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Texas

Texas

Titel: Texas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Michener
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gehört der angesehenen Familie Rivas.« Der Ausflug, der Marr am besten zu gefallen schien, führte ihn den Rio Medina hinauf: »Hier der Rancho Perez, da oben Ruiz, Navarro bei der Biegung.« Und am zweiten Tag ließ der Mann ihn wissen: »Hier, in der großen Biegung, das ist der Rancho El Codo. Er gehört den Saldanas. Früher einmal war er Teil der Mission Santa Teresa, aber er ging dann an die Familie ihres frommen Gründers über.«
    »Wie viele Hektar?«
    »Enorm groß. Wer kann sie zählen?«
    »Und die Veramendis, wo ist ihr Rancho?«
    »Größer als alles, was Ihr hier seht, aber unten in Saltillo. Und er gehört einem anderen Zweig der Familie.«
    Sie verbrachten die Nacht auf El Codo, wo sich schmerzlich bemerkbar machte, daß die tüchtigen Garzas nicht mehr die Aufsicht führten. Don Ramón hatte andere Familien hergebracht, aber diese Leute taten nicht viel mehr, als dickere Mauern zu bauen, um sich gegen mögliche Überfälle der Komantschen zu schützen, und in eben derselben Nacht, gegen vier Uhr früh, schlugen die Indianer zu. Sie griffen nicht das große Adobehaus an, in dem Marr und seine Begleiter zusammen mit der gastgebenden Familie schliefen, sondern ein kleineres, wo sie zwei Mestizen und eine der Frauen töteten; mit der anderen Frau und deren zwei kleinen Mädchen galoppierten sie dann davon.
    Im Lager herrschte helle Aufregung. Marr rief laut nach Ordnung: »Ich brauche eure besten Pferde und alle eure Gewehre!«
    Ein durch den Überfall völlig verängstigter Mann versuchte Marr von der Verfolgung der Indianer abzubringen, aber der stämmige Americano schrie: »Wir werden sie töten und die Kinder zurückbringen.«
    Und genau das tat er. Zwei Tage lang stießen sie nach Westen vor, dann machten sie kehrt, ritten zurück und überraschten die Komantschen, die mit ihren Gefangenen gerade sorglos einen Hügel herunterkamen. Nach einer ersten Salve, die mehrere Indianer tötete, jagte Marr, sein Gewehr wie einen Knüppel schwingend, auf die zwei Kinder zu, brachte sie hinter dem Hügel in Sicherheit und kehrte dann in die Schlacht zurück, aus der sich die Komantschen bald zurückzogen.
    Die anderen fünf Männer hatten einen Indianer gefangengenommen. Als Marr von den weinenden Kindern erfuhr, daß ihre Mutter kurz nach der Gefangennahme gemartert und erschlagen worden war, geriet er in blindwütige Raserei, sprang auf den Komantschen zu, warf ihn zu Boden und schlug ihm mit einem großen Stein den Schädel ein.
    Die Nachricht von seiner heldenhaften Rettungsaktion erreichte Bejar noch vor Marrs Rückkehr. Ein Arbeiter vom Rancho hatte sie verbreitet, wobei er nichts tat, um die Tollkühnheit des Americanos herabzuwürdigen. Es geschah nur selten, daß Gefangene der Komantschen in die Zivilisation zurückkehrten. Entweder wurden sie in immerwährender Sklaverei gehalten oder aber über einem Feuer in Stücke gehackt. Jeder, der tapfer genug war, den Komantschen nachzujagen und ihnen auch noch Gefangene zu entreißen, galt fürwahr als ein Held.
    Bei verschiedenen Gelegenheiten erbrachte Mr. Marr nun neue Beweise für seinen Hang zum Jähzorn. Eines Tages rügte ein Fremder aus Saltillo, daß ein Stoff zu teuer sei, worauf Marr ihm geduldig auseinandersetzte, daß er seine Ware über Land aus Nueva Orleans kommen lasse und nicht mit dem Schiff über Vera Cruz. Der Kunde wies darauf hin, daß Bejar viel weiter von Vera Cruz entfernt sei, und Marr stimmte ihm höflich zu: »Weiter entfernt, ja, aber von Vera Cruz ins Landesinnere gibt es ausgebaute Straßen, von Nueva Orleans herunter größtenteils nur Karrenwege und Indianerpfade.«
    »Trotzdem.«
    Wie Zeugen berichteten, packte Mr. Marr den Mann aus Saltillo bei den Ohren, zerrte ihn zur Tür und warf ihn auf die Straße. »Dann kauft Euren verdammten Stoff eben in Vera Cruz!« rief er ihm nach. Danach diskutierten die Leute mit Mr. Marr nie wieder über Preise.
    Nachdem Trinidad von drei oder vier ähnlichen Begebenheiten gehört hatte, kam sie zu der Überzeugung, daß er ein besonders rüpelhafter Americano war, und beschloß, nichts mit ihm zu tun zu haben. Als er an einem der nächsten
    Tage die Plaza überquerte, um mit ihr zu sprechen, wies sie ihn zurück. Noch am gleichen Nachmittag jedoch kam Amalia mit einer Neuigkeit zu den Saldañas gelaufen, die Trinidad veranlaßte, ihre Meinung zu ändern. »Hast du schon von Mr. Marrs bewundernswerter Initiative gehört?« Als Trinidad zu seinem Lagerhaus hinüberging, sah sie auf dem

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