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Texas

Texas

Titel: Texas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Michener
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eine List zu Land, aber ihr Grundbesitz war stets unrentabel; als der junge Otto schließlich Texas Ranger wurde, diente er für einen kärglichen Sold -wenn er überhaupt einen bekam; und man erwartete von ihm, daß er für die Kosten seines Pferdes, seines Gewehrs und seiner Kleidung selbst aufkam.
    Die Allerkamps arbeiteten sich Schwielen an die Hände, trotzdem dauerte es lange, bis sie einigermaßen gut leben konnten. Die zwei Familien Cobb aus Carolina und Georgia besaßen Sklaven, eine Egrenieranlage und ein gutgehendes Sägewerk; nicht so ihre Nachbarn in Jefferson. Von den hundert Sklaven der Cobbs lebten die neunzig Feldarbeiter in Armut; sie hatten genug zu essen, aber keine anständigen Häuser oder entsprechende Kleidung. Und während des Bürgerkriegs und in den Tagen der Reconstruction lernten sogar die Weißen in ihren Herrenhäusern Mühsal und Entbehrungen kennen.
    Als Fort Garner aufgelassen wurde, besaßen Emma Larkin und ihr Mann Earnshaw Rusk einige schöne Steinhäuser und viel Land, aber sie mußten sparsam wirtschaften und verloren um ein Haar ihren ganzen Besitz, weil sie nicht einmal einige wenige Dollar Bargeld zusammenkratzen konnten.
    So sah es in Texas aus: Land im Überfluß, ein kärgliches Leben, ein Traum von besseren Tagen. Doch nach der 1901 erfolgten Entdeckung unerschöpflicher Petroleumvorräte in Spindletop bei Beaumont begannen einige Texaner phantastische Reichtümer anzuhäufen, und in den zwanziger Jahren hatten sogar Familien weit im Westen, wie etwa die Rusks in Larkin County, teil am großen Segen. In Texas konnte einer den Sprung vom armen Bauern zum Ölmagnaten in einer Generation schaffen - oder an einem Wochenende.
    Nun rückte die immerwährende Armut Texas’ aus dem Blickfeld und wurde durch das protzige Zurschaustellen von Reichtum ersetzt. Fortan schrieb man die Geschichte des Staates in Dollarzeichen, gefolgt von hohen Zahlen. Da und dort wurde ein vom Glück besonders begünstigter Texaner sogar zum Milliardär. Zu Beginn der achtziger Jahre sah die Lage so vielversprechend aus, daß man allerorten in Texas verkündete: »Das kann immer so weitergehen!«
    Es gab guten Grund anzunehmen, daß Texas eine nationale Führungsrolle übernehmen werde, denn der damals durchgeführte Zensus ließ deutlich erkennen: Die Bevölkerung hatte so stark zugenommen - um 3009728 in zehn Jahren -, daß der Staat drei neue Sitze im Kongreß erhalten würde, während weniger vom Glück begünstigte Staaten im kalten Nordosten zweimal soviel verlieren mußten.
    Wie immer war das Öl der Vorbote einer glücklichen Zukunft. Als es, mit Hilfe der arabischen Staaten, auf dreißig Dollar je Barrel stieg, richtete Ransom Rusks Bank in Midland eine Botschaft an ihre Anleger: »Öl muß auf sechzig steigen. Expandieren Sie jetzt!« Und für die nächste Runde dieses außergewöhnlichen Glücksspiels wurden die nötigen Mittel bereitgestellt.
    In Texas beheimatete Luftlinien wie Braniff und Continental, der strengen Vorschriften von seiten der Flugsicherungsbehörde endlich ledig, flogen in viele neue Städte und machten astronomische Gewinne, und TexTek, die in Dallas angesiedelte Computer-Sensation, brach mit ihren Notierungen an der New Yorker Börse alle Rekorde. Mehr als zwei Dutzend Besitzer dieser Aktien waren zu Millionären geworden; drei oder vier Anleger - unter ihnen Rusk -, die schon früher eingestiegen waren, verdienten jeder an die fünfhundert Millionen.
    Die wahre Sensation aber stellten die Grundstückspreise in Houston dar, für die es keine Obergrenze zu geben schien. Ein Farmer, der im Norden oder Westen der Stadt Land besaß, konnte so gut wie jeden Preis verlangen -hundertzwanzigtausend für den Hektar oder auch zweihundertfünfzigtausend -, denn es gab genügend Interessenten, die genau wußten, daß sie den Hektar mit nur ein wenig Glück für mehr als zwei Millionen verkaufen konnten. Anleger aus Westdeutschland und Saudi-Arabien waren stark an Grundbesitz in Houston interessiert, doch die fetteren Gewinne kamen mit jenen mexikanischen Politikern, die ihr Land schamlos ausgebeutet hatten und ihr Vermögen jetzt in Hotels und Wohnpalästen in Houston anlegten.
    Nirgends war der texanische Optimismus deutlicher zu spüren als in Larkin. Die Woche, die am 2. November 1980 begann, hielt Ransom Rusk für die beste, die er je erlebt hatte. Er war siebenundfünfzig Jahre alt und hatte sich damit abgefunden, daß er den Rest seiner Tage ein angenehmes Junggesellenleben

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