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Texas

Texas

Titel: Texas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Michener
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in Zukunft nicht mehr den Camino Real heraufkommen, sie werden herunterkommen:    aus Louisiana oder aus den
    amerikanischen Staaten. Womit ich also wirklich rechne, ist dies: Meine Enkelinnen werden Franzosen heiraten, die so tun, als ob sie Spanier wären. Oder, noch schlimmer, einen dieser ungeschliffenen Norteamericanos.«
    »Aber sind nicht alle Amerikaner Protestanten?«
    »Männer können sich ändern, insbesondere dann, wenn ein hübsches Mädchen im Spiel ist oder Landbesitz. Von unseren neuen Besitzungen in Louisiana werden neue Interpretationen alter Bräuche über den Camino Real herunterkommen. Und über dieselbe Straße werden aus Amerika neue Methoden kommen, mit Problemen fertigzuwerden, eine neue Regierungsform und rüstige, energische junge Männer, die unsere Mädchen heiraten.«
    »Werdet Ihr das erlauben?«
    »Wer kann es aufhalten?«
    »Ist das alte Spanien tot?«
    »Es ist seit fünfzig Jahren tot. Es hätte hier eine große Stadt bauen können. Es hätte nur zweitausend Spanier der oberen Schichten gebraucht, um eine gute Verwaltung einzurichten und Geschäfte zu betreiben. Aber die kamen nicht. Spanien hatte seine Chance - und hat sie verspielt.«
    Die zwei Alten saßen einige Minuten lang mit düsterer Miene da und sahen im Geist die Königliche Straße, über die die versprochene Hilfe hätte kommen sollen, aber nie gekommen war. Da ertönte vom Presidio her ein Hornsignal, und das Truppenkontingent marschierte zu einer seiner wöchentlichen Paraden auf, wie um zu beweisen, daß Spanien immer noch die Macht besaß, selbst seine fernsten Vorposten zu verteidigen.
    Zwei Dinge fielen den alten Herren auf, als sie zum Tor gingen, um zuzusehen:    der schlechte Drill und der
    unglaubliche Zustand der Uniformen. Nur zwei Offiziere waren ordentlich ausgestattet. Der vollzählige Stand der Mannschaft betrug vierundneunzig, aber nur vierundsechzig Mann hatten sich die Mühe gemacht, zu erscheinen, und von ihnen hatten nur zwei Gruppen von je drei Soldaten passende Uniformen, davon jedoch keine komplett. Die Männer in den vorderen Reihen trugen schöne blaue Uniformen, aber ihnen fehlten die Mützen. Die zweite Gruppe hatte grüne Uniformen, wie sie vor dreißig Jahren getragen worden waren, und hinter ihnen kamen zwanzig Mann in Lederjacken oder Militärhosen, aber nie in beidem. Die folgenden Reihen trugen überhaupt keine Uniformen, nur die schlaff herabhängenden Gewänder, wie sie in der Gegend üblich waren; die Hälfte der Männer hatte keine Schuhe; sie marschierten barfuß. Die letzten fünfzehn aber, es war kaum zu glauben, hatten weder Mützen noch Hemden noch Schuhe; sie kamen nur in Hosen verschiedenster Länge und verschiedensten Zuschnitts daher.
    Zwei Drittel der Männer trugen Waffen, aber von jeder nur vorstellbaren Machart und jeden Alters; wenn die zwölf armseligsten abgefeuert wurden, war es unmöglich, sie in weniger als zehn Minuten neu zu laden. Der Rest der Truppe war mit Lanzen, Schildern und Schwertern ausgerüstet, einige der Soldaten hatten nichts als einen Knüppel. Das war die Heeresmacht, die Béjar und seine sechs Missionen schützen, die Straßen sichern und die außerhalb gelegenen Höfe gegen die Angriffe von etwa viertausend Komantschen verteidigen sollte. So sah die Größe Spaniens im Jahre 1788 aus!
    Veramendi pfiff nach einer seiner Enkelinnen, und als Amalia, eine lustige Vierzehnjährige mit hellen Augen und großen weißen Zähnen, erschien, bat er sie, ihm ein bestimmtes Buch von seinem Schreibtisch zu bringen. Als das Mädchen zurückkam, faßte Don Lázaro es an der Hand:
    »Bleib! Ich möchte, daß du das hörst.« An Saldaña gerichtet, fuhr er fort: »Hier ist der Brief abgedruckt, den unser berüchtigter Insulaner Juan Leal Goras an den Vizekönig in Mexico-Stadt schickte und in dem er Rechte forderte - nicht erbat -, die ihm zustanden. Hört nur, wie er begann: >Juan Leal Goras, Español y Colonizador a las Ordenes de Su Majestad, Quien Dios Protege, en Su Presidio de San Antonio de Vexar y Villa de San Fernando, Provincia de Tejas tabién Ilamada Nuevas Filipinas, y Señor Regidor de esta Villa. Agricultor.««
    Er gab seiner Enkelin einen liebevollen Klaps auf die Schulter. »Es sind Männer dieser Art, die wir in Tejas brauchen«, erklärte er ihr. »Führt alle seine Meriten an, wie irgend so ein hohes Tier, und unterschreibt dann einfach >Bauer