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Thanatos

Thanatos

Titel: Thanatos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larissa Ione
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mit Gewissheit: Ich habe heute Morgen von deinen Kollegen gehört. Arike sagte, dass Kynan noch heute deine Wächter und das
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hier abliefern wird.«
    Jetzt, wo die Wächter unterwegs waren, war sie auf einmal gar nicht mehr sicher, dass sie sie überhaupt noch haben wollte. Die Spannungen zwischen Thanatos und ihr waren praktisch beendet, und zu diesem Zeitpunkt konnte die Aegis höchstens das fragile Gleichgewicht zerstören. Außerdem wollte ein geheimer Teil von ihr ihn ganz für sich allein.
    »Thanatos?«
    »Ja?«
    »Ist es okay für dich, was wir mit deinem Bruder machen müssen?«
    Thanatos schluckte, und seine Tattoos wanden sich wild. »Das wird es sein müssen.«
    »Ich würde meinen, wenn es angesichts all dessen, was du in deinem Leben getan und durchgemacht hast, ein Tattoo gibt, das du wirklich brauchst, dann ist es dieses.«
    »Würde es dich stören?«
    »Dazu habe ich gar kein Recht.«
    »Danach habe ich nicht gefragt.« Sein Ton machte aus seinen Worten eine Forderung.
    »Nein.« Sie errötete leicht. »Du hattest recht, als du sagtest, ich dürfe dich und deine Art, mit gewissen Dingen zurechtzukommen, nicht verurteilen.«
    Er streckte die Hand aus und strich ihr das Haar von der Wange, ohne die Hand gleich wieder zurückzuziehen. Ihr Herz begann zu flattern. Seine tröstliche Berührung rief ihr seine Fähigkeit zur Zärtlichkeit ins Bewusstsein zurück, und jedes Mal, wenn sie seine Hand spürte, sehnte sie sich nach mehr. »So habe ich das nicht gesagt.«
    »Nicht genau so, aber das war es, was du gemeint hast. Und damit hattest du recht.« Sie rieb sich an seiner Hand wie eine liebesbedürftige Katze. »Ich habe sehr viel Erfahrung darin, gegen Dämonen zu kämpfen, aber dafür ungefähr null bis gar keine normale Lebenserfahrung. Und ich bin wohl auch die Letzte, die über jemanden urteilen darf. Ich komme in meinem Leben nur zurecht, indem ich die Socken in deiner Schublade sortiere und Zählübungen absolviere.«
    »Zeig mir, wie.«
    »Ich soll dir zeigen, wie ich deine Socken sortiere?«
    Er lachte leise. »Nein, die Zählübungen.«
    »Das ist nichts Besonderes. Such dir einfach irgendeine Zahl aus, die du magst. Ich neige dazu, alles in Dreiergruppen aufzuteilen.« Sie nahm behutsam seine Hand und legte sie auf den Tisch. »Und jetzt klopf mit den Fingern und fang an zu zählen.«
    »Klopfen?«
    »Klopfen.«
    Er zog eine Augenbraue in die Höhe, aber seine langen Finger bewegten sich unter ihren.
    Ihr fiel auf, dass sie eigentlich rauer und schwieliger sein sollten, so alt, wie er schon war, aber seine Haut war glatt und geschmeidig, seine Hände wohlgeformt und so … fähig.
    »Siehst du?«, fragte sie heiser. »Fühlst du dich nicht schon ruhiger?«
    Seine Stimme war rau, sein Mund hatte sich zu einem eigentümlichen Lächeln verzogen. »Komischerweise verspüre ich das genaue Gegenteil von Ruhe.«
    »Du magst ja ein großer, böser Krieger sein«, erwiderte sie scheinbar beleidigt, »aber in Sachen Zwangsstörungen bist du ein echter Versager.«
    Er warf den Kopf in den Nacken und lachte – und es sah einfach unglaublich gut aus. »Vielleicht kannst du mir ja doch noch zeigen, wie man Socken sortiert.«
    »Oh, wie witzig.«
    Er wackelte mit den Augenbrauen. »Ja, ich habe so meine Momente.«
    Es wurden immer mehr von diesen Momenten, je besser sie einander kennenlernten, und das gefiel Regan. Zwischen ihnen und in der Welt hatte es viel zu viel Hässliches gegeben. Das Einzige, was ihr Angst einjagte, war, dass zweifellos noch viel mehr Hässliches auf sie zukam.
    Ja, Thanatos und sie hatten eine schwierige Kurve ihrer Beziehung gemeistert, und er hatte es so klingen lassen, als machten seine Geschwister und die Aegis tatsächlich Fortschritte. Aber ihrer Erfahrung nach war es so: Gerade wenn endlich alles gut zu werden schien, kam der Moment, in dem alles zum Teufel ging.

26
    Regan hatte es endlich eingesehen. Gott sei Dank. Oh, sie wollte ihren Sohn nach wie vor fortgeben, sollten sie Pestilence nicht aufhalten. Aber inzwischen wusste er, dass es nicht daran lag, dass sie das Baby nicht haben wollte. Er hatte genug Beweise dafür gesehen, dass sie das Kind schon die ganze Zeit über geliebt hatte, und inzwischen war sie gar nicht mehr so sehr davon überzeugt, dass es das Richtige war, ihren Sohn Gem und Ky zu überlassen.
    Und das war gut, denn das würde Thanatos gewiss nicht zulassen. Regan mochte nicht glauben, dass er fähig war, ihren Sohn vor Pestilence und dessen

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