Texas
hatte andere Ursachen. »Es geht um die Apachen. Sie kommen immer näher, und ich befürchte, daß sie eines Tages versuchen werden, den Rancho anzugreifen.« Wieder protestierte Damián: »Auf Domingo liegt die schützende Hand Gottes. Er rettet Seelen, und mit der Zeit wird er sogar den Apachen Frieden bringen. Gott hat uns aufgetragen, diesen Rancho einzurichten. Er wird ihn schützen.«
»Das hoffe ich, denn ich werde es nicht können.«
Vater Espejo hatte neben dem Memorandum auch ein dringendes Ersuchen an den König gerichtet: Er bat ihn, Siedler nach Bexar zu schicken. Aber noch bevor eine Antwort erfolgen konnte, führte eine außergewöhnliche Entwicklung dazu, daß sich die kleine Siedlung um das Dreifache vermehrte. Zu Beginn des Jahres 1731 wurden drei Missionen vom Norden nach San Antonio de Bexar verlegt, wo sie sich den drei hier tätigen anschlossen. Die sechs Fratres und die besten ihrer indianischen Helfer zeigten sich hocherfreut, als sie die schöne Gegend sahen, in der sie sich jetzt niederlassen sollten.
Wie wunderschön ihre Namen sind, dachte Fray Damián, der mithalf, die Bauplätze für die drei neuen Missionen auszusuchen: Nuestra Señora de la Purísima Concepción, San Juan Capistrano, San Francisco de la Espada.
Als feststand, wo sie errichtet werden sollten - die ersten zwei wie San Antonio de Valero am Ostufer des Flusses, die dritte wie Santa Teresa und San Jose am westlichen -, gab Fray Damián den neuen Fratres ein paar Ratschläge: »Euer Erfolg wird von zwei Dingen abhängen: von Gebeten und von einer ausreichenden Bewässerung der Felder, die Euch und Eure Indianer ernähren sollen.«
Die neu eingetroffenen Fratres baten Fray Damián um seine Mithilfe; er führte die Pläne für drei breite Wassergräben aus, die in den folgenden Jahren viel zum Wachstum Bexars beitragen sollten. Nachdem er den Neuankömmlingen gezeigt hatte, wie man vermessen mußte, um teure Aquädukte möglichst zu vermeiden, beriet er die Fratres weiter, bis die eigentliche Arbeit begann. Dann nahm er die Schaufel in die Hand, um ihnen zu zeigen, wie sie graben mußten. Er war fünfundvierzig Jahre alt, als die neuen Missionen die Arbeit aufnahmen, und ziemlich müde, aber so begierig, diesen neuen Dienern Gottes zu helfen, daß er an ihren Wassergräben arbeitete, als ob sie für seine Mission wären. Als das kostbare Wasser endlich zu fließen begann, hatte er das Gefühl, einen kleinen Zusatz zur Apostelgeschichte geschrieben zu haben.
Im Jahre 1521 hatte Hernando Cortes die Eroberung Mexicos abgeschlossen. 1730 hatten die Spanier das Land also seit zweihundertundneun Jahren im Besitz. Zwar hatten sie eine Kette von blühenden Städten wie Puebla, Oaxaca, Guanajuato, Zacatecas und Saltillo aufgebaut, aber in entfernten Gebieten wie Tejas nicht viel zuwege gebracht.
Doch nun erreichte der Brief Vater Espejos, in dem er vorgeschlagen hatte, spanische Bürger nach Tejas zu schicken, um dort Zivilbevölkerung anzusiedeln, den König:
»Meiner Meinung nach können wir eine Grenzprovinz wie Tejas nur sichern, wenn wir sie mit vertrauenswürdigen Frauen und Männern rein spanischen Blutes bevölkern, vornehmlich solchen, die in Spanien oder auf den Kanarischen Inseln geboren sind. Ich trete dafür ein, eine große Zahl von Bauern direkt aus Spanien oder von Cuba hierherzuschicken.«
Die Kanarischen Inseln liegen im Atlantischen Ozean, weit entfernt von Spanien, vor der Küste Marokkos. Die Inseln waren schon seit Jahrhunderten von einem dunkelhäutigen Volk afrikanischer Herkunft besiedelt gewesen, dann aber von Spanien erobert und von spanischer Religion und Kultur beeinflußt worden. Die Bewohner waren Spanier, aber von anderem Schlag.
Es gibt sieben größere kanarische Inseln. Eine der damals ärmsten von ihnen, aber die zäheste in ihrem Widerstand gegen die Staatsgewalt war Lanzarote, die Afrika am nächsten liegende Insel. Wenn der König nun verfügte, daß die zukünftigen Siedler in Tejas von den Kanarischen Inseln kommen sollten, dachte er dabei vor allem an Lanzarote.
Um dem Befehl des Königs Folge zu leisten, mußten seine Beamten den politischen Führer dieser Insel davon überzeugen, daß die Umsiedlung eine gute Idee sei; es gelang ihnen, und nun bekamen sie es mit einem der listigsten, streitsüchtigsten, arrogantesten und dickköpfigsten Männer jener Zeit zu tun: mit Juan Leal Goras. Nach spanischem Brauch hätte man ihn mit Leal, dem Namen seines Vaters, ansprechen müssen, aber
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