Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Texas

Texas

Titel: Texas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Michener
Vom Netzwerk:
Stimmen zu gewinnen.
    Wie konnte ein Gegenstand von der Größe einer Wahlurne einfach so verschwinden? Nie fand sich dafür eine befriedigende Erklärung. Die Wahlkommission hatte sie einem Mr. Hernández übergeben, der sie einem Mr. Robles anvertraute, der ihren Empfang auch bestätigte. Er händigte sie einem Mr. Solorzano aus, und genau an diesem Punkt verschwand sie, denn Mr. Solorzano konnte beweisen, daß er sich zu der Zeit, als dies alles geschah, in San Antonio aufgehalten hatte.
    Die texanischen Zeitungen forderten eine genaue Untersuchung des Vorfalls, während die weniger parteiischen Blätter in New York und Washington darauf hinwiesen, daß die Zeit gekommen sei, der amerikanischen Politik das Stigma von Saldana County zu nehmen. Der Fall wurde noch komplizierter, als herauskam, daß der mysteriöse Mr. Solorzano Geld von den Herren in Washington erhalten hatte.
    In einer Zurschaustellung von Moral und Rechtschaffenheit ließ Horace Vigil ein Statement veröffentlichen, in dem er die Sorglosigkeit mancher Leute bedauerte. »Der Verlust dieser Urne schmerzt mich persönlich, weil sie, wären die Stimmen von einem Bundesrichter gezählt worden, bewiesen hätte, was ich schon immer behauptet habe: Die Angehörigen der Wahlkommission des Wahlkreises 37 sind ehrliche Männer. Sie sind nur ein bißchen langsam.«
    Diesmal hatte ihre Saumseligkeit einem guten Mann den Weg nach Washington geebnet.
    An einem grauen Oktobermorgen des Jahres 1922 rief ein Schuljunge, der am Fenster saß: »Schaut mal, was da kommt!« Seine Freunde liefen herbei und sahen drei große Lastwagen, die die Straße von Jacksboro herunterkamen. Sie hatten lange Holzbalken und Rohre geladen und beförderten überdies zehn der härtesten Burschen, die man je in Larkin County gesehen hatte. »Ein Bohrturm!« erscholl es aus dem Klassenzimmer.
    Die drei Schwerlaster rollten auf den Hauptplatz und blieben vor dem Büro des Sheriffs stehen, wo sich ein Fahrer nach dem Larkin-Teich erkundigte. Dann setzten sie sich nach Norden in
    Bewegung. Ihr Ziel war das Land, dessen Oberfläche den Yeagers, dessen Schürfrechte jedoch Floyd Rusk gehörten.
    Kaum hatten die drei Lastwagen die Stadt verlassen, erschien Rusk, begleitet von Dewey Kimbro, in seinem Kleinlaster. »Was ist los?« rief der Zeitungsherausgeber ihnen zu. Rusk schrie zurück: »Wir bohren nach 01!«
    Die halbe Stadt folgte den Lastwagen zu einer deutlich erkennbaren Senke östlich des Teichs, wo Rusk Nummer 1 erschlossen werden sollte. Was die Leute jetzt zu sehen bekamen, lieferte Gesprächsstoff für viele Tage, denn nachdem der neunundvierzigjährige Paul Yeager beobachtet hatte, wie die drei Männer von dem Leitfahrzeug darangingen, sein Tor zu öffnen und auf sein Land zu fahren, lief er hin, um zu protestieren: »Ich bin Paul Yeager. Das ist mein Land. Hier können Sie nicht rein!«
    »Sie haben uns nichts anzuschaffen, Mister«, erklärte ihm der Mann, der für den Bohrturm verantwortlich war. »Die Schürfrechte für dieses Stück Land liegen bei Mr. Floyd Rusk, und der hat uns den Auftrag erteilt.«
    »Da ist ja Rusk. Floyd, was zum Teufel.«
    »Es ist nur ein Bohrgestell, Paul. Wir glauben, da unten könnte es Öl geben.«
    »Ihr könnt hier nicht rein.«
    »Doch, das können wir. So steht’s im Gesetz.«
    »Ihr könnt doch mit diesen riesigen Lastern nicht über meine Felder fahren!«
    »Doch, das können wir, wenn wir für den Schaden aufkommen. So steht’s im Gesetz.« Sanft schob der dicke Floyd seinen Schwager zur Seite; die drei Laster fuhren hinein, bahnten sich einen holprigen Weg über das Feld und blieben an einer Stelle stehen, die der Creekologe Dewey Kimbro bestimmt hatte.
    Yeager ließ einen Anwalt kommen. Er sollte Rusk das Recht streitig machen, in den Besitz eines anderen einzudringen und einen Teil der Ernte zu vernichten, aber zu seiner Bestürzung mußte Yeager erfahren: »Er hat das Gesetz auf seiner Seite, Paul.«
    So sah die Stadt zu, wie Rusk Nr. 1 angebohrt wurde. Die Männer, die nach einem altmodischen System aus den ersten Jahren des Jahrhunderts vorgingen, machten sich wie ein Volk zielstrebiger Ameisen an die Arbeit. Sie hoben die Fundamente für die Aufstellung des Bohrturms aus, installierten die Tanks, in denen der Bohrschwand zur Analyse gesammelt werden würde, und errichteten das pyramidenförmige, zwanzig Meter hohe hölzerne Bohrgestell.
    Nachdem die Rollen auf dem Bohrturm befestigt und die Kabel durchgezogen waren, setzten die

Weitere Kostenlose Bücher