Thai Juwelen
wohnen im Stadtteil ›Banglampoo‹, in der Altstadt.«
Sie grinste. »Gut, gehen wir.«
Per Taxi fuhren sie zum Hotel ›Viengtai‹. Dieses Hotel war sicher nicht der Stil, den Judith gewöhnt war. Sie beschwerte sich jedoch nicht und bezog anstandslos ihr Zimmer.
»Sicher haben Sie Hunger. Ich warte auf Sie in der Hotelhalle. Gehen wir erst einmal frühstücken«, erklärte Grod. Belustigt sah er, dass sie vor Hitze in ihrem Rollkragenpullover fast erstickte.
»Bis gleich. Ich beeile mich!«
Er musste auch gar nicht lange auf sie warten. Sie hatte sich umgezogen. Jetzt trug sie ein luftiges Kleid. »Gehen wir?«, fragte sie.
Er führte sie ins ›Au-Thong‹, ein kleines Gartenrestaurant schräg gegenüber vom Hotel.
»Möchten Sie thailändisch oder europäisch frühstücken?«, fragte Grod.
»Heute noch europäisch. Ich werde mich an die thailändische Lebensweise gewöhnen, aber nicht gleich am ersten Tag.«
Grod bestellte Toast, gebratene Eier, Butter und Marmelade, dazu Kaffee und Orangensaft.
»Wie war der Flug?«
»Es ging so. Über Indien gab’s viele Gewitter, da hat’s ganz schön geschaukelt. Ich habe kaum geschlafen. Deshalb bin ich jetzt auch ein wenig müde. Aber Hunger habe ich, ich mag dieses Flugzeugessen nicht besonders.« »Und, wie gefällt Ihnen Bangkok, viel haben Sie ja noch nicht davon gesehen.«
»Na ja, ich hatte es mir schon ein wenig anders vorgestellt. Es ist ziemlich schmutzig hier. Die Straßen und Gehwege haben große Löcher. Überall liegt Abfall herum. Es ist unangenehm laut und man hat den Eindruck, an Auspuffgasen zu ersticken. Was ich bisher gesehen habe, ist mit den Bildern in den Reiseprospekten nicht zu vergleichen.«
»Wie sehen denn diese Bilder aus?«
»Nun, Sie wissen es doch: Ruhige, friedliche Tempelanlagen mit idyllischen kleinen Teichen unter saftig grünen Palmen. So hatte ich mir Thailand vorgestellt. Was ich bisher gesehen habe, ist ein Großstadtmoloch. Zur Zeit kann ich noch nicht verstehen, dass Leute hier ihren Urlaub verbringen.«
»Ich verstehe, was Sie empfinden. Auch mir ist es bei meinem ersten Besuch hier so ergangen.«
Judith schaute erstaunt. »Wirklich?«
»Ja. Das geht vielen so. Sie haben bis jetzt nur einen kleinen Teil Bangkoks gesehen, nicht gerade den schönsten. Aber nicht ganz Bangkok ist so. Es gibt sie, die idyllischen Plätze, von denen Sie gesprochen haben. Es ist schön, abends am großen Fluss zu sitzen, gut zu essen und auf das Wasser und die vorbeifahrenden Boote zu schauen. Ich werde es Ihnen zeigen. Wir haben ein paar Tage Zeit in Bangkok.«
»Ich nehme Ihr Angebot liebend gern an. Zeigen Sie mir Bangkok von der angenehmen Seite.«
»Beginnen wir mit dem Geschichtsunterricht: Bangkok wurde 1782 von König Rama I gegründet. Vorher, erst seit 1767, war Thon-Buri auf der gegenüberliegenden Flussseite die Landeshauptstadt. An der Stelle des Zentrums des heutigen Bangkok gab es bereits ein Dorf in einem Olivenhain. Daher stammt der Name dieser Stadt: ›Baan‹ heißt ›Dorf‹ und ›Kok‹ sind ›Oliven‹.
Bangkok sagen wir in der westlichen Welt. König Rama I nannte seine Stadt jedoch ›Krung-Thep‹, das heißt: ›Stadt der Engel‹.
›Krung-Thep‹ ist lediglich eine Kurzform des gesamten Namens 1 . Der vollständige Name dieser Stadt ist viel länger. Es ist der längste Städtename der Welt. Bangkok oder Krung-Thep wurde in Form eines Rings um ein Kanalnetz angelegt. Die antike Hauptstadt Ayuthaya, die 1767 durch die Burmesen zerstört worden war, diente hierbei als Vorbild.«
1 Der volle Name der Stadt lautet: ›Krung thep maha nokorn amon ratana kosin mahintara ayuthaya maha dilok pop nopalat ratcha thani buri rom odom ratcha niwet maha satan amom phiman awataan satit sakka tatiya wisanikam prasit‹
»Sicher war Bangkok, oder wie wir nun sagen ›KrungThep‹, früher schöner als heute. Es gab noch keinen Autoverkehr.« lächelte Judith.
»Ja, der Straßenverkehr ist heute ein Problem in Bangkok. Aber Sie werden sehen, Bangkok ist schön. Außerdem müssen Sie bedenken, dass Bangkok nur ein Teil von Thailand ist. Es sieht nicht überall so aus wie in Bangkok.«
»Sie sagten, wir haben ein paar Tage Zeit in Bangkok. Wie sieht denn Ihre Planung aus?«, fragte Judith. »Ich werde wohl, oder besser gesagt, wir werden wohl in ein paar Tagen wieder nach Phuket fliegen. Ich gehe davon aus, dass Sie mitfliegen. Ich werde Sie wahrscheinlich so schnell nicht wieder los.«
»Nein, ich bin
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