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Texas

Texas

Titel: Texas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Michener
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indianischen Häuptling auszuspielen.
    Man nannte ihn El Turco, denn die Soldaten fanden, er sehe wie ein Türke aus, obwohl keiner von ihnen je einen Türken zu Gesicht bekommen hatte. El Turco hatte nur ein einziges Ziel vor Augen, und diesem Ziel war alles andere untergeordnet: Coronado mit verschiedenen Tricks dazu zu bringen, nach Osten zu marschieren, wo das Heer in der unbewohnten Einöde umkommen würde. Wenn die Verwirrung ihren Höhepunkt erreicht hatte, würde er fliehen und sich zu seinem Heimatort Quivira durchschlagen.
    Und die Geschichten, die er erzählte! Er fing ganz vorsichtig an, denn zuerst versuchte er immer herauszufinden, was die Spanier hören wollten; dann schneiderte er seine Berichte so zu, daß sie ihnen gefielen. So erfuhr er durch ein Gespräch der Soldaten, bei dem er aufmerksam zugehört hatte, daß Münzen außerordentlich wertvoll waren - aber er hatte noch nie eine gesehen. Vorsichtig begann er: »Wir haben auch Münzen, müßt ihr wissen.« Als man ihn fragte, was das für Münzen seien, antwortete er auf gut Glück: »Es sind bunte Steine.« Um ihm zu demonstrieren, wie dumm er war, zeigten ihm die Männer Münzen aus Silber und Gold. Damit wurden diese beiden Metalle Bestandteil seines »Repertoires«.
    Gegenüber einer anderen Gruppe von Soldaten erwähnte er eines Tages mit einigen wenigen spanischen Wörtern ganz beiläufig: »In meinem Land besitzt der Große Häuptling einen Amtsstab aus etwas Hartem, das in der Sonne funkelt, gelblich, sehr schön.« Das Wort Gold erwähnte er zu diesem Zeitpunkt noch nicht, aber er konnte fast zusehen, wie seine
    Mitteilung im Lager die Runde machte. Als Coronado dann einmal vorbeikam und sich erkundigte - ganz unbeteiligt scheinend, als ob die Frage völlig unwichtig wäre -: »Hast du in deinem Land Dinge, die so hart sind wie dies hier?« und dabei auf sein stählernes Schwert wies, rief der Indianer: »O ja! Aber in meinem Land dürfen es nur die großen Häuptlinge besitzen. Es funkelt in der Sonne. gelblich. sehr schön.«
    Nur zwei Menschen im Lager waren sich der Tatsache bewußt, daß Cárdenas von diesem schlauen Spitzbuben hereingelegt worden war: El Turco selbst wußte es - und Garcila9o. »Herr Hauptmann«, sagte der Junge, als er sich eines Abends bei seinem Herrn zum Rapport meldete, »El Turco ist ein großer Lügner.«
    »Davon solltest du ja etwas verstehen.«
    »Ja, ich verstehe etwas davon. Mein Vater Marcos hat gelogen, weil er davon träumte, etwas Gutes zu tun. El Turco lügt, weil er etwas Böses tun will.«
    »Er hat uns von Gold in seinem Land erzählt, und um das zu finden, sind wir hierher nach Norden gekommen.«
    »Herr Hauptmann, er hat nicht uns etwas von Gold erzählt, wir haben ihm etwas davon erzählt.« Und er erklärte seinem Herrn, daß El Turco ihnen immer nur von Dingen erzählte, von denen sie ihn hatten wissen lassen, daß sie sie brauchten oder daran interessiert waren. Aber Coronado und die anderen wollten El Turco einfach glauben.
    Weil er seine Armee für den Marsch so gut wie möglich ausrüsten wollte, beschloß Coronado, seine Männer, die ja im Winter kämpfen sollten, mit warmen Mänteln auszustatten. Den Dörfern der Gegend wurde befohlen, dreihundert dieser Kleidungsstücke abzuliefern. Als sich das als unmöglich erwies, weil die Leute nicht genug Mäntel hatten, zogen die Soldaten lärmend durch die Stadt, hielten alle Indianer auf, denen sie begegneten, und rissen ihnen die Mäntel, die sie trugen, vom Leib. So erhielten sie etwa dreihundert Mäntel, ernteten aber gleichzeitig die Feindschaft der Dorfbewohner.
    Am nächsten Tag griffen die aufgebrachten Indianer die Spanier auf äußerst wirksame Weise an. Sie stahlen viele ihrer Pferde und trieben sie in ein geschlossenes Gehege, wo die Tiere wie wild im Kreis herumlaufen mußten. Dann töteten sie sie mit Pfeilen.
    Der wütende Coronado ließ Cárdenas kommen und befahl: »Umstellt das Dorf und erteilt ihnen eine Lektion!« Nachdem Cárdenas wie befohlen seine Truppe rings um die Häuser aufgestellt hatte, wies er zwei Hauptleute, Melgosa und Lopez, an, eine Aktion zu unternehmen, die beachtlichen Mut erforderte: »Brecht in eines dieser hohen Häuser ein, deren Erdgeschoß nicht verteidigt wird, kämpft euch zum Dach hinauf und schießt auf die Straße hinunter.« Als Melgosa loslief, um diesen Befehl auszuführen, rief er: »Komm mit, kleiner Kämpfer!« Und Garcila9o folgte der Aufforderung, ohne zu zögern.
    Nachdem sie das Dach

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