Thai Juwelen
begrüßte sie ihn. »Sie sehen, mit der Sprache klappt es jetzt doch schon ganz gut. Ich konnte mir sogar ein Bier bestellen.«
»Kein Wunder«, entgegnete Grod, während er sich setzte. »Bier heißt hier ganz genauso, wie bei uns. ›Biah‹ sagt man in Thailand.«
»Schade, Sie nehmen mir jede Illusion. Ich fühlte mich schon richtig selbstständig. Was machen wir jetzt? Zeigen Sie mir die schönen Tempelanlagen hier?« »Nein, dazu ist es heute zu spät. Die großen Tempel sind nur vormittags für Touristen geöffnet. Der ›PhukaoThong‹ - der ›Goldene Berg‹, hat aber länger auf. Wenn Sie möchten, zeige ich Ihnen diesen interessanten Berg.« Grod bestellte sich ebenfalls ein Bier.
»Gern, was ist das, der ›Goldene Berg‹, von dem Sie sprachen?«
»Der ›Goldene Berg‹, die Thai nennen ihn ›PhukaoThong‹, ist ein künstlich angelegter Hügel, mitten in Bangkok, gar nicht weit von hier. Rama III, der dritte König der Chakri-Dynastie, begann mit der Anlage dieses künstlichen Berges. Mehrfach rutschten die steilen Hänge ab und mussten neu angelegt werden. Erst König Mongkut vollendete den Bau des Hügels, der immerhin 76 Meter hoch ist.
Bis in die 60er Jahre, damals gab es hier noch keine Wolkenkratzer, war der ›Phukao-Thong‹ die höchste Erhebung Bangkoks. Heute befindet sich oben auf dem Berg ein Tempel, der Wat Sakhet. Sie werden viele Stufen steigen müssen, um nach oben zu kommen. Von dort allerdings haben Sie eine wundervolle Aussicht auf die Altstadt.«
»Was Sie alles wissen! Sie haben wirklich Talent als Fremdenführer.«
»Zu den anderen Tempeln gehen wir dann vielleicht morgen oder übermorgen Vormittag.«
»O.k., was machen wir heute sonst noch?«, fragte Judith unternehmungslustig.
»Wie wär’s mit einem Abendessen auf einem Schiff auf dem Menam?«
»Das hört sich gut an. Ich verlasse mich ganz auf meinen Fremdenführer.«
»Na, dann zahlen wir jetzt und Sie dürfen Ihre erste Fahrt mit einem ›Tuk tuk‹ genießen.«
»Ein ›Tuk tuk‹, was ist denn das?«
»Ein dreirädriges Taxi. Vorn sitzt der Fahrer, er lenkt das Ding mit einem Lenker wie an einem Motorrad. Hinter ihm, auf einer Sitzbank, sitzen wir. Im übrigen Thailand nennt man diese eigentümlichen Fahrzeuge ›Sam lor‹ - Dreirad. In Bangkok heißen sie ›Tuk tuk‹.«
»Ein eigentümlicher Name.«
»Woher der Name kommt, ist nicht ganz klar. Wahrscheinlich ist es Lautmalerei. Der kleine Zweitaktmotor dieses Fahrzeugs macht nämlich genau dieses Geräusch: ›Tuk tuk tuk‹. Andererseits heißt ›Tuk tuk‹ auf Deutsch etwa soviel wie ›alles billig‹. Auch hiervon kann der Name abgeleitet worden sein.«
Grod bezahlte.
»Kommen Sie, das ›Tuk tuk‹ wartet.«
Sie verließen das kleine Restaurant und gingen die Straße entlang. An einem der zahlreichen Stände kaufte Grod ein Stück einer großen Frucht, welches er Judith reichte. »Probieren Sie einmal. Ich nehme an, dass Sie diese Frucht nicht kennen.«
»Sie ist schlecht, Grod. Sie hat zu lange in der Sonne gelegen, riechen Sie einmal. Diese Frucht ist schlecht.« Sie hielt Grod das Fruchtfleisch unter die Nase. Ein käsiger Geruch ging von der Frucht aus.
»Sie ist nicht schlecht«, lachte Grod. »Es ist ein Stück Durian, eine Stinkfrucht. Verlassen Sie sich nicht auf Ihre Nase. Beißen Sie hinein, sie wird Ihnen schmecken.« Zaghaft biss Judith in das helle, cremige Fruchtfleisch. Dann hellte sich ihre Miene auf.
»Die schmeckt ja wirklich gut, Ihre Stinkfrucht.«
An der nächsten Straßenecke standen einige ›Tuk tuks‹. Grod nannte das Fahrziel und handelte mit dem Fahrer den Preis aus.
Zu zweit saßen sie nebeneinander auf einem roten Plastiksitz, vor ihnen der Fahrer. Mit einem halsbrecherischen Manöver schoss das kleine Gefährt in den dichten Autoverkehr. Eine Federung schien das Fahrzeug nicht zu besitzen. Die Abgase der anderen Fahrzeuge bliesen ihnen ins Gesicht. Ein ›Tuk tuk‹ hat keine Türen und keine Fenster.
Durch eine kleine Palmenallee gelangten sie zum ›Phukao-Thong‹.
»Kommen Sie, jetzt heißt es viele Stufen steigen.« Grod griff nach Judiths Hand. Sie ließ sich willig ziehen. Steil ging’s nach oben. Dann kam ein Treppenabsatz. Hier hingen etliche Bronzeglocken.
»Läuten Sie mal!«
»Wozu ist das gut?«, fragte Judith, während sie eine der Glocken tönen ließ.
»Nun, die guten Geister müssen doch wissen, dass wir kommen. Wir melden uns mit diesen Glocken an.« Es folgten weitere Stufen und
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