Texas
Sprachen -Spanisch, Französisch und Englisch; der alte Mann sah voraus, daß die in Tejas einmal gebraucht werden würden.
Don Ramón betrat nicht das größere, sondern das kleinere Haus, in dem sein guter Freund Lázaro Veramendi wohnte, der dem weniger bedeutenden Zweig der Familie vorstand und
Enkelinnen hatte - und somit die gleichen Probleme wie die Saldañas.
»Guten Tag, lieber Freund«, rief Don Ramón, als er den Innenhof betrat. Veramendi saß lesend unter einem der knorrigen Bäume. Zwei seiner Enkelinnen, elf und vierzehn Jahre alt, kamen an den Blumenbeeten vorbeigelaufen und verschwanden wieder durch eine Für des größeren Hauses. Die beiden Männer sahen ihnen nach.
»An die habe ich gerade gedacht«, sagte Don Ramón. Als Veramendi überrascht aufsah, fügte Saldaña hinzu: »Ich meine, an alle Mädchen unserer Familie, im besonderen an meine Trinidad. Wo wird sie einen Mann finden?« Aber noch bevor Don Lázaro darauf antworten konnte, setzte Ramón erklärend hinzu: »Ich meine natürlich einen respektablen spanischen Ehemann. Woher nehmen?«
Veramendi, stolz auf seine Familie, überraschte den Freund mit einer vernünftigen Antwort: »Darüber mache ich mir keine Sorgen mehr, Don Ramón. Wir sind Spanier, jawohl, und stolz darauf, aber weder Ihr noch ich wurden in Spanien geboren, und in Béjar geht es uns gut. Und mit unseren Kindern wird es nicht anders sein.«
»Aber wir müssen doch das spanische Blut bewahren, die spanische Kultur, das Erbe Kastiliens und Aragoniens! Wie können wir das, wenn unsere Enkelinnen.«
»Sie werden heiraten, wie es die Umstände ergeben. Und wißt Ihr was, Don Ramón? Ich bezweifle, daß eine von ihnen je Spanien sehen wird. Das hier ist das neue Land. Das hier ist jetzt unsere Heimat.«
»Wie viele Enkelinnen habt Ihr? Vier, fünf?«
»Ich habe sechs, dem Himmel sei es gedankt, und fünf werden Ehemänner brauchen. Maria soll Nonne werden.«
»Und Ihr wäret zufrieden, wenn sie in Mexico geboren sind?«
»Ich bin in Mexico geboren, und ich erlaube keinem.«
»Ich meine, wärt Ihr nicht ein wenig stolzer, wenn Eure Mädchen Männer heirateten, die in Spanien ihre Wurzeln haben?«
Don Lázaro lachte seinen Freund an. »Ihr habt Eure Wurzeln in Spanien. Saldaña hieß das Städtchen, wenn ich mich recht erinnere. Und was zum Teufel hat das genützt?«
Don Ramón dachte lange über diese heikle Frage nach. »Ich denke oft an jene dunklen Jahrhunderte, als Spanien sich dem Islam beugen mußte. Für meine Vorfahren gab es gute Gründe, sich mit Ungläubigen zu verheiraten. Macht, Geld, eine Berufung an den maurischen Hof. Aber sie schützten ihr spanisches Blut mit ihrem Leben. Keine Mauren in unserer Familie! Keine Juden! Wir hungerten, wir lebten in Höhlen, aber am Ende triumphierten wir.«
»Bringt Ihr den Mestizen die gleichen Gefühle entgegen wie Eure Vorfahren den Mauren?«
»So ist es. Der Träger reinen spanischen Blutes zu sein stärkt den Geist. An jenem Tag des Schreckens, als Boten herangaloppiert kamen, um meinem Vater mitzuteilen, daß Apachen seinen Bruder, Fray Damián, zu Tode gefoltert hatten, fand unsere Familie Trost in der Tatsache, daß wir Spanier waren, von Mexico unberührt, und daß uns als Spaniern ein Weg vorgezeichnet war, unsere Ehre zu bewahren.«
»Und was hat Euer spanischer Vater getan?«
»Er gab mir ein Gewehr, obwohl ich erst fünfzehn war, rief nach Freiwilligen und machte sich auf, um die Apachen zu bestrafen. Wir töteten siebenundsechzig Indianer.«
»Und was war damit bewiesen? Vierzig Jahre später waren die Apachen immer noch da, und sie skalpierten zwei Eurer Söhne.«
»Am Ende haben wir sie dann doch zurückgeschlagen. Am Ende siegt immer Spanien.«
»Dafür haben wir jetzt die Komantschen, und die sind noch schlimmer.«
Don Ramón verfiel in Schweigen und musterte Veramendi. »Don Lázaro! Ich glaube, Ihr würdet Euch nicht einmal aufregen, wenn es einer Eurer Enkelinnen in den Sinn käme, einen Mestizen zu heiraten!«
Veramendi, der nicht eingestehen wollte, daß er sich auf diese Möglichkeit bereits vorbereitet hatte, antwortete mit fester Stimme: »Ich vermute, daß Ihr und ich in die verkehrte Richtung schauen. Wir starren immer nur nach Mexico-Stadt und nach Süden, den Camino Real hinunter, den wir als unsere Lebensader ansehen. Lieber Freund, wir sollten uns einmal mit der Wirklichkeit auseinandersetzen. Drehen wir uns herum und schauen wir nach Norden! Die guten Dinge des Lebens werden
Weitere Kostenlose Bücher