Thanatos
verging als auf der Erde und Regan wohl, wenn er endlich mit Gethel fertig war, unter Umständen schon ihr Kind zur Welt gebracht hatte. »Du weißt, dass die Aegis gespalten ist? Und dass Harvester möglicherweise das zahlenmäßig größere Lager beeinflusst? Sie haben Regan entführt und versucht, ihr Kind umzubringen.«
Gethel schlug das Buch mit einem Knall zu. »Sie haben
was?«
Ihre Schwingen breiteten sich aus. »Dahinter steckt Pestilence. So muss es sein.«
»Die Ältesten sagen, sie hätten Hilfe von einem Engel gehabt. Ich werde Harvester mit dieser Behauptung konfrontieren.«
»Das würde sie nicht tun, da sie dadurch den Zorn des Himmels und der Hölle auf sich ziehen würde.«
Reaver nickte. »Aber wenn das Kind stirbt, beginnt die Apokalypse, und dann gibt es keine Bestrafung mehr. Sämtliche Regeln sind vergessen.«
»Ich habe diesen gefallenen Engel schon immer gehasst«, sagte sie, als wäre Harvesters Folterung nicht schon Hinweis genug gewesen. Noch einmal breitete sie ihre Flügel aus, ehe sie sie wieder mit aufgeplusterten Federn hinter sich zusammenlegte. »Hat sich die Aegis wenigstens in ihr neues Hauptquartier in Schottland eingewöhnt?«
»Ja, aber ich mache mir Sorgen, dass sie Harvester gegenüber unbeabsichtigt mehr preisgeben, als sie sollten.«
»Und damit Pestilence gegenüber.« Gethel stieß einen milden Fluch aus. Zumindest den meisten Menschen wäre er mild vorgekommen. Hier in der Halle der Aufzeichnungen ließ er den Boden beben. »Das ist wirklich schlimm, Reaver.« Womit sie nur feststellte, was sogar ein Blinder mit Krückstock sehen würde. »Aber du bist die Wache der Reiter. Was willst du von mir?«
»Nichts, was die Reiter betrifft. Doch du hast Zugang zum Rat der Erzengel.« War das nicht ärgerlich? Da Reaver ein Engel niederen Rangs war, ein Arbeitssklave in der Hierarchie der Engel innerhalb seiner Ordnung. Er müsste kostbare Zeit darauf vergeuden, eine Audienz beim Rat der Erzengel zu beantragen, während Gethel praktisch in ein Treffen hineinspazieren konnte. »Sie müssen über den Bruch der Aegis informiert werden. Die mächtigste Organisation von Dämonenjägern der Geschichte wurde von innen zerstört, und da Armageddon kurz bevorsteht, können wir es uns nicht leisten, dass sie von Unterströmungen des Bösen kompromittiert werden.«
Das Letzte, was sie gebrauchen konnten, war, dass am Ende noch Dämonen die Strippen bei der Aegis zogen.
»Ich werde sehen, was ich tun kann.«
»Beeil dich. Regan steht kurz vor den Wehen. Uns bleibt keine Zeit mehr.«
Gethel schenkte ihm ein herablassendes Lächeln. »Dessen bin ich mir bewusst, Reaver.« Mit einem Wink ihrer Hand ließ sie das Buch, in dem sie gelesen hatte, im Regale verschwinden. »Ich werde jetzt gehen. Welche Vorgehensweise wirst du in Bezug auf die Reiter wählen?«
»Ich werde Harvester suchen. Was das Chaos innerhalb der Aegis betrifft, hat sie ihre Befugnisse nicht überschritten, aber falls sie an dem Plan, Regans Baby zu töten, beteiligt war, werde ich sie vernichten.« Vielleicht sogar, ehe er die Erlaubnis erhielt, dies zu tun.
Gethel seufzte. »Traurig, was aus ihr geworden ist, angesichts dessen, was sie war, ehe sie fiel.«
Koketterie war eher Harvesters Stil, aber Reaver ging darauf ein. »Sie sagte, sie sei Rechtsprecherin gewesen.« Harvester hatte allen möglichen Mist erzählt, während sie Reaver gefangen gehalten hatte.
»Das hat sie dir also erzählt?« Gethel zuckte mit den Achseln. »Nun ja, ich nehme an, das entspricht durchaus der Wahrheit. Aber hat sie dir auch den Rest erzählt?«
»Den Rest?«
»Ehe sie fiel, war sie Verrine, ein Engel der Gerechtigkeit, wie sie sagte. Aber sie war auch Satans Gefährtin.«
Oh Mann. Okay, also, damit hatte Reaver nun wirklich nicht gerechnet. »Ich schätze, dass sie mit ihm ging, als er aus dem Himmel geworfen wurde?«
»Manche sagen, sie sei das Wispern in seinem Ohr gewesen, die Stimme, die ihm eingab, die Rebellion im Himmel zu beginnen. Und in der Tat, als er verbannt wurde, folgte sie kurz darauf.«
»Und warum sind die beiden dann nicht in einem hübschen kleinen Liebesnest in der Hölle zusammen?«
»Das weiß niemand. Aber du bist dir doch im Klaren darüber, dass sie es war, die den Vertrag zwischen Limos und Satan aufsetzte, nicht wahr?« Ehe er antworten konnte, grinste sie. »Hast du dich nie gefragt, warum es ein Schlupfloch in diesem Vertrag gab? Sie wollte, dass Limos sich aus dem Vertrag befreite, aber
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