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Texas

Texas

Titel: Texas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Michener
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Rebellionen völlig desorganisiert. Die Hauptsorge der Mexikaner galt der Bildung einer stabilen Regierung; sie experimentierten abwechselnd mit Imperialismus, Republikanismus und liberaler Demokratie, was zur Folge hatte, daß ihnen wenig Energie für die Entwicklung entlegener Territorien blieb.
    Das Wichtigste aber war: Während sich die spanische Kultur sowohl im Mexiko der Azteken als auch im Peru der Inkas fähig gezeigt hatte, bestehende, auf Städte konzentrierte Zivilisationen zu ersetzen, war sie auf die Besiedlung riesiger offener Räume nur schlecht eingerichtet. Ihre Religion hatte mehr gemeinschaftlichen als individuellen Charakter, und die
    Vorliebe ihrer Menschen für kleine, dichtgedrängte Siedlungen statt weit verstreuter Farmen erwies sich als ungeeignet für die Bedingungen in Tejas.
    Obwohl ihre Papiere in Ordnung waren, mußten die Quimpers sechs lange Wochen in Nacogdoches zubringen und Ripperda immer wieder bedrängen, eine Entscheidung über ihre Landnahme zu treffen. Er aber fand es zweckmäßig, sie zu ignorieren und eine Entscheidung hinauszuzögern. Allmählich begriffen die Quimpers - vor allem Mattie -, daß er imstande war, sie sechs Monate oder gar sechs Jahre hinzuhalten. Mattie begann darauf zu drängen, nach Süden in Richtung San Antonio zu ziehen, wo sie vielleicht auf einen Beamten treffen würden, der bereit war, eine Entscheidung zu treffen.
    Ihr Mann erhob Einwände: Wenn sie ohne Erlaubnis Nacogdoches verließen, konnte Ripperda ihnen seine Miliz nachschicken, und dann würden sie im Gefängnis schmachten müssen wie viele Amerikaner, die gegen das Gesetz verstoßen hatten.
    Ein letztes Mal ging Quimper zum Major. Ripperda begrüßte ihn lächelnd: »Ich würde Ihnen ja gerne helfen, wenn es in meiner Macht stünde.« Er hob die Hände in einer Geste der Hilflosigkeit. »Aber Sie wissen ja, mir sind die Hände gebunden.« Er wollte keine Erlaubnis erteilen und keine Versprechungen machen. Quimper aber begriff plötzlich: Wenn wir nach Süden gehen, wird er nichts gegen uns unternehmen. Er wird nie etwas unternehmen, was immer es sein mag.
    An diesem Abend sagte er zu seiner Frau und zu seinem Sohn: »Packt alles zusammen, was wir haben. Morgen bei Tagesanbruch gehen wir nach Süden.«
    Nach dem Abendessen kam Vater Clooney vorbei. »Jubal, ich weiß, Sie wollen zu den anderen in Austins Kolonie. Ich muß auch fort - um Trauungen vorzunehmen -, und ich werde darum bitten, Sie mir als Führer und Jäger mitzugeben. Ich habe Grund zu der Annahme, daß Ripperda einwilligen wird, denn sonst müßte er mir Soldaten mitgeben, und das wird er bestimmt nicht gern tun.«
    Also wurde die für den frühen Morgen geplante Abreise verschoben, und um die Mittagsstunden hatte Kommandant Ripperda eingewilligt, den Priester von den Quimpers begleiten zu lassen. Als sie Nacogdoches endlich verließen, verabschiedete sich Victor Ripperda mit einem herzlichen Lächeln. »Gehen Sie, meine Freunde, und möge Gott Ihnen bei Ihrer edlen Aufgabe beistehen!« Worauf Mattie Quimper leise vor sich hinmurmelte: »Und du bleib, damit dich der Teufel holen kann!«
    Es war März, die Luft schon warm, und an den Bäumen zeigten sich die ersten Blätter. Für Vater Clooney war jeder Tag eine neue Quelle der Freude, und immer wieder sagte er zu den anderen: »Stellt euch vor, einen solchen Pfarrbezirk zu betreuen! Fünfundsechzig Kilometer bis zum nächsten Dorf!« Er zweifelte nicht daran, daß man ihn mit Respekt und nach einiger Zeit sogar mit Zuneigung begrüßen werde, wenn er in eine Ortschaft kam - selbst wenn es dort nur Methodisten geben sollte.
    In abgelegenen Hütten vollzog er Trauungen und Taufen. Er sprach Gebete mit Menschen, die nahe Verwandte verloren hatten, und er segnete sie. Er bekehrte alle, denen man andernfalls das Land verweigert hätte, und er aß gierig, was die Leute auftischten. »Mein Vater hat immer gesagt: >Iß Fleisch, solange du noch Zähne hast. Es kommt die Zeit, wo du nur noch Suppe schlucken kannst. <«
    Noch nie zuvor hatte Jubal das Jagen soviel Spaß gemacht, und es wäre ihm nur recht gewesen, wenn die Reise nie aufgehört hätte. Doch als Mattie warnend darauf hinwies, daß die Vorräte an Pulver und Blei zu Ende gingen, wurde ihm klar, daß sie bald in die Zivilisation zurückkehren mußten, wenn sie nicht in Schwierigkeiten geraten wollten, und er begann, sich in einsam gelegenen Häusern zu erkundigen: »Wie weit ist es noch bis zu Austins Kolonie?« Die Siedler

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