davon gesagt, dass Sie uns besuchen kommen.”
“Er wusste es auch nicht, meine Liebe.” Mit leicht spöttischem Blick sah die Frau sich in dem rustikal eingerichteten Raum um. “Und bitte nennen Sie mich doch Eve.” Schlagartig wirkte sie sehr geschäftlich und blickte die verdutzte Niki durchdringend an. “Natürlich sind Sie der Grund, wieso ich hier bin.”
Niki biss die Zähne zusammen. “Dann fürchte ich, dass Sie umsonst hierhergekommen sind.”
“Das bleibt abzuwarten.” Prüfend musterte Eve die jüngere Frau, und ihre mit Kajal umrandeten Augen verengten sich zu Schlitzen. “Das ist doch von Mother Hubbard, was Sie da tragen.”
Überrascht blickte Niki an sich hinunter. Heute Morgen war sie so in Gedanken gewesen, dass ihr gar nicht bewusst geworden war, was sie anzog. Tatsächlich trug sie eine lavendelfarbene Jeans von Mother Hubbard. Dazu hatte sie ein farblich passendes T-Shirt an. “Sie haben recht”, gab sie zu. “Ich trage oft etwas von dieser Marke. Es ist angenehm auf der Haut, und der Stil gefällt mir.”
“Und an Ihnen sehen die Sachen ganz besonders gut aus.”
“Vielen Dank.” Nervös fragte Niki sich immer noch, was dieser unerwartete Besuch zu bedeuten hatte. “Also … Clay muss Ihnen doch bereits gesagt haben, dass ich von dem Wettbewerb zurücktreten werde.”
“Er hat so etwas in der Art erwähnt, aber ich habe nicht sonderlich darauf geachtet.”
“Mir ist es aber ernst damit, und er hat eingewilligt, mich nicht länger zu bedrängen. Im Grunde würde es mich nicht erstaunen, wenn er bereits über seine Abreise nachdenkt.” Während sie das sagte, wurde sie traurig, weil es gut sein konnte, dass er wegen der vergangenen Nacht abreiste. Niki hatte ihn mehr oder weniger vor die Wahl gestellt, den Wettbewerb oder eine Affäre mit ihr weiterzuverfolgen.
Immer noch wirkte Eve zweifelnd. “Das ist alles sehr seltsam”, stellte sie fest. “Dieser Wettbewerb ist für ihn schließlich genauso wichtig wie für die Siegerin.”
“Wieso das?”
“Ohne eine passende Cowgirl-Queen ist sein Job als Vertreter unserer Marke ebenfalls beendet. Mit einer entsprechenden Partnerin allerdings kann er weiter als Sprecher unseres Konzerns in der Öffentlichkeit auftreten.”
“Na, so tragisch kann es
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