Texas
Bruderschaft von Stämmen. Das Wort bezeichnete einen mystischen Begriff, die Region und die Union der Apachen. Die Formulierung war in zweifacher Hinsicht unpräzise. Das Ausmaß des Territoriums war nie definiert worden, und die Grenze zwischen Mitgliedschaft und Nichtmitgliedschaft war so fließend, daß jeder Apachenstamm je nach Wunsch dazugehören oder sich ausschließen konnte. Eines aber war sicher: In den letzten Jahrzehnten hatten die Apachen begonnen, das Land rund um Bexar als Teil ihrer Apacheria zu betrachten. Die weißen Eindringlinge mußten vertrieben werden.
Eine Art Waffenruhe wäre denkbar gewesen, wenn nicht ein anderer kriegerischer Indianerstamm zur selben Zeit das westliche Flachland eingenommen hätte. Diese Neuankömmlinge waren die gefürchteten Komantschen, berittene Indianer aus der Gegend der Rocky Mountains, die alle anderen Menschen als Feinde betrachteten. Apachen und Komantschen - was für ungleiche Stämme: die einen eher seßhaft, die anderen ständig umherstreifend; die einen ohne Pferde, die anderen die besten Reiter der Prärie; die einen eine lose Verbindung vieler verschiedener Stämme, die anderen stark konzentriert; und beide von dem Wunsch beseelt, ein und dasselbe Land in Besitz zu nehmen.
Kein Komantsche war bisher in Bexar gesehen worden; es sollten noch fünfzig Jahre vergehen, bis sie in voller Stärke auftauchten, aber ihre Anwesenheit in den westlichen Gebieten der Apacheria zwang die Apachen, nach Osten abzuwandern, und das brachte sie in Konflikt mit den Spaniern in Bexar. Für den Augenblick jedoch herrschte Ruhe, wie aus einem begeisterten Bericht über die Mission hervorgeht, der zu dieser Zeit vorgelegt wurde.
Ein wißbegieriger Priester aus Zacatecas namens Espejo -was soviel wie Spiegel oder, wie manche sagten, Fernglas, bedeutet - unternahm 1729 eine Inspektionsreise, in deren Verlauf er alle Teile von Tejas besuchte und auch zur Mission Santa Teresa kam, wo er sah, wie erfolgreich die Brüder Saldaña bei der Verwaltung der Mission zusammenarbeiteten: In einem Memorandum, über das er mit keinem der Saldañas sprach, machte er folgenden Vorschlag: »Obwohl es nicht viele Einwohner hat, ist Bexar jetzt schon so fest begründet, daß die Zeit reif scheint, mehr Frauen mit ihren Ehemännern im Presidio zu vereinen. Das wird Indianern und Mestizen einen Geschmack von wahrer spanischer Kultur geben, der sie geistig und moralisch nur bessern kann. Ich schlage daher vor, man möge es Frau Benita Linán de Saldaña gestatten, mit ihren drei Söhnen nach Bexar zu übersiedeln.«
Der Vorschlag wurde von den Militärs in Zacatecas aufgegriffen, und eines Morgens im Dezember 1729 rief ein eben vom Rio Grande eingetroffener Soldat vor den Toren des Presidios: »Wir bringen einen großen Schatz!« Fray Damián wurde aus der Mission geholt. Ein Maultiergespann hatte vor dem Presidio gehalten. Als Benita staubbedeckt aus der Kutsche stieg, schluckte Damián. Sie war jetzt fünfundzwanzig Jahre alt und noch schöner als damals. Sie breitete die Arme aus und rief: »Ich bin ja so froh, daß ich da bin!«
Die Soldaten abwehrend, die ihr helfen wollten, lief sie auf ihren Mann zu, küßte ihn innig und führte ihm ihre Söhne vor. Dann drehte sie sich um und sah Damián wartend neben der Mauer stehen. Sie eilte auf ihn zu, umarmte ihn und küßte ihn auf die Wange. »Bruder Damián, ich danke Gott, daß Er mir erlauben wird, an Eurer Arbeit teilzuhaben. Das sind Eure Neffen.«
Fray Damián kam jetzt oft zum Essen ins Presidio - einst ein so unfreundlicher Ort. Er gestand sich allerdings nie den wahren Grund ein, aus dem er so häufig dorthin ging: In seiner stillen, nüchternen Art war er verliebt, und er täuschte sich selbst, als er sich einzureden begann, seine Besuche im Presidio dienten nur dazu, bei der Erziehung des ältesten Sohnes, des jetzt siebenjährigen Ramón, ein Wörtchen mitzureden: »Aus dem würde ein guter Priester werden, Benita.«
»Ach was! Ein frecher kleiner Junge ist er, der nicht stillsitzen kann, während Ihr Eure Gebete sprecht. Er empfindet keinerlei Berufung, und daran wird sich auch in Zukunft kaum etwas ändern.« Damián hörte nicht auf diese vernünftige Einschätzung und fuhr fort, den Jungen zu besuchen.
»Es gefällt mir nicht«, sagte eines Tages Alvaro zu ihm, »daß Euer Fray Domingo soviel Zeit auf dem Rancho verbringt.« Damián versicherte seinem Bruder, daß Domingo mit dem Vieh gute Arbeit leiste, aber Alvaros Besorgnis
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