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Thanatos

Thanatos

Titel: Thanatos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larissa Ione
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berührte sie, rührte an glückliche Gefühle, die zu fühlen sie schon lange nicht mehr wagte.
    »Regan?«
    »Hm?«
    »Es tut mir leid, dass ich dir heute Abend Angst eingejagt habe.«
    Sie lächelte an seine Haut gedrückt. »Ich würde sagen, es ist Limos, der du eine Entschuldigung schuldest. Mich hast du bereits mehr als genug entschädigt.«
    »Ich mein’s ernst.«
    »Ich auch.«
    Er stützte sich auf einen Ellbogen, ganz ernst und mit grimmiger Miene. Selbst die Haare an seinen Schläfen schienen auf eine ernste Art und Weise herabzuhängen.
    »Ich hätte dich verletzen können.«
    Sie seufzte. »Du hast mir doch schon erzählt, weswegen du gekommen warst, und dabei ging es nicht darum, mich zu verletzen.« Sie hielt seinem Blick stand, in denen der Feuerschein vierundzwanzigkarätige Goldflecken zum Leuchten brachte. »Und ich weiß ohne den Schatten eines Zweifels, dass du niemals deinem Sohn schaden würdest.«
    Seine Stimme klang tief bewegt, als er weitersprach. »Du weißt nicht, was ich getan habe, woher ich kam, ehe ich hierher –«
    »Doch, das weiß ich«, flüsterte sie. »Wir haben es in den Nachrichten gesehen.«
    Seine Miene wurde düster. »Die Pfählungen.«
    Sie nickte. Als sie die Bilder in aller Deutlichkeit wieder vor sich sah, drehte sich ihr der Magen um. »Die Szene sah genauso aus wie die, die ich durch dein Tattoo gesehen hatte.«
    »Es war Pestilence.« Seine Stimme war so stürmisch wie seine Miene. »Er hat es so arrangiert, damit ich mich erinnere.«
    Es war eine Erleichterung zu wissen, dass Thanatos gestern niemanden gepfählt hatte, doch sie bekam die grauenhafte Szene aus der Vergangenheit einfach nicht mehr aus dem Kopf.
    »Und diese Leute von früher … hast du …« Sie konnte nicht weiterreden. Ehrlich gesagt hoffte sie, er werde nicht antworten. Zu wissen, wozu er fähig war …
    »Nein.« Er schwang die Beine von der Matratze und stieg mit Schwung in eine Jogginghose. »Hast du schon mal von Vlad Tepes gehört?«
    »Vlad der Pfähler. Auch unter dem Namen Dracula bekannt. Natürlich. Einige der ersten Bücher, die meine Pflegeeltern mir vorlasen, handelten von seinen Taten.« Sie erhaschte einen Blick auf seinen ansehnlichen Hintern, als er die Hose hochzog, und gleich hatte sie Schmetterlinge im Bauch. Auf den Backen waren die Kratzer von Fingernägeln zu sehen.
    »Und ich dachte immer, Dämoneneltern wären verkorkst«, murmelte er. »Die Menschen, die du in meinem Tattoo gesehen hast, waren einige seiner Opfer. Bewohner einer Stadt, die er erobert hatte. Das war, bevor er richtig gut im Pfählen wurde und dreißigtausend Leute auf einmal umbrachte.«
    Sie runzelte die Stirn, als sie sich erinnerte, wie Thans Wache aufgetaucht war und ihm Vorhaltungen gemacht hatte. »Aber wovon redete Gethel denn dann, als sie sagte, du wärst zu weit gegangen?«
    »Ich hatte mich in einen mörderischen Wutanfall hineingesteigert und die Soldaten abgeschlachtet, denen Vlad befohlen hatte, die Dorfbewohner zu pfählen. Viele Unschuldige kamen dabei ums Leben.«
    »Ich versteh das nicht. Ares wird von Kämpfen angezogen, und er kämpft im Reich der Menschen, ohne dass es zu schweren Verlusten an Menschenleben kommt.«
    »Ja, aber er kämpft … er muss nicht unbedingt töten. Ich
muss
töten. Wir alle haben im Laufe der Jahrhunderte ein Minimum an Selbstbeherrschung gelernt, und wenn der Tod mich auch unweigerlich anzieht, kann ich mich doch im Allgemeinen beherrschen. Aber wenn ich wütend bin oder vielleicht auch noch verletzt … dann können die Dinge schon mal aus dem Ruder laufen.«
    Wie gut Regan verstand, dass die Dinge zuweilen aus dem Ruder liefen und schreckliche Konsequenzen nach sich zogen. Die Tode und der Schmerz, den sie aufgrund ihrer Fähigkeit verursacht hatten, zogen sie wie ein Anker nach unten und ließen sie nur zögerlich auf jemanden zugehen, der möglicherweise durch sie leiden könnte.
    »Dann hast du also Ärger bekommen, weil du die Menschen getötet hattest?« Sie fragte sich, was für eine Strafe einen Reiter wohl treffen könnte. »Sogar wegen der Menschen, die unschuldige Leute gepfählt hatten?«
    »Ja. Obwohl einige der Soldaten
ter’taceo
waren. Vlad selbst war ein Halbdämon. Ares und ich haben ihn schließlich auf dem Schlachtfeld getötet.«
    »
Ihr
habt ihn getötet?«
    Than zuckte mit den Achseln. »Wir haben ihn nicht gejagt. Unsere Wachen ließen nicht zu, dass wir uns in menschliche Angelegenheiten oder Politik einmischten, es sei denn,

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