Texas
Männer ein Ende des Bohrseils an die riesige Windetrommel an, die es anzog und wieder fallen Heß, und das andere an den Bohrmeißel, der mit großer Kraft abwärts geschleudert werden würde, um das Loch zu graben. Sobald der Bohrturm stand, würde sich der Meißel nicht etwa rotierend in die Erde hineinwühlen, sondern durch die reine Gewalt des fallenden Gewichts in die Tiefe vordringen und den Fels zu Staub zermahlen.
Vierundzwanzig Stunden am Tag arbeiteten sich die Männer in die Geheimnisse der Erde hinein, kleideten das Loch mit Futterrohren und Teile des Schachts mit Zement aus und fischten wie Schuljungen nach Teilen, die abgebrochen waren und aus der Tiefe geholt werden mußten. Diese zehn Rauhbeine waren Menschen eines besonderes Schlags, wie Larkin sie noch nie gesehen hatte. Derbe Kraftprotze waren sie, unglaublich dreckig von der Arbeit am Bohrturm, ungeduldig gegenüber allen, die nichts mit der Bohrtechnik zu tun hatten, und gehörten doch zu den tüchtigsten Fachkräften des Landes. Es waren gewalttätige, katzenartig wilde Männer, die genau wußten, daß sie einen Finger oder einen Arm verlieren konnten, wenn der Schwengel außer Kontrolle geriet und sie nicht schnell genug zur Seite sprangen.
Bei der Arbeit bewahrten sie strengste Disziplin, aber in ihrer Freizeit taten sie, was sie wollten, wobei es vornehmlich um Saufen, Weiber und eine gute Pokerpartie ging. Damit gerieten sie natürlich in Konflikt mit dem Ku Klux Klan. Der Ärger begann damit, daß drei der Männer leichte Mädchen aus Fort Griffin kommen ließen und sie in Noras Haus einquartierten, wo immer noch der Creekologe Dewey Kimbro und seine Esther residierten.
Die Mitglieder des Klans erfuhren von diesem Lotterleben, und schon am zweiten Abend marschierten drei von ihnen in ihren Kapuzen zu Noras Haus, um dem Treiben ein Ende zu setzen. Die drei mit allen Wassern gewaschenen Bohrarbeiter, auf die sie dort stießen, empfingen sie ziemlich unfreundlich: »Was ist denn das für ein Scheiß? Zieht doch diese Nachthemden aus!«
»Wir warnen euch: Ihr habt die Folgen zu tragen, wenn diese Frauen nicht bis Donnerstag abend aus der Stadt verschwunden sind.«
»Wenn ihr noch mal in diesen Nachthemden hier aufkreuzt, reißen wir euch den Arsch auf! Und jetzt schaut, daß ihr weiterkommt!«
Wie angedroht, kamen die Ku Kluxer am Donnerstag abend wieder, aber die drei Beschützer der Damen aus Griffin hatte Nachtschicht und so begnügten sich die Moralhüter damit, die drei Mädchen verhaften und einsperren zu lassen. Als die Ölarbeiter nach einer harten Nacht auf dem Bohrturm zu Nora zurückkamen, erfuhren sie von der heulenden Frau: »Sie haben mich gewarnt, wenn die Mädchen wiederkommen, und das betrifft auch Esther, zünden sie mir das Dach überm Kopf an.«
Die Ölmänner marschierten schnurstracks zum Gefängnis und informierten den Gefängniswärter - nicht den Sheriff -, daß sie das Gebäude in die Luft sprengen würden, wenn die Mädchen nicht innerhalb von drei Minuten frei wären. Der Wärter ließ sie gehen, und unter lautem Gelächter und Gequieke stürmten die sechs Liederjane - drei Männer und drei Frauen - zu Nora zurück, wo sie zusammen mit Esther eine Party organisierten, die bis in die Morgenstunden dauerte.
Der Klan trat am Abend zusammen, um zu beraten, was mit diesen kriminellen Elementen geschehen sollte. »Ich meine, wir warten am besten, bis sie mit der Probebohrung fertig sind«, verkündete Floyd Rusk. »Wenn wir auf Öl stoßen - und Kimbro hat mir versichert, daß wir welches finden werden -, dann haben wir alle genug Geld, um diese Probleme später zu lösen. Ölarbeiter sind nun mal ganz besondere Leute.«
Und dabei blieb es. Denn wenn in Texas die Moral einem möglichen Ölvorkommen im Weg stand, war sie es, die beiseite treten mußte - für eine Weile.
Dewey Kimbro hatte sich mit Rusk Nr. 1 verschätzt. Auch in einer Teufe von neunhundert Metern war das Bohrloch völlig trocken. Larkins Ölboom schien geplatzt zu sein In Wahrheit hatte sich die Mühe aber doch gelohnt, denn in siebenhundert Meter Teufe hatte Dewey in der Spülprobe Spuren von ölführendem Sand entdeckt und nur Rusk davon unterrichtet. »Die Leute glauben, wir hätten die Lagerstätte verfehlt«, sagte er. »Kaufen Sie soviel Ölpachten wie möglich westlich von unserer trockenen Rusk Nummer eins auf. Der Sandstein ist vielversprechend!«
So ging Rusk kleinlaut von einem Grundbesitzer zum anderen. »Na ja«, sagte er, »sieht
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