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Texas

Texas

Titel: Texas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Michener
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Waffen, die ihr Besitzer ihnen aufgeladen hatte, kaum zu sehen waren. Sobald er die Tiere zum Stehen gebracht hatte, brüllte er nach dem Notar, der seine Besitztümer beurkunden sollte.
    Garcila9o teilte seine Zeit nun zwischen Fray Marcos und seinem neuen Helden, dem wandernden Arsenal, Hauptmann der Infanterie Melgosa. Es machte dem jungen Spaß, mit ihm zusammenzusein, denn Melgosa war ein rüpelhafter, händelsüchtiger Mann, der nie davor zurückschreckte, sich gegen die Dünkelhaftigkeit der Kavallerie zu wehren.
    »Sieh sie dir bloß an!« höhnte er eines Abends, als die schwerfällige Karawane zum Stehen kam. »Da ist keiner unter diesen Gecken, der weiß, wie man ein Pferd bepackt. Wenn sie noch zehn Tage so weitermachen, sind die Tiere tot.«
    Besonders scharfe Kritik äußerte Melgosa an Kavalleriehauptmann Cárdenas: »Er sollte es besser wissen. Er hat ausgezeichnete Pferde, die besten, die man sich wünschen kann. Und er macht sie kaputt!«
    Eines Morgens, als die Kavallerie mit Aufpacken beschäftigt war, nahm sich Garcila9o ein Herz und sprach den Hauptmann an: »Warum verteilt Ihr Eure Lasten nicht gleichmäßiger, Herr?«
    »Ist das deine Sorge?«
    »Euer bestes Pferd bekommt tiefe Wunden.«
    »Kannst du es besser?« fuhr der Hauptmann ihn an.
    »Ja«, erwiderte Garcila9o, und als Cárdenas sah, wie fachmännisch der junge Maultiertreiber ein Tier bepacken und es versorgen konnte, wenn es entladen wurde, beauftragte er den Jungen, sich um seine Pferde zu kümmern.
    Die Wunden der Tiere heilten so schnell, daß der brummige Hauptmann eines Morgens, als die Expedition sich der nördlichen Grenze des besiedelten Mexicos näherte, den Jungen kommen ließ. »Du kannst diese braune Stute reiten«, sagte er. Und so wurde Garcila9o ein Angehöriger der Kavallerie.
    Als der Infanterist Melgosa den Jungen beritten sah, wurde er wütend: »Richtige Männer kämpfen zu Fuß. Die Kavallerie ist nur da, um Eindruck zu schinden!«
    Weil Garcila9o jetzt ein Reiter war, übertrug sich seine Ergebenheit auf Hauptmann Cárdenas, und je aufmerksamer er diesen heißblütigen Mann beobachtete, desto besser glaubte er zu verstehen, was Ehre bedeutete. Cárdenas war der jüngste Sohn einer Adelsfamilie, und das zeigte er ständig. Er war maßlos eingebildet, behandelte seine Untergebenen mit Geringschätzung und forderte jeden augenblicklich zum Kampf heraus, der nur den Anschein erweckte, seinen Stolz verletzen zu wollen. Mehr als Melgosa, mehr noch als
    Coronado selbst liebte Cárdenas die Brutalität in der Armee, die Gewaltmärsche, die schnellen Aktionen gegen lauernde Feinde, den Schwertkampf in enger Berührung und die militärische Gemeinschaft im Feld. Um vieles ernster als Fray Marcos, um vieles kampflustiger als Melgosa (der es zufrieden war, seine Arkebuse aus der Entfernung abzufeuern, wenn das den Zweck erfüllte) wurde Cárdenas für den Jungen zum Ideal eines spanischen Kämpfers und nahm bald Cabeza de Vacas Platz ein.
    Das Heer war schon einige Tage unterwegs, als Garcila9o zum ersten Mal beobachten konnte, welches Benehmen man von spanischen Caballeros erwartete. Er ritt im Gefolge des Feldzeugmeisters Samaniego, des stellvertretenden Kommandanten, als dieser schneidige Krieger, der im Kampf mit Indianern große Erfahrung besaß, in ein Dorf geschickt wurde, um Proviant zu kaufen. Dort wurde er in Erfüllung seiner Pflichten von einem verirrten Pfeil ins Auge getroffen und war sofort tot. Auf Befehl von Kavallerieoffizier Lopez, der Samaniegos Kommando übernommen hatte, trieben spanische Soldaten nun so viele Indianer zusammen, wie sie nur konnten. Dann spazierte ein Feldwebel zwischen ihnen umher und sagte: »Der da sieht so aus, als ob er aus jenem Dorf gekommen wäre.« Allein aufgrund dieser oberflächlichen Identifizierung wurde der Verdächtige mitgenommen und gehängt. Als eine lange Reihe von Leichen im Wind hin und her schwankten, zog das Heer weiter, überzeugt, daß zumindest die Indianer dieser Region gelernt hatten, nicht mit Pfeilen auf Spanier zu schießen.
    Während eine Vorausabteilung der Expedition das weite Ödland erreichte, das einmal Arizona heißen sollte, machte Garcila9o sich große Sorgen um seinen Vater, denn er wußte, daß die frechen Lügen des Fraters schon bald entdeckt werden würden. Und als die ersten Pferde an Erschöpfung eingingen und viele der Männer immer wieder unter ihren Lasten zusammenbrachen, begannen die Führer der Expedition, Marcos mißmutig

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