Texas
daß »unsere Kreditabteilung nicht mehr gewillt ist, Ihr Geschäft zu finanzieren«, und daß »wir alle meinen, es wäre besser, wenn Sie die Stadt verlassen würden«. Sie taten es.
Der Katholizismus stellte da schon ein größeres Problem dar, denn im Bezirk lebte eine nicht unerhebliche Zahl von Angehörigen dieser für gefährlich erklärten Religionsgemeinschaft, und selbst in eine so gut organisierte Stadt wie Larkin waren mehr eingesickert, als man angenommen hatte. Man hatte sie weiß Gott nicht willkommen geheißen und ihr geheimnisvolles Treiben stets aufmerksam verfolgt, aber sie waren wenigstens keine Schwarzen oder Juden oder Indianer, und so entschloß man sich am Ende, sie zumindest teilweise zu akzeptieren.
Als die Stadt endlich »gesäubert« und nur mehr von weißen Angehörigen der bedeutendsten protestantischen Bekenntnisse und einer Gruppe gesitteter Katholiken bewohnt war, mußte jeder zugeben, daß Larkin sich zu einer der vorbildlichsten
Städte in Texas entwickelt hatte. Die Männer sorgten für den wirtschaftlichen Wohlstand, die Frauen besuchten eifrig die Kirche, und die Kriminalitätsrate war kaum der Rede wert.
Wenn der Klan direkte Gewalttaten gegen Juden, Schwarze und Katholiken vermied, gegen wen richteten sich dann seine eigentlichen Aktivitäten? Am besten wird diese Frage mit einer Episode aus dem Jahr 1921 beantwortet. Es handelte sich da um einen Mann Mitte Fünfzig, Jake mit Namen, der als Hausmeister und Lackierer in der Chevroletwerkstätte arbeitete und schon seit Jahren in völlig ungeordneten Verhältnissen und in Sünde mit einer Frau namens Nora zusammenlebte. Die aufrechten Männer des Klans hielten nun die Zeit für gekommen, diesem gottlosen Zustand ein Ende zu setzen.
Um Korrektheit bemüht, erschienen sie an einem Dienstag abend mit einer brennenden Fackel vor Jakes Haus; in ihren sauberen weißen Gewändern, die Gesichter hinter Masken verborgen, überbrachten sie den beiden ihre Entscheidung: »Mit dieser unsittlichen Lebensweise muß Schluß sein in Larkin. Ihr müßt bis Freitag abend verheiratet sein oder die Folgen tragen.«
Jake und Nora brauchten keine Hochzeit und wußten auch nicht, wie sie eine Ehe eingehen sollten - selbst wenn sie hätten heiraten wollen. Sie hatten sich eine Lebensweise zurechtgezimmert, die ihnen zusagte.
Die Mitglieder des Klans, die Jake und Nora das Ultimatum überbracht hatten, beobachteten sie den ganzen Mittwoch über, um zu erfahren, was die beiden unternehmen würden; aber es geschah überhaupt nichts, und so gingen zwei eher gemäßigte Ku Kluxer am Donnerstag abend noch einmal zu Jake: »Jake, du scheinst uns nicht verstanden zu haben. Wenn du diese Frau nicht heiratest.« »Wer seid ihr eigentlich da hinter den Masken? Mit welchem Recht.?«
»Wir sind entschlossen, aller Unmoral ein Ende zu machen.«
»Laßt uns in Frieden!«
Der Ton der Besucher wurde unfreundlicher: »Morgen früh bringen wir euch zum Friedensrichter. Wenn ihr aber lieber in der Kirche heiraten wollt - Reverend Hislop hat sich bereit erklärt, euch zu trauen.«
»Raus mit euch!« schrie Jake, und die zwei Männer zogen sich zurück.
Der nächste Tag verging. Jake tat seine Arbeit in der Chevroletwerkstatt und zeigte keine Spur von Reue über seine hartnäckige Unmoral. Um acht Uhr an diesem Freitag abend traten sieben Ku Kluxer zusammen, beteten zu Gott, er möge sie mit Gerechtigkeit, Barmherzigkeit und Zurückhaltung vorgehen lassen, und marschierten mit einem brennenden Kreuz zu Jakes Haus. Nachdem sie das Kreuz vor der Eingangstür in den Boden gerammt hatten, riefen sie die zwei Übeltäter heraus.
Sie packten Jake und zogen ihm das Hemd aus. Dann schmierten sie ihm reichlich Teer auf den Rücken und klatschten mehrere Handvoll Federn darauf. Anschließend hoben sie ihn auf einen dicken Balken, den vier Ku Kluxer trugen, banden ihm die Füße unter dem Balken zusammen und hielten ihn fest, während sich die anderen maskierten Fugendwächter um die Schlampe Nora kümmerten.
Es war und ist überall auf der Welt das gleiche: Wenn Männer für die öffentliche Moral zu Felde ziehen, glauben sie die Frauen disziplinieren zu müssen. »Eure Kleider sind zu kurz!«
»Ihr führt die Männer in Versuchung!«
»Euer Betragen ist obszön!«
»Man muß euch lehren, was sich ziemt!« Vielleicht erklärt sieh das aus dem den Frauen innewohnenden Mysterium, ihrer Fähigkeit, Kinder zu gebären, und aus dem weitverbreiteten Verdacht, daß sie ein
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