Texas
ungehalten, als er sie eines Tages in einem Gäßchen traf, wo keiner sie sehen konnte, und sie ziemlich heftig küßte. »Es tut mir leid«, entschuldigte er sich sofort. »Bitte verzeiht mir.« Noch bevor sie etwas sagen konnte, küßte er sie ein zweites Mal, noch heftiger. Dann zog er sie über die Plaza und in sein Lagerhaus hinein. Er packte sie an der Schulter. Sie versuchte zu schreien, aber er brachte sie mit leidenschaftlichen Küssen zum Schweigen. Als sie sich losreißen wollte, hinderte er sie mit Gewalt daran. Bald lag sie am Boden und er auf ihr. Sie hörte auf, sich zu wehren, und erduldete seine Stöße in verzweifelter Erregung.
In den folgenden Tagen versuchten Trinidad und Marr, jeder auf seine Art, sich über das, was geschehen war, und über die Konsequenzen klarzuwerden. Auf einsamen Spaziergängen am
Fluß entlang kam Marr zu dem Schluß, daß er Don Ramón dessen Einwände ausreden und um Trinidads Hand anhalten müsse, wodurch er eine gute Frau und ein prächtiges Stück Land gewinnen würde. Was Trinidad anging, so mochte er sie und zweifelte nicht daran, daß er glückliche Jahre mit ihr verbringen würde. Es kam ihm überhaupt nicht in den Sinn, daß er sie mit seinem rohen Betragen verletzt haben könnte.
Trinidad hatte da größere Probleme zu bewältigen. Beim Tod ihres Großvaters würde sie zusätzlich zum Rancho El Codo alle Grundstücke in der Stadt erben, die den Saldañas gehörten, und sie wollte diese Verantwortung nicht allein übernehmen. Für Mordecai Marr sprach viel; gegen ihn aber sprachen seine Unbeherrschtheit, seine schlechten Manieren und die Tatsache, daß er ein Americano zweifelhafter Herkunft war. Seine Bereitschaft, zur wahren Religion überzutreten, war allerdings zu seinen Gunsten auszulegen, und seine Liebe zum Land ließ sie denken, daß er ein guter Hüter ihrer Besitztümer sein würde.
Einige Tage später ging sie wieder ins Lagerhaus und erklärte Marr in strengem Ton: »Ihr habt Euch wie ein Tier betragen, Señor Marr, und ich möchte so etwas nicht mehr erleben!« Von ihrer Reaktion ehrlich überrascht, versprach er: »Ich werde Euch nie mehr kränken. Glaubt mir, ein Mann wie ich, der immer auf Wanderschaft war, der lernt nicht, wie er mit Mädchen umgehen muß.« Als sie sich diesmal liebten, war er sehr zärtlich.
Nach diesen verwirrenden Erfahrungen regte sich in ihr der Wunsch, mit jemandem zu reden, und wieder einmal wandte sie sich an Amalia Veramendi.
»Würdest du je einen Americano heiraten?« fragte Trinidad. »Don Mordecai ist ein attraktiver Mann, und er arbeitet fleißig.«
»Warst du bei ihm im Lagerhaus?« »Na ja, er hat mich geküßt.«
»Was ist er denn für ein Mann? Verglichen mit deinem Franzosen, meine ich.«
»Sie sind sehr verschieden, Amalia.« Sie zögerte. »Aber ich glaube, alle Männer sind verschieden.«
»Glaubst du, er wird hierbleiben, für immer?«
»O ja!« antwortete Trinidad voller Zuversicht. »Er will Land kaufen und sich niederlassen. Das hat er gesagt.«
»Ich habe gehört, wie er Vater erzählte, er werde sein Kontor nach Saltillo verlegen.«
»Tatsächlich?« Trinidad war überrascht, denn Marr hatte diese Möglichkeit nie erwähnt.
»Er hat davon gesprochen, daß er ein Stück von unserem Land in Saltillo kaufen möchte.«
»Hat dein Vater gesagt, daß er verkaufen wird?«
»Nein. Die Veramendis verkaufen nicht.«
Das Problem, das die zwei jungen Frauen beschäftigte, wurde akut, als Don Mordecai, begleitet von Vater Ybarra, zu einem formellen Besuch in Don Ramóns Haus erschien und ihn um Erlaubnis bat, seine Enkelin Trinidad heiraten zu dürfen. Zum Erstaunen des alten Herrn legte Marr ihm spanische Übersetzungen dreier in Philadelphia ausgestellter, von Geistlichen und einem Richter ausgefertigter Dokumente vor, die Mordecai Marr und seiner Familie einen ausgezeichneten Ruf bescheinigten.
Don Ramón ließ die beiden Herren in der großen Eingangshalle zurück und ging auf die Suche nach seiner Enkeltochter. Mit einem trüben Lächeln mußte er ihr gestehen: »Er ist nicht das, was ich wollte, und sicher ist er nicht das, was Ihr wolltet, aber.«
»Es gab nur einen René-Claude«, flüsterte Trinidad.
»Nimmst du ihn?« fragte er, und sie nickte.
Der Heiratsantrag wurde nicht offiziell bekanntgegeben, aber bald breiteten sich Gerüchte in Bejar aus und erreichten sogar den Rancho, so daß Don Mordecai, als er in Begleitung von zwei Soldaten hinausritt, um seinen zukünftigen Besitz zu
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