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Texas

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Titel: Texas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Michener
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miterlebt, wie sie einhundertsiebzig Millionen Dollar in The Ramparts, eine der luxuriösesten Wohnanlagen Houstons, investierten. Verärgert über diese schamlose Zurschaustellung von Reichtum durch Bürger eines Landes, das einen nicht abreißen wollenden Strom halbverhungerter Bauern nach Texas schickte, die dort Nahrung und Arbeit suchten, wandte sich Gabe an einen Professor der University of Houston, dessen Fachgebiet die lateinamerikanische Wirtschaft war. »Sagen Sie mir, Professor Shagrin, wie kommen diese Leute zu soviel Geld?« »Ganz einfach. Sie haben gelernt, noch gerissener zu sein als unsere New Yorker Bankiers.«
    »Ich kann Ihnen nicht folgen.«
    »Verständlich. Ich habe selbst zwei Jahre gebraucht, um hinter all ihre Tricks zu kommen. Also: Von Regierungsseite erfahre ich, daß unsere Großbanken lateinamerikanischen Ländern dreihundert Milliarden Dollar geliehen haben. Und aus ebenso zuverlässigen Quellen in den Empfängerländern erfahre ich, daß clevere Politiker und großkapitalistische Taschenspieler hundert Milliarden Dollar auf Schweizer Geheimkonten verschoben oder in geschäftliche Unternehmen in den Vereinigten Staaten abgezweigt haben.«
    »Was verstehen Sie unter abgezweigt?«
    »Würde Ihnen auf legale Weise unterschlagen oder geschickt requiriert oder einfach gestohlen besser gefallen?« Er lachte. »Für welchen dieser Termini Sie sich auch entscheiden, das Resultat ist immer das gleiche. Das Geld, das wir ihnen geliehen haben, befindet sich nicht mehr in dem Land, wo es, so hofften wir, einen guten Zweck erfüllen würde.«
    »Werden die ursprünglichen Darlehen je zurückgezahlt werden?«
    »Ich wüßte nicht, wie das geschehen sollte, da das Geld ja aus diesen Ländern verschwunden ist. Ich sehe auch keine Möglichkeit, wie die mexikanische Regierung zu dem Geld kommen soll, das Ihre sieben Politiker hier in Houston verschleudert haben.«
    »Als amerikanischer Steuerzahler würde ich gerne wissen, was geschehen wird, wenn sich die ursprünglichen Darlehen als uneinbringlich erweisen.«
    »Dreimal dürfen Sie raten. So oder so, Sie werden zahlen.«
    Gabe runzelte die Stirn. »Wenn das amerikanische Geld in Mexiko geblieben wäre, hätte es dann etwas gegen die Armut ausrichten können, die uns täglich vor Augen geführt wird?«
    »Sie berühren da einen wunden Punkt, Mr. Klinowitz. Von Anfang an war Mexiko sehr viel reicher als Texas. Was wir für unser Volk getan haben, hätten die auch für das ihre tun können.«
    »Was ist da schiefgelaufen?«
    »Ich gebrauche das Wort abgezweigt und vermeide damit eine moralische Verurteilung.«
    Klinowitz war nicht überrascht, als der Peso, seiner Stützung so schamlos beraubt, zu wanken begann. Von dreißig zum Dollar an einem, zu dreiundneunzig am nächsten Tag; später hundertsiebenundvierzig, dann hundertdreiundneunzig; und es drohte ein weiterer Verfall des Kurses. Klinowitz war darauf vorbereitet und reagierte fast belustigt, als die mexikanischen Politiker ein Notsignal gaben: »Bis auf weiteres den Bau einstellen!«
    Aber er war ein professioneller Immobilienmakler und sehr erleichtert, als die Mexikaner zusätzliches Kapital auftrieben und die Bauarbeiten wieder aufnahmen, denn wie er Maggie Morrison zu erklären versuchte: »Ich bekomme Bauchweh, wenn ein Kunde in Schwierigkeiten gerät.« Aber er fügte auch hinzu: »An deiner Stelle hätte ich ein Auge auf diese drei Türme von The Ramparts.«
    »Was könnte ich für die Ramparts-Leute tun?«
    »Ein mutiger Händler kann wahre Wunder vollbringen. Auf einem geschwächten Markt wird das große Geld gemacht. Schau dir doch den leerstehenden Büro- und Wohnraum hier in der Stadt an!«
    Maggie folgte seinem Rat und entdeckte, daß der jähe Sturz der Ölpreise zu zahlreichen Konkursen kleinerer Firmen geführt hatte, die dieser Industrie zulieferten, und das bedeutete, daß es Büroraum im Überfluß gab. Nicht weniger als drei Millionen Quadratmeter des besten Büroraumes von ganz Amerika standen hier in Houston leer. Und wenn sie abends an The Ramparts vorbeifuhr und die Hochhäuser der sieben mexikanischen Politiker sah, dachte sie jedesmal wieder: »Gabe hatte recht; diese Mexikaner stecken bis über den Kopf in Schwierigkeiten.«
    Der katastrophale Sturz des Peso gefährdete mehr als nur die mexikanischen Politiker. Entlang der Grenze, von Brownsville bis El Paso, fehlten plötzlich die dunkelhäutigen Menschen, die einst zu Tausenden die Brücken über den Rio Grande

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