Thai Juwelen
Touristen, um sich dort zu verkaufen.«
»Irgendwie tut sie mir leid, sie ist doch fast noch ein Kind, ein armes Kind.«
»Mach dir keine Gedanken. Du hast dir bestimmt nichts vorzuwerfen. Du hast ihr doch sehr geholfen.«
»Ja, mit Geld. Aber Geld ist doch nicht alles, nicht wahr?«
»Für Gung schon. Für sie ist Geld alles. Ich muss jetzt gehen.«
Grod löste vorsichtig Judiths Arme von seinem Nacken und griff seine Koffer.
»Kündige das Hotel bitte und zieh möglichst bald um. Sag niemandem, wo du wohnst und erzähl auch nicht, dass ich in Phuket bin. Ich melde mich bald.«
Vor dem Hotel nahm Grod ein Taxi und ließ sich zum Flughafen bringen.
12
Am Nachmittag war Grod wieder auf Phuket. Er ließ sich vom Taxi nach Karon bringen und bezog erneut einen Bungalow in der Hotelanlage ›Karon-Inn‹.
Nachdem er seine Sachen in die Schränke geräumt hatte, beschloss er, die Bar von Lai aufzusuchen. Es war inzwischen schon fast dunkel geworden.
Sie sah ihn schon von weitem, als er die schmale Barstraße entlangkam. Lai winkte, sie kam ihm sogar entgegen. »Phii Süüa«, sie redete ihn mit ›Phii‹ - ›großer Bruder‹, an. »Ich hatte nicht geglaubt, dass du wiederkommst. Seit wann bist du wieder auf Phuket?«
»Ich bin gerade eben erst gekommen«, antwortete Grod. »Prima, komm mit zu meiner Bar.«
»Später. Ich möchte mich erst einmal irgendwo hinsetzen und in Ruhe ein Bier trinken. In deiner Bar ist es so laut, da kann man sich nicht unterhalten. Kommst du mit?« »O.k.«
Sie gingen in ein kleines Restaurant in einer der vielen Seitenstraßen. Es war zwar alles auf Tourismus eingerichtet, aber zumindest halbwegs ruhig. Grod bestellte zwei Bier.
»Wie war’s in Bangkok?«, fragte Lai. »Sind die Mädchen dort hübscher als hier?«
»Sie sind wie überall. Aber, du wirst mir kaum glauben, ich habe mit keinem Mädchen dort geschlafen.« »Nein, das glaube ich dir wirklich nicht. Ich kenne die europäischen Männer. Sie sind alle gleich.«
»Du lebst doch von ihnen, oder?«
»Ja, aber nicht gerne.«
Grod hielt es für besser, dieses Thema zu beenden. »Erzähl mir von dir, von deinem Zuhause«, bat er deshalb. »Ich soll dir von mir erzählen?« Die Vorstellung schien Lai zu amüsieren. »Da gibt es nichts Interessantes zu berichten.«
»Vielleicht doch. Ich nehme an, du bist in einem Dorf aufgewachsen, oder?«
»Ja, es war ein kleines Dorf in der Nähe von KhonKhaen, es hatte etwa tausend Einwohner.«
»Bist du dort zur Schule gegangen?«
»Ja, aber sehr selten. Mein Vater war Landarbeiter. Er hat für andere Leute, Leute, die Geld besaßen, die Felder bestellt. Auch wir Kinder mussten mithelfen. Um in die Schule zu gehen, war dann meist keine Zeit mehr.« »Warum arbeitest du hier?«
»Was soll ich tun? Glaubst du, diese Arbeit macht mir Spaß? Ich muss arbeiten. Ich habe eine Familie zu ernähren. Wenn ich kein Geld nach Hause sende, werden sie verhungern. Das Wenige, was mein Vater verdient, reicht für uns nicht aus. Wir sind eine große Familie. Ich möchte, dass es meine Kinder einmal besser haben.« »Wie viele Kinder hast du?«
»Zwei sind am Leben. Später war ich mit Zwillingen schwanger. Dann hatte ich einen Motorradunfall. Die beiden ungeborenen Kinder sind dabei gestorben.« »Hast du keinen Ehemann?«
»Nein. Er hat sich eine andere, jüngere Frau genommen und mich verlassen.
Ich habe ihn nicht wiedergesehen. Es ist auch besser so, er war nicht gut.«
»Warum hast du ihn dann geheiratet?«
»Ich hatte ihn mir nicht ausgesucht. Er hat Geld für mich bezahlt und meine Eltern haben mich an ihn verheiratet. Ich kannte ihn gar nicht, als wir heirateten.«
Diese Geschichten kannte Grod zu Genüge. Fast alle der Bargirls haben ein ähnliches Schicksal wie Lai. »Bleibst du lange auf Phuket?«, fragte Lai, wohl hauptsächlich, um das Thema zu wechseln.
»Ich weiß es noch nicht. Bleibst du die Zeit, die ich hier bin, bei mir?«
»O.k., der übliche Preis. Täglich zweihundert an die Bar und eintausend für mich, o.k.?«
»Du bist zwar teuer, aber ich bin einverstanden.« »O.k., schon liebe ich dich wieder.« Lai lachte. Die Aussicht auf einen guten Verdienst schien ihr zu gefallen. »Weißt du in etwa, wie lange du hier auf Phuket bleiben wirst?«, fragte Lai.
»Ich weiß es nicht. Es ist abhängig von meiner Arbeit. Es können sowohl einen als auch etliche Monate werden«, log Grod. Er wollte erreichen, dass sie ihn für einen ganz besonders lukrativen Kunden
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