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Texas

Texas

Titel: Texas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Michener
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nervös, als er im Nieselregen die rituellen Fragen an seine Täuflinge richtete. Nachdem diese leise geantwortet hatten, nahm Vater Clooney ihnen das Glaubensbekenntnis ab. Da bemerkte der kleine Yancey etwas, was der Priester nicht sehen konnte: Seine Mutter, die die Hände auf dem Rücken verschränkt hielt, hatte ihre Finger gekreuzt!
    Sobald der Segen gespendet war, sprang Jubal auf die Beine. »Können wir das auch schriftlich haben?« Freudig entnahm Vater Clooncy seiner abgegriffenen Bibel ein Formular und füllte es aus, womit er tatsächlich bescheinigte, daß Jubal Quimper et uxor et filius gute Katholiken waren.
    Aber damit wollte sich Quimper nicht zufriedengeben. »Sie müssen auch bestätigen, daß wir jetzt ein Anrecht auf Land haben.« Der Priester kramte in seinem Ranzen und holte eine Feder und ein Fläschchen Tinte daraus hervor. Das Papier mit seiner Unterschrift ist noch erhalten und kann im Archiv des Staates Texas eingesehen werden:
    »Diese Urkunde bezeugt die legale Bekehrung des Jubal Quimper, seiner Frau Mattie und des elfjährigen Sohnes Yancey zur Heiligen Katholischen Kirche. Nach den Gesetzen Mexicos berechtigt ihn dies dazu, fünfhundert Hektar des besten Landes nach seiner Wahl ohne jede Behinderung in Besitz zu nehmen.«
    Vater Clooney datierte die Urkunde sorgfältig mit »3 Enero 1823, Provincia de Tejas, Mexico«. Als Quimper darauf hinwies, daß sie sich noch gar nicht in Texas befanden, antwortete ihm der Priester: »Im Geist sind wir schon da. Darum beeilen wir uns, unser Erbe anzutreten.«
    Es war eine glückliche Fügung des Schicksals für die Quimpers und für den Priester, daß sie sich beim Bayou zusammengeschlossen hatten, denn die Durchquerung des zwischen den Ländern liegenden Streifens, des Strip, erwies sich als gefährlicher, als selbst Jubal vorausgesehen hatte. »Alle Gewehre müssen geladen sein«, erklärte er. »Aber das Pulver könnte naß werden, wenn wir jetzt laden«, gab Vater Clooney zu bedenken. Jubal sagte: »Dieses Risiko müssen wir eingehen.«
    Sie hatten noch keine zehn Kilometer zurückgelegt, als drei wegen Mordes gesuchte Männer aus Kentucky sich ihnen in den Weg stellten und Geld forderten. Als Vater Clooney sich weigerte, die paar Dollars und spanischen Silbermünzen herauszugeben, die er gespart hatte, drohten sie ihm, ihn zu töten. »Leute deiner Art brauchen wir nicht in Texas!« Sie hätten ihn vielleicht tatsächlich niedergemacht, wenn nicht plötzlich einer von ihnen mit einer Kugel im Kopf tot umgefallen wäre.
    Mattie Quimper, die ein Stück zur Seite gegangen war, hatte in aller Stille nach dem Gewehr ihres Mannes gegriffen. Sie hatte sich auf die Lippe gebissen, um ihre Nerven zu beruhigen, und nicht auf die Brust, sondern auf den Kopf des größten Angreifers gezielt. Als er zu Boden sank, warf sie Vater Clooney das eine, ihrem Mann das andere Gewehr zu. Die beiden feuerten zufällig auf den gleichen Mann und töteten ihn. Der dritte lief weg.
    Kurz bevor sie den Strip überquert hatten, gelangten sie zu einer kleinen Siedlung am linken Ufer des Sabine River, der die Grenze zwischen dem amerikanischen Louisiana und dem mexikanischen Tejas bildete. Dort kam ein schmutziger Junge von neun oder zehn Jahren auf sie zugelaufen. »Black Abe hat seine Frau umgebracht«, brüllte er, und sie liefen los, um zu sehen, welche Tragödie sich da in dieser an Greuel gewöhnten Gegend zugetragen hatte.
    Black Abe, ein Weißer aus Missouri, der selbst unter seinen üblen Kumpanen einen schlechten Ruf genoß, war seiner Frau überdrüssig geworden und hatte ihr mehrmals mit einem langen Messer die Brust durchbohrt. Sie blutete stark, aber sie atmete noch. »Suchst du Frieden mit deinem Schöpfer?« fragte Vater Clooney sie sanft. »Kein dreckiger Papist faßt mich an«, röchelte sie noch, und mit diesem Lebewohl an eine böse Welt starb sie. Der Priester kniete neben ihr nieder und flehte Gott an, er möge die Seele dieser unglücklichen Frau zu sich nehmen.
    Die Leute standen noch eine Weile aufgebracht herum. »Hängen wir Black Abe!« rief einer der Männer. Sie stellten einen Suchtrupp zusammen, und bald darauf wurde der Mörder aufgegriffen.
    Während ihn die Männer ins Dorf am Sabine River zurückzerrten, tadelten sie ihn scharf, weil er eine der wenigen Frauen in der Gegend ermordet hatte. »Abe, du wirst sterben. Willst du noch ein Gebet von dem Priester hören, der gerade angekommen ist?«
    »Ja«, sagte Abe, das wolle er.
    Vater

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