THARKARÚN – Krieger der Nacht
könnt. Die uns bekannte Welt wird sich von Grund auf verändern. Vor diesem Hintergrund war auch eure Mission schon vorhergesehen. Meine Aufgabe war es, darauf zu warten, dass der Magus, der Abgesandte der Götter, euch hierher bringen würde, damit ich euch das Geheimnis dort oben im Turm zeigen kann. Eure Ankunft sollte das Zeichen sein, dass alles begonnen hatte. In all diesen Jahrtausenden haben Fèlruc und ich nur auf euch gewartet. Wir haben das Turmzimmer bewacht, bis die Zeit gekommen war, es zu öffnen, und nun ist sie da.« Als er seufzte, loderte die Flamme der Fackel hell auf. »Ehrlich gesagt, habe ich mir diesen Moment etwas feierlicher vorgestellt, aber das Schicksal geht manchmal seltsame Wege.«
»Und was ist denn jetzt in diesem Zimmer oben im Turm?«, fragte Thix noch einmal.
»Das werdet ihr mit eigenen Augen sehen«, sagte Dan Ree und steckte die Fackel in einen leeren Haken an der Wand zu seiner Linken.
Sicher war hier Magie im Spiel, denn sobald die Fackel in der Fassung saß, gab es einen leuchtenden Blitz, der ihre Helligkeit vervielfachte und dann wie glitzernder Staub in der Luft hing: Sie standen am Fuß einer endlosen Wendeltreppe, die mit unzähligen Stufen hinaufführte.
»Das verschlossene Zimmer befindet sich am oberen Ende«, sagte der Unsterbliche leise und betrat die erste Stufe.
An der Treppe führte ein langes schmiedeeisernes Geländer entlang, das mit zahllosen Spiralen und grotesken Figuren geschmückt war und sich unter Morosilvos Hand kalt anfühlte. Der glitzernde Staub in der Luft schuf eine unwirkliche Stimmung und ein seltsamer Hall vervielfachte ihre Atemgeräusche. Die Gefährten folgten dem Wächter von Adamantina wie in Trance. Jetzt war alles vergessen, bis auf das geheimnisvolle Zimmer dort oben im Turm, wo sie ein lange verborgenes Geheimnis erwartete.
Schließlich führte sie die Treppe in einen großen, schmucklosen Vorraum ohne Fenster mit dicken, kahlen Ziegelmauern, in dessen Hintergrund, genau ihnen gegenüber, eine riesige zweiflügelige Bronzetür auftauchte. Auf den Flügeln der Tür waren in Flachreliefen unzählige detaillierte Szenen zu sehen. Vor der Tür erwartete sie Fèlruc mit zusammengefalteten Flügeln, es sah aus, als hätte er schon immer dort gelegen. Der Drache sah sie mit seinen unergründlichen goldenen Augen an.
» Willkommen seien die, die kommen mussten«, verkündete er langsam und feierlich.
»Sie seien willkommen«, bekräftigte Dan Ree lächelnd.
VIERUNDZWANZIG
D AS ZIMMER IN der Spitze des Turmes war groß und achteckig. Der Raum wurde von einem goldenen Licht erleuchtet, dessen Quelle man nicht genau erkennen konnte und das sich geheimnisvoll in den Scheiben der großen, in die Wände eingelassenen Nischen spiegelte. Durch ein von blauen Vorhängen eingerahmtes Fenster sah man hinaus in die Nacht. Auch in diesem Raum bestand der Fußboden aus Marmoreinlegearbeiten, die einen Zweikampf darstellten. Verblüfft erkannte Morosilvo in den Steinbildern Dan Rees elegante Gestalt, in Rüstung und mit einem Schwert in der Hand, die mit Kentar, dem Gott des Krieges und der Kraft, kämpfte, der so hochgewachsen, blond und strahlend war, wie es eben nur ein Gott sein konnte.
Während sich die großen Bronzetüren absolut lautlos öffneten, betrat Fèlruc den Raum. Trotz seines riesigen Körpers wirkte er alles andere als plump. Dan Ree folgte direkt hinter ihm mit erhobenem Haupt und auch die Gefährten kamen ihm nach: sieben Wesen aus sieben verschiedenen Völkern, die nur ihre schlichte Kleidung und der bewundernde Ausdruck auf dem Gesicht verband. Der Magus, der weiterhin Ardrachan trug, wirkte völlig unberührt von der Situation. Schließlich blieb Fèlruc in der Mitte des Raumes stehen und die Übrigen bildeten einen Kreis um ihn. Neugierige Blicke wanderten zu den verglasten Nischen, in denen glänzende Rüstungen standen und Schwerter und Dolche mit ziseliertem Griff lagen.
Shaka schüttelte als Erster die Verwunderung ab und sagte: »Das ist ja eine Waffenkammer.«
Fèlruc sah ihn mit seinen Augen an, die so alt schienen wie die Welt, und kam langsam auf ihn zu. »Ja, du hast recht, Shaka Alek. Doch eine, wie es sie an keinem anderen Ort in allen acht Reichen geben könnte. Die Waffen, die ihr hier seht, hat Kentar mit seinem Hammer in den ewigen Flammen des Feuermeers geschmiedet, dann wurden sie in Valdos Wassern gehärtet und mit Talons Künsten und durch Anmans Hand geweiht. Keine menschliche Hand hätte diese
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