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Texas

Texas

Titel: Texas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Michener
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Tresen eine kleine Holzschachtel mit der Aufschrift: Para Las Niñas Huérfanas stehen. Darin befanden sich drei Silberstücke - sein eigener Beitrag für die zwei von den Komantschen zu Waisen gemachten Kinder. Bald würde er ein schönes Sümmchen beisammenhaben, das er jener Insulanerfamilie geben wollte, die die kleinen Mädchen bei sich aufgenommen hatte.
    Trinidad suchte nun eine Gelegenheit, um mit dem Americano zu sprechen. Zunächst war sie wenig angetan von dem großen, derben Mann mit dem fehlenden Zahn, denn er entsprach genau dem Bild, das Don Ramón ihr von den Americanos gezeichnet hatte: arrogant, unkultiviert und protestantisch. Aber er war auch faszinierend, und sie begann, ihn trotz ihrer Vorbehalte ab und zu in seinem Lagerhaus zu besuchen und ein wenig mit ihm zu plaudern, und eines Tages konnte sie Don Ramón mit einer außergewöhnlichen Neuigkeit überraschen: »Mr. Marr tritt zum Katholizismus über!«
    Ja, er war zu Vater Ybarra gegangen und hatte ihm mit geziemender Demut mitgeteilt: »Ich möchte konvertieren.« Der Priester, begierig, einen so spektakulären Mann für die Kirche zu gewinnen, vergaß seine frühere Animosität und begann sogleich mit der religiösen Unterweisung. Eines Sonntags beim Gottesdienst konnte der Priester der Gemeinde verkünden: »Heute ist der letzte Ungläubige unserer Stadt in die heilige Kirche eingetreten, und wir heißen ihn willkommen. Jesus Christus freut sich heute, Don Mordecai!« Von diesem Tag an wurde er nicht mehr mit Mister, sondern mit Don angesprochen.
    Aber Marr sollte bald feststellen, daß es für einen Fremden keine leichte Sache war, in einer Grenzprovinz Land zu erwerben. All seine Bemühungen führten zu nichts. Gutes Land stand nicht zum Verkauf, und man legte ihm Hindernisse in den Weg, sobald er sich für angrenzende Areale interessierte. Er ließ sich Karten vorlegen und fand darauf große Gebiete niemals beanspruchten Landes, aber immer wieder wurden ihm Beschränkungen auferlegt. Nicht anders erging es ihm mit einem Haus in Béjar selbst. Keines stand offiziell zum Verkauf, obwohl ein halbes Dutzend vor seiner Nase den Besitzer wechselte. Da griff Marr zu einer anderen Strategie: »Ich werde eine Frau suchen und dann schon sehen, wie ich zu einem guten Stück Land komme.«
    Schon am nächsten Vormittag begann er Trinidad de Saldaña größere Aufmerksamkeit zu schenken, denn die Karte hatte gezeigt, daß sich ihres Großvaters ausgedehnte Anbau- und Weideflächen von El Codo sehr günstig genau dort ausbreiteten, wo der Camino Real nach Béjar abbog. Der Alte kann ja nicht ewig leben, sagte er sich, während er den Rancho von einem Hügel aus studierte. Wenn er stirbt, erbt alles seine Enkelin, und es könnte einem Mann Ärgeres passieren, als sie heiraten zu müssen.
    Er fing an, ihren Weg zu kreuzen, wenn sie die Plaza überquerte, und mit ihr zu sprechen, wenn sie mit ihrer Freundin Amalia unter den Bäumen saß. Er gab sich große Mühe, zu Abendgesellschaften eingeladen zu werden, an denen auch sie und ihr Großvater teilnahmen, und als Engracia de Saldaña an einem Fieber starb, erschien er mit einem großen Paket mit Süßigkeiten aus Nueva Orleans als seinem Beitrag zum Leichenschmaus im Haus der Saldañas.
    Die von neuem Leid betroffene Trinidad merkte nichts von Don Mordecais Plan, durch geschickte Werbung an ihr Land heranzukommen, aber Don Ramón roch den Braten sofort, und nun begann ein langes, zähes Ringen zwischen dem alten Spanier und dem draufgängerischen Neuankömmling.
    »Ich wünsche, daß du mit Marr nicht mehr sprichst«, warnte Don Ramón seine Enkelin. »Der Mann hat keine ehrenhaften Absichten.«
    Aber Trinidad hatte begonnen, über die Zukunft nachzudenken, und sie sah nur Einsamkeit vor sich. Der Mann, den sie geliebt hatte, war tot. Ihre Mutter war tot. Don Ramóns Kräfte ließen nach; wenn er starb, würde sie El Codo allein verwalten müssen. So suchte sie zwar nicht aktiv nach einem Ehemann, aber es blieb ihr nicht verborgen, daß Mordecai Marr ein energischer Bursche war, der viele ihrer Probleme lösen könnte. Sie sah in ihm einen Mann von Charakter, und wirklich verfügte er über eine Vitalität, an der es ihrem Leben und dem Leben der Stadt mangelte. Sie mochte ihn nicht und war doch beeindruckt von ihm.
    Sie betrachtete ihn noch nicht als möglichen Heiratskandidaten - ihre Gefühle waren jetzt vom Kummer über den Tod ihrer Mutter beherrscht -, aber sie war weder überrascht noch

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