Texas
sechzehnten Geburtstag unserer Tochter Sue Dene geben meine Frau und ich auf unserer Ranch eine kleine Party und laden Sie alle herzlich ein. Verbringen Sie die Nacht bei uns.«
Wir drängten uns also in den Limousinen zusammen, die Rusk und Miss Cobb bestellt hatten, und fuhren die etwa sechzig Kilometer zu Quimpers Ranch zurück.
Den Eingang zu der Ranch bildete ein massives steinernes Tor in altassyrischem Stil: Riesige Granitblöcke waren wild übereinandergetürmt, was sehr dramatisch wirkte. Nachdem wir unter diesen Steinen durchgefahren waren, wiesen uns Polizisten in Uniform, die für diesen Abend angeheuert worden waren, zu einem Sammelplatz, einer riesigen Grasfläche, wo mehrere hundert Gäste auf die weiteren Ereignisse warteten.
Nachdem wir aus den Wagen gestiegen waren, pfiff jemand auf einer Trillerpfeife, die Polizisten winkten, und eine Eisenbahn-Imitation aus neun Waggons, die von einer TraktorLokomotive gezogen wurde, tauchte auf, um uns dorthin zu bringen, wo die Geburtstagsparty des Mädchens stattfand. Der Zug fuhr über eine Landstraße, durch ein Eichenwäldchen und auf eine weitere Grasfläche, bei deren Anblick es uns den Atem verschlug.
Um seiner Tochter zu beweisen, daß er sie liebte, hatte Quimper einen kompletten Vergnügungspark gemietet. Es gab ein Riesenrad, zwei Karussells, Autoscooter, ein Spiegelkabinett, Ausrufer, die das Publikum zu den Buden lockten, und eine Reihe von Käfigen mit Löwen, Tigern und Bären. Sechs Clowns produzierten sich unermüdlich, und der Drahtseilakt war atemberaubend.
Auf dem Höhepunkt der Show brauste der Hauptclown in einem Mercedes 450 SL mit dem Nummernschild Q-SUE über den Rasen und überreichte dem Mädchen den Wagen als Geburtstagsgeschenk.
Es war eine fröhliche Party, und nach den Begriffen der Texanisch-Reichen gar nicht einmal protzig. Die Quimpers besaßen die Ranch, sie besaßen das Geld, und es machte ihnen Spaß, ihre Nachbarn zu bewirten. In weiser Voraussicht wollten sie aber vor allem sichergehen, daß ihre Tochter bei dieser Gelegenheit auch die richtigen jungen Männer kennenlernte.
Wir saßen in Quimpers Wohnzimmer und genossen das Ende des schönsten Tages, den unser Sonderstab je erlebt hatten, als plötzlich die gesamte Fassade zusammenbrach. Mrs. Quimper führte einen der Herren herein, die am Nachmittag Vorträge gehalten hatten, einen gewissen Professor Steer aus Harvard, achtundvierzig Jahre alt, verbindlich und selbstsicher auftretend, mit leicht ergrautem Haar und in einen maßgeschneiderten Anzug gekleidet. »Was für ein Zufall«, stellte er fest, während er nach einem Drink griff und sich setzte. »Mein Sohn hat mich hierhergeschleift. Er tanzt draußen mit den jungen Damen.«
»Wir freuen uns sehr, daß Sie gekommen sind«, meinte Quimper, der ihm einen Teller mit Köstlichkeiten vom Grill brachte.
Steer erkundigte sich: »Gelten Sie in Texas als Ölproduzent oder als Rancher?«, worauf Quimper erklärte: »In diesem Staat kann ein Mann dreißig Bohrtürme und nur eine kleine, wertlose Ranch besitzen, aber er wird sich trotzdem als Rancher bezeichnen.«
Rusk bemerkte liebenswürdig: »Ich habe viele Freunde, die in Texas nie einen Stetson tragen, sondern nur, wenn sie nach Boston oder New York fahren.«
Miss Cobb mischte sich ein. »Sie werden feststellen, Professor Steer, daß texanische Rancher mit ihren preisgekrönten Stieren, dem Piloten ihres Flugzeugs und ihrer unverheirateten Tochter angeben - genau in dieser Reihenfolge.«
Steer ließ sich durch die scheinbar herzliche Begrüßung täuschen. »Ich bin so froh, daß ich Sie hier treffe. Am Nachmittag habe ich gewisse grundlegende Dinge nicht angesprochen. Zu viele Leute haben zugehört. Ich hätte darauf hinweisen sollen, daß Lyndon Johnson Pech hatte, weil er ausgerechnet auf diese Art Präsident wurde.«
»Wieso?« fragte Quimper.
»John Kennedy, für den ich gearbeitet habe, war ein charismatischer Typ, hat gut ausgesehen, war gebildet und ein fähiger Führer. Für uns war Vizepräsident Johnson der typische Bewohner von Dallas, der Stadt, die den wahren Präsidenten ermordet hatte.«
Miss Cobb unterbrach ihn. »Dallas hat niemanden getötet. Das hat ein verrückter, ausgeflippter Bursche aus New Orleans bzw. Moskau getan.«
»Aber die Nation hat es als das Verbrechen von Dallas betrachtet. Ich habe Adlai Stevenson nach Dallas begleitet, als die weibliche Prominenz Ihrer Gesellschaft ihn anspuckte.«
»Das war nicht meine Gesellschaft«,
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