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Texas

Texas

Titel: Texas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Michener
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machen!«
    Doch dann, als der Aufstieg Texas’ schon unaufhaltsam zu sein schien, kam es ganz allmählich zu Veränderungen, die alle diese neuen Werte zu zerstören drohten.
    Die Sherwood Cobbs auf ihrer Baumwollplantage westlich von Lubbock waren eine der ersten Familien, die es zu spüren bekamen. Eines Nachmittags geschah etwas, das an jenen Tag im Jahr 1892 erinnerte, als ein früherer Sklave in Jefferson mit der überraschenden Nachricht zu seinem Herrn gekommen war, daß Baumwollkapselkäfer das Herz der Baumwolle zerstört hatten. Diese Mitteilung hatte das Leben in Texas von Grund auf verändert. Auch diesmal kam ein Mann, der praktisch ein Sklave war, diesmal allerdings nicht schwarz, sondern braun, Eloy Múzquiz, ein illegaler mexikanischer Landarbeiter, mit einer Nachricht von ähnlicher Tragweite gelaufen: »Mr. Cobb! Tiefbrunnen Nummer neun - kein Wasser!«
    »Strom ausgefallen?«
    »Nein, haben wir probiert. Viele Funken.«
    »Vielleicht ist die Pumpe kaputt«, sagte Cobb mit einem flauen Gefühl im Magen, denn schon seit Monaten beobachtete er, daß der Grundwasserspiegel, von dem das ganze Gebiet um Lubbock abhing, bis zum Gefahrenpunkt gesunken war. Konnte das Versagen von Nr. 9, einem starken Brunnen, davon herrühren, daß die mächtige wasserführende Schicht, das Ogallala Aquifer, ausgetrocknet war? Er wagte nicht daran zu denken.
    Nur langsam war den Sherwood Cobbs in den ersten zehn Jahren ihrer Baumwollpflanzung in Levelland klar geworden, daß sie auf ein Paradies gestoßen waren. Das Land war so flach, daß kaum ein Horizont ausgemacht werden konnte, abschreckende Entfernungen trennten die Pflanzungen von Geschäften und Städten, und wenn die Sonne im Juni ernstlich an die Arbeit ging, betrug die durchschnittliche Temperatur Tag und Nacht, vier Monate lang, über dreiunddreißig Grad. Aber mit Klimaanlagen war es erträglich, und in den Wintermonaten fielen gar etwa dreißig Zentimeter Schnee -gelegentlich begleitet von extremen Kälteeinbrüchen.
    Nur selten überstieg die jährliche Niederschlagsmenge vierzig Zentimeter, aber solange die Tiefbrunnenpumpen arbeiteten, gelangte zuverlässig so viel Wasser aus dem Aquifer an die Oberfläche, daß die Baumwolle förmlich aus dem Boden zu springen schien. Das Resultat war mehr als befriedigend. Im Osten hatte ein Hektar zweieinhalb Ballen Baumwolle hervorgebracht; hier konnten fünf Ballen von ausgezeichneter Qualität geerntet werden. Die Gegend um Lubbock entwickelte sich zum größten Baumwollproduktionsgebiet Amerikas und zu einem der besten der Welt.
    Jetzt aber, als Cobb in seinen Kleinlaster stieg, um Nr. 9 zu inspizieren, ahnte er, daß die guten Jahre zu Ende gehen könnten. Nur wenige Minuten lang studierte er die stilliegende Pumpe, dann wies er Múzquiz an: »Hol die Ericksons!«
    Cobb biß die Zähne zusammen, als die Brüder Erickson ihm berichteten: »Es ist überall das gleiche. Das Ogallala ist so schnell abgesunken. Die Trockenperiode und die zusätzlichen Brunnen, die Ihre Leute gebohrt haben.«
    »Was soll ich denn jetzt machen?«
    »Alle Ihre Brunnen vertiefen.«
    »Um wieviel?«
    »Die Schichtstufe, auf der unser Teil des Ogallala ruht, liegt sechzig Meter tief. Die Brunnen, die wir vor dreizehn Jahren für Sie gebohrt haben, gehen nur dreißig Meter tief.«
    »Wie viele müßte ich vertiefen?«
    »Zwanzig.« Die Berechnungen, die sie ihm vorlegten, zeigten, daß das bloße Vertiefen eines bestehenden Brunnens mehr als doppelt soviel kosten würde wie einer der ursprünglichen fünf. Die Gesamtkosten für zwanzig Brunnen würden sich auf hundertfünfzigtausend Dollar belaufen.
    »Bleibt mir eine Wahl?« fragte Cobb. Die Brüder schüttelten den Kopf. »Leider nein.« Und der jüngere fügte hinzu: »Das Aquifer, die wasserführende Schicht, sinkt jedes Jahr ein wenig ab und wird bald unterhalb der Reichweite Ihrer gegenwärtigen Pumpen liegen. Aber wenn wir zur Schichtstufe hinuntergraben, müßte das für den Rest unseres Jahrhunderts reichen.«
    Mit den glühenden Sommern und den eisigen Wintern - und hin und wieder einem Tornado, damit auch ja keine Langeweile aufkam - herrschte ein rauhes Klima in der Gegend von Lubbock, aber es gab Entschädigungen dafür: Das gesellschaftliche Leben lenkte die Aufmerksamkeit von den Beschwernissen ab. Kultureller Mittelpunkt war die Universität. Sie hatte früher Texas Technological College geheißen, aber die Legislative hatte den Klagen eines
    Abgeordneten aus Westtexas Gehör

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