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Texas

Texas

Titel: Texas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Michener
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ganz so aus, als ob wir uns getäuscht hätten. Aber auf lange Sicht. vielleicht.« Er machte sich erbötig, ihnen ihre Schürfrechte für sechzig Cents den Hektar abzunehmen. Nachdem er große Flächen in der
    Tasche hatte, fragte er Kimbro: »Und was machen wir jetzt? Wir haben nur noch Geld für eine Aufschlußbohrung. Wo machen wir sie?«
    »Mich zieht es zum Teich hin«, antwortete Dewey. Sie marschierten ein Stück nach Westen. Auf einer kleinen Anhöhe bohrte Kimbro seine Ferse in den Boden. »Rusk Nummer zwei!«
    Dieselbe Bohrmannschaft machte sich an die Arbeit - und dieselben Mädchen blieben bei Nora wohnen, denn immer noch bestand gute Aussicht, auf Öl zu stoßen, und der Klan mußte sich fügen.
    Während Späher von neun großen Ölgesellschaften Dewey Kimbro nicht aus den Augen ließen, begann Floyd Rusk eine zweite trockene Bohrung, bei der die Teufe von neunhundertfünfzig Metern erreicht wurde. Jetzt ging ihm langsam das Geld aus. Doch als es kritisch wurde, zeigte sich Kimbro als echter Spekulant; er wollte mehr Geld riskieren. »So wahr mir Gott helfe, Mr. Rusk, wir brauchen mehr Schürfrechte. Und wenn Sie den Ehering Ihrer Frau versetzen müßten, tun Sie es, kaufen Sie welche! Jetzt können Sie es noch spottbillig bekommen, denn die Leute lachen über uns. Aber meiner Meinung nach muß das Feld zwischen Nummer eins und Nummer zwei liegen, und diese Konzessionen müssen wir bekommen.«
    »Sie müssen das Geld selbst auftreiben. Ich habe keins mehr.«
    So ging Dewey Kimbro also daran, in ganz Texas Leute für seine wilden Träume von einem Ölfeld im Norden Larkins zu begeistern, einer Gegend, in der man noch nie auch nur einen Tropfen Öl gefunden hatte. Er wandte sich an seine Freunde aus der Studentenzeit, junge Menschen, die zu Geld gekommen waren - das sie aber nicht riskieren wollten. Er belästigte seine Bekannten, die auf den Ölfeldern im Osten arbeiteten, aber sie glaubten zu wissen, daß Larkin keine Zukunft hatte. Und er redete auf jeden Spekulanten ein, der sich jemals Chancen ausgerechnet hatte, mit texanischem Öl zu Geld zu kommen.
    Er war natürlich nur einer von mehreren hundert Phantasten und Schwärmern, die in dieser Zeit des Ölfiebers dem texanischen Traum nachjagten und zu denen auch Floyd Rusk zählte. Denn als dem Dicken so recht bewußt wurde, daß er alle seine Ersparnisse und sogar seine Ranch für dieses Abenteuer eingesetzt hatte, überkam ihn plötzlich eine wahre Besessenheit, die Ölquelle zu erschließen, die, wie Dewey ihm immer wieder versicherte, unter den Feldern lag, deren Schürfrechte er sich gesichert hatte. Er war fest entschlossen, diese Probebohrungen bis zum Ende durchzustehen - aber er hatte kein Geld. Darum nahm er allen Mut zusammen, überwand sich und ging zu seiner Mutter.
    Emma Larkin Rusk war Sechsundsechzig Jahre alt, eine gebrechliche Frau, die nicht viel mehr als hundert Pfund wog. Unter ihren jetzt schütteren Haarsträhnen waren die Ohrenstümpfe zu sehen, und weil sie so mager geworden war, paßte die Nase aus Balsaholz nicht mehr so richtig. Aber Emma nahm noch regen Anteil am Leben und wußte, daß ihr unleidlicher Sohn in Schwierigkeiten steckte.
    »Meine ersten zwei Bohrungen haben nichts gebracht.«
    »Ich weiß.«
    »Aber wir sind sicher, daß wir bei der nächsten fündig werden.«
    »Warum bohrst du dann nicht?«
    »Kein Geld.«
    »Und du möchtest, daß ich dir welches leihe?«
    »Ja.«
    Sie saß mit gefalteten Händen da und musterte ihren so gar nicht liebenswerten Sohn, diesen Vielfraß, der nichts in seinem
    Leben richtig gemacht hatte. Jetzt sollte sie ihm ihre Ersparnisse leihen, das Geld, das es ihr ermöglichte, in ihrem eigenen Haus zu leben, statt ihm und Molly auf der Tasche zu liegen.
    Sie hatte keinen vernünftigen Grund, diesem unförmigen Mann das Geld zu leihen, wohl aber einen überwältigend sentimentalen: Er hatte ihr die Nase geschnitzt. Wegen dieser einen Geste liebte sie ihn, auch wenn ihre Beziehung ansonsten kläglich gewesen war. Floyd war ihr Sohn, und es hatte einen Punkt in seinem elenden Leben gegeben, da auch er etwas wie Liebe für sie empfunden hatte. Sie würde ihm das Geld leihen.
    Doch die Jahre hatten sie zu einer klugen Frau gemacht, und so schloß sie einen Handel, bevor sie ihm das Geld gab. »Wieviel Zinsen soll ich dir zahlen?« fragte er, und sie antwortete: »Keine. Aber ich möchte zweitausend Hektar für meine Longhorns, und zwar eingezäunt.« Floyd versprach sie ihr.
    Sorgenvolle

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