Texas
übrigens besser als das der meisten anderen Texaner. Jedesmal, wenn Lorenzo eine neue Ranch erwarb, hieß es: »Wir müssen Mesquite auf diesen Feldern roden, Cándido!«
Quimpers mexikanische Arbeitsgruppe begann 1969 auf dem ersten Feld mit elektrischen Sägen statt Äxten und leistete gute Arbeit: »Das Feld ist vollkommen frei.« Aber da der lästige Baum eine sehr lange Pfahlwurzel sowie unzählige Nebenwurzeln für jeden Zweig besitzt, wirkte das eifrige Absägen höchstens wie eine willkommene Veredelung. Fast zwei Jahre später mußte Quimper feststellen: »Mein Gott,
Cándido! Jetzt stehen ja mehr Mesquites auf dem Feld als vor dem Roden.«
Also brannten 1970 seine Arbeiter den Mesquitebestand ab, aber das war ein schrecklicher Fehler, denn die Asche stellte einen ausgezeichneten Dünger für die Wurzeln dar; ein Jahr später strotzten die Felder vor frischen Bäumen.
1972 befolgte Quimper den Rat von Fachleuten, fällte die Bäume noch einmal und behandelte die sichtbaren Wurzeln dann mit Säure. Damit zerstörte er sie tatsächlich. Doch die Säure erreichte nur sechs Prozent der Wurzeln, worauf die restlichen sich beeilten, die Lücken auszufüllen.
1974 besuchte eine neue Gruppe von Sachverständigen die Quimper-Ranches; unter ihnen befanden sich Männer von der großen King Ranch in Süd-Texas, die seit einem halben Jahrhundert gegen den Mesquite kämpften. Sie schilderten Quimper ihre neue Technik: »Wir sägen den Baumstamm dicht über dem Boden ab und ziehen dann mit Hilfe von zwei großen Traktoren eine Kette durch, die die Wurzeln tief im Boden abtrennt. So erwischen wir nicht nur die Hauptwurzeln, sondern die ganze Pflanze mit allen kleinen Nebenwurzeln.«
Drei Jahre lang sahen die Quimper-Ranches recht ordentlich aus, es standen nur sehr wenige Mesquites auf ihnen. Aber 1977 war der unbezähmbare Baum doppelt so stark vertreten wie zuvor. »Die Mesquites haben nur geschlafen, Mr. Quimper, und Kraft gesammelt.« Es gab so viele neue Bäume, daß Lorenzo 1978 beschloß: »Zum Teufel damit!« Seither wuchsen auf seinen wertvollen Feldern ein bißchen Gras für sein Vieh und eine Menge Mesquites, zwischen denen sich die Wachteln, die Hirsche und die wilden Truthühner verstecken konnten.
Da unser Juni-Treffen in der nahen deutschen Gemeinde Fredericksburg abgehalten wurde, forderte uns Quimper auf, den Abend davor auf seiner »Heimatranch«, wie er sie nannte, am Lake Travis westlich von Austin, zu verbringen. Als wir sein Wohnzimmer betraten, stellten wir fest, daß er seinen Mesquite endlich besiegt hatte. Er hatte Cándido angewiesen, die zweihundert großen Mesquitebäume zu fällen - die meisten von ihnen waren nicht höher als drei Meter, und ihr Durchmesser betrug nicht mehr als zwanzig Zentimeter -, und aus dem Kern der Stämme hatten seine Männer unzählige jeweils einen Zentimeter dicke Quadrate mit einer Seitenlänge von sieben Zentimetern geschnitten. Er hatte sie als Parkett verwendet, sie in einen massiven Zementfußboden eingesetzt und die Überfläche dann mit Schleifscheiben poliert. Als der Boden ganz eben war, hatte er eine dünne Schicht Silikonpaste aufgetragen, dann die Oberfläche poliert, bis sie glänzte, und das Ergebnis war ein sehr schöner Fußboden.
Fredericksburg ist eine der schönsten Kleinstädte von Texas. Es gibt dort eine ungeheuer breite Hauptstraße, gute deutsche Restaurants, europäische Musik und Einwohner, die sich über jeden Besuch freuen. Als wir zum Frühstück dort zusammentrafen, wurden wir von den Vertretern von sechs Minderheiten dieses Staates begrüßt: Deutschen, Tschechen, Italienern, Polen, Schotten und Wenden. Wir hätten mit zwanzig solchen Gruppen sprechen können, wenn wir genügend Zeit zur Verfügung gehabt hätten, denn Texas ist im Grunde ein Staat, der aus Minderheiten besteht.
Nach dem Lunch fuhren wir zweiundzwanzig Kilometer nach Osten zu zwei nahe beieinanderliegenden Naturschutzparks, von denen einer dem Bund, der andere dem Staat untersteht, und die dem Andenken an Lyndon Baines Johnson gewidmet sind. In der Mitte des Parkgebiets stand ein einfaches kleines Haus mit Blick auf den Pedernales, das in ein Freizeitzentrum umgewandelt worden war. Dort hielten wir unsere Nachmittagssitzung ab, bei der drei Wissenschaftler aus New
York und Boston Vorträge über die Bedeutung von Johnsons Amtszeit im Weißen Haus hielten.
Als unser Treffen um achtzehn Uhr dreißig zu Ende war, bereitete uns Quimper eine Überraschung: »Zum
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