Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Thai Juwelen

Titel: Thai Juwelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mang-gon Jai
Vom Netzwerk:
Thai. Du warst schon sehr oft in Thailand. Woher kommst du?«
    »Aus Deutschland. Weißt du, wo Deutschland liegt?« »Nein, nicht genau. Irgendwo in Europa, nicht? Du bist ein Farang, ein Fremder.«
    »Ja, ich bin ein Farang. Woher kommst du?«
    »Aus dem Issaan, wie alle hier. Ich komme aus Ubon.« Ubon, richtig heißt die Stadt Ubon-Ratchathani, ist eine Provinzhauptstadt im Osten des Issaan, am Ufer des Mun, der in den Mekong mündet.
    »Ich war schon fast überall in Thailand, aber in Ubon war ich noch nie.«
    »Es ist schön in Ubon. Wir haben viele wunderschöne Tempel dort. Hast du einmal von den Tempeln ›Wat phra that nong bua‹, ›Wat maha wanaram‹ oder ›Wat supattanaram worawihan‹ gehört? Sie sind die Schönsten im ganzen Land.«
    »Nein, ich kenne Ubon nicht.«
    »Du solltest es kennenlernen. Alljährlich zum Kerzenfest werden wunderschöne geschnitzte Kerzen durch die Stadt getragen. Es beginnt dann die Fastenzeit.«
    »Vielleicht sehe ich es mir einmal an.«
    »Tu das. Nimmst du mich mit?«, fragte Gung treuherzig. »Mal sehen, es ist ja noch etwas Zeit bis zur Fastenzeit.« Aus den Augenwinkeln sah Grod, dass ein neuer Gast die Bar betreten hatte, ein Einheimischer. Dieser sah sich um, als suche er einen freien Sitzplatz. Dann stellte er sich etwa zwei Meter von Grod und Gung entfernt an die Theke. Er bestellte einen Mekong-Whiskey pur. Der Fremde blickte zu Grod. Als sich ihre Blicke trafen, blickte der Fremde jedoch weg.
    Dieser Mann passte nicht in dieses Lokal. Hier verkehren in der Regel nur Touristen.
    Der Mann trug Jeans und ein offenes Polohemd. Irgendwie sah er abgerissen aus. Seine Fingernägel waren schmutzig, das Hemd und die Hose hatten Flecke. Auch Gung betrachtete den Mann.
    »Nek liang - ein Schläger«, flüsterte sie, fast ohne die Lippen zu bewegen.
    Was wollte dieser Mann hier? Grod war auf der Hut. »Kho biah iik nung kuat khap - Bitte noch ein Bier«, bestellte Grod.
    Grod fühlte sich von diesem Mann beobachtet. Nein, kein Schläger - ein Killer!
    Grod war sich sicher. Fünfzig bis hundert Dollar ist der übliche Lohn, den diese Leute kassieren, um einen Menschen umzubringen.
    Grod bekam das Bier serviert. Wie hier üblich, steckte die Flasche in einer weichen Schaumstoffumhüllung, die das Bier möglichst lange kühl halten soll.
    Langsam nahm Grod die Flasche aus der Umhüllung und goss sich ein wenig Bier ein. Er beobachtete dabei den neuen Gast stets unauffällig aus den Augenwinkeln. Gung sprach zu ihm, doch Grod hörte nicht zu. Zu sehr beschäftigte ihn der Mann.
    Dieser stemmte sich jetzt von der Theke ab, an der er vorher gelehnt hatte und kam sichtlich langsam und bewusst gelangweilt auf Grod und Gung zu. Er blieb neben den beiden stehen. Dann schob er seine Hand langsam unter sein Polohemd, während er scheinbar die Stereoanlage betrachtete. Langsam zog er die Hand wieder unter seinem Hemd hervor, jetzt kam ein kleiner Revolver zum Vorschein. Er hob die Hand mit dem Revolver gegen Grod.
    Im gleichen Augenblick schlug Grod zu. Die Bierflasche schlug in das Gesicht des Mannes.
    Grod hörte ein trockenes Knacken, als Nase und Kiefer des Mannes brachen. Auch das Geräusch von zerreißendem Stoff nahm er wahr. Der Revolver polterte auf den Boden. Einen Augenblick schaute ihn der Fremde mit glasigen Augen verwundert an, dann taumelte er und stürzte zu Boden.
    Die Barmädchen kreischten auf. Gung hatte die Augen weit aufgerissen. Sie wollte etwas sagen, brachte jedoch keine Silbe hervor. Entsetzt blickte sie zu dem am Boden liegenden Mann, dann zu Grod.
    »Was ist denn da los?«, rief ein Mann, den Grod nicht kannte.
    »Ein guter Freund von mir«, entgegnete Grod. »Wir begrüßen uns immer so, wenn wir uns lange Zeit nicht gesehen haben.«
    »Komm«, zischte Grod Gung zu. Er warf ein paar Geldscheine auf den Bartresen. Dann fasste er Gung am Handgelenk und zog sie durch die offene Tür auf die Straße. Niemand hinderte sie.
    Schnell zog er Gung in das Menschengewühl, welches sie sofort verschluckte. Er drängte sich durch die Menge, Gung immer noch am Handgelenk hinter sich herziehend. Dann schob er sie in den Torbogen in das Gartenrestaurant vom ›Au-Thong‹. An einem freien Tisch nahmen sie Platz.
    »Zwei Singha-Bier«, bestellte Grod, ohne Gung nach ihren Wünschen gefragt zu haben.
    Gung saß bleich auf ihrem Plastikstuhl. Sie zitterte. Ihr Shirt war vom Halsausschnitt bis unten hin aufgerissen. Sie schien es jedoch noch nicht einmal bemerkt zu haben.

Weitere Kostenlose Bücher