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Thanatos

Thanatos

Titel: Thanatos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larissa Ione
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entsetzt. »Thanatos, hier geht es doch nicht darum, zu gewinnen. Denkst du das etwa? Ich meine, es ging darum, was die Aegis für das Beste hielt, aber –«
    »Und ihr hattet recht.« Mist. Er wollte sie umarmen, sie beschützen, aber er blieb mit Mühe auf Distanz. »Ich bin einzig und allein zum Töten auf der Welt. Wenn das Baby da ist, bring es zu Eltern, die es anständig erziehen werden. Und komm niemals wieder hierher, Regan. Niemals.« Und dann kam der Todesstoß. Weil er darin so verdammt gut war. »Ich will dich nicht mehr.«

33
    Ich will dich nicht mehr.
    Regan hatte das Gefühl, ihr würde das Herz abgedrückt. Thanatos’ Worte stachen wie eine Million Bienenstachel, schnitten in sie hinein wie eine Million Messer. Offenbar war es sein voller Ernst, dass sie und das Baby fortgehen sollten, obwohl sie nicht begriff, wie das sein konnte. Nach all seinen Protesten, nachdem er geschworen hatte, er wolle ein Vater sein – warum hatte er ausgerechnet jetzt, wo sie ihn am meisten brauchte, beschlossen, auf das Recht an seinem Sohn zu verzichten?
    »Thanatos, tu das nicht.«
    Der Skorpion bohrte seinen Stachel in Thans Halsschlagader. »Warum nicht? Das ist es doch, was du wolltest?«
    »Aber jetzt nicht mehr.«
    »Okay, nur so zum Spaß. Was genau willst du jetzt? Das Baby bei mir lassen und dann weglaufen und dich deinen Aegis-Freunden anschließen? Mit Decker zusammen sein, ohne die Last und die Unannehmlichkeiten eines ungewollten Kinds?«
    Ihr klappte die Kinnlade herunter. Sie schloss den Mund, um in gleich darauf wieder zu öffnen. »Ist es das, was du wirklich denkst? War ich denn so … grauenhaft?«
    Ein Wirbelwind aus Gefühlen durchbrach seine harte Maske der Gleichgültigkeit, und der Schwanz des Skorpions bohrte sich mit der Geschwindigkeit einer Schnellfeuerwaffe in seinen Hals.
    »Nein«, erwiderte er grob.
    Okay, er hielt seine Wut wie einen Schild vor sich, um sich gegen Gefühle zu schützen, die wehtun könnten. Das konnte sie nachvollziehen. Und wie sie das konnte. Schließlich hatte sie sich eben erst bei Decker dafür entschuldigt, dass sie sich ihren Kollegen gegenüber jahrelang wie ein wütendes Miststück aufgeführt hatte. Je größer ihre Abschottung war, desto weniger konnten die anderen sie verletzen. Dachte sie jedenfalls.
    In ihrer lähmenden Hilflosigkeit zermarterte sie sich das Gehirn nach Worten, die seine Ängste zerstreuen und seine Meinung ändern könnten, aber wenn sie in ihrer Zeit hier eines über den Reiter gelernt hatte, dann das: Er war genauso störrisch wie die Maultiere auf der Farm ihrer Pflegegroßeltern.
    Sie ignorierte das Ziehen im Rücken und packte seine Hand, panisch bemüht, alles wieder in Ordnung zu bringen. »Du brauchst die Wut nicht. Du musst auf mich hören. Ich will das Baby nicht bei dir lassen und mit Decker durchbrennen.« Wie albern war das denn? »Ich will hier bei dir bleiben. Ich will, dass wir dieses Kind gemeinsam aufziehen.«
    »Regan«, krächzte er. »Ich kann nicht.«
    »Bitte.« Ihr Finger zuckte über seine Rüstungsnarbe; dann legte sie ihm die Hand aufs Herz und ließ sich von dem starken Klopfen trösten. »Ich habe die einzige Familie verloren, die ich je kannte. Ich habe meinen Job verloren. Meine Freunde. Ich kann nicht auch noch dich verlieren.«
    »Es ist unmöglich, Regan. Solange Pestilence am Leben ist, seid ihr beide in Gefahr.«
    »So ein Quatsch!«, fuhr sie ihn an, und sein Kopf zuckte zurück, als hätte sie ihn geschlagen. »Wenn die Apokalypse kommt, gibt es nirgendwo mehr einen sicheren Ort. Also, was ist der wahre Grund?«
    »Die Gefahr ist der wahre Grund.«
    »Ich sagte doch gerade, es gibt keinen sicheren Ort –« Scharf sog sie die Luft ein. »Du machst dir deinetwegen Sorgen. Du hast Angst, du könntest eine Gefahr für deinen Sohn sein.«
    Als er schluckte, zog sich seine Kehle krampfhaft zusammen. »Ich sah eben erst einen Vater, der vor Wut dermaßen von Sinnen war, dass er seine eigenen Kinder ermordete. Mir ist bewusst, wie ich bin, wenn ich einen dieser tödlichen Wutanfälle habe. Dann weiß ich nicht mehr, was ich tue. Alles, was ich berühre, ist vergiftet, Regan.« Er zog den Kragen seines Rollis hinunter und zerriss ihn, sodass der Skorpion in voller Größe zu sehen war. »Dies … dies ist das einzige Tattoo, das sich nicht auf ein spezifisches Ereignis bezieht. Ich ließ es mir stechen, um mich daran zu erinnern, was ich bin. Was ich denen antue, die mir nahestehen. Ganz gleich, wie sehr

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