THARKARÚN – Krieger der Nacht
sein.«
»Deshalb musste es hier verborgen bleiben, bis es gebraucht wurde«, fügte Fèlruc mit sanfter, tiefer Stimme hinzu. »Wenn diese Waffen in falsche Hände geraten wären, hätte jede von ihnen Verderben bringen können. Doch hüte dich davor, Morosilvo, dich mit dem Schwert allmächtig zu fühlen. Dies Schwert in deiner Hand kann dich stärker machen als jeden Krieger der acht Völker, aber trotzdem entscheidet immer noch die Hand den Ausgang des Kampfes, der Verstand des Kriegers und dessen Mut. Außerdem gehören die Feinde, gegen die ihr kämpft, keinem eurer Völker an. Die Gremlins verfügen über große dunkle Macht, sie kennen kein Mitleid, und nicht einmal die Kraft von Kentars Schmiedekunst und Talons Magie allein wird genügen, um sie zu besiegen. Ihr müsst nicht nur mit anderen Waffen kämpfen, ihr müsst euch selbst verändern. Aus diesem Grund seid ihr hier: um die zu werden, die ihr noch nicht seid.«
»Aber das könnte Monate dauern!«, rief Arinth aus. »Nicht dass ich das bedaure, aber es könnte doch sein, dass wir zu lange brauchen, um uns vorzubereiten, und dann könnte alles schon zu
spät sein! Sie haben uns auf dem Weg hierher angegriffen, wir alle haben gesehen, wie schnell sie sind und vor allem wie stark. Ich möchte nicht einmal darüber nachdenken, wie viel Zeit und Mühe es kosten würde, um sich mit ihnen messen zu können!« Dabei sah er Dan Ree herausfordernd an.
Der Unsterbliche zuckte nur mit den Schultern, als wüsste er genau, dass der Gnom mit seinen Worten recht hatte, und als glaube er trotzdem, dass dies vollkommen unwichtig war. »Aber wir haben doch alle Zeit der Welt«, sagte er schließlich.
Als ihn die Gefährten verblüfft anstarrten, erklärte er: »Adamantina ist ein Ort außerhalb von Raum und Zeit. Hier zählt die Zeit draußen in der Welt nicht, und das, was hier drinnen vorgeht, zählt dort nicht. Wenn ihr die Festung verlasst, werdet ihr die Welt genauso vorfinden, wie ihr sie verlassen habt, als wären inzwischen kein Tag und keine Nacht vergangen. Trotzdem wird eure Unterweisung nur begrenzte Zeit dauern. Fèlruc oder mir kann die Zeit nichts anhaben, euch allerdings schon, selbst wenn ihr sie hier in Adamantina verbringt. Und wenn ihr ewig in der Festung bliebet, würdet ihr nicht unsterblich. Verstehst du, Thix Velinan?«, schloss er ein wenig vorwurfsvoll, und Thix, der bei den Worten über die Zeit besonders hellhörig geworden war, wendete sich hastig ab.
» Wir werden«, erklärte der Magus ernst, »deshalb so kurz wie möglich hier verweilen.«
Daraufhin erhob sich unter den Gefährten weiteres Erstaunen.
»Warum denn?«, meinte Farik verblüfft. »Wenn die Zeit in der Außenwelt nichts mit der zu tun hat, die wir hier brauchen, warum sollten wir uns dann beeilen? Wir könnten es doch wesentlich besser machen, wenn wir länger hierblieben.«
Doch der Magus schüttelte den Kopf. »Sei dir dessen nicht so sicher, Farik Rilkart. Neben zahllosen Vorteilen hat Adamantina auch einen Nachteil: Es ist der sicherste Ort überhaupt. Und nichts schadet den Fähigkeiten eines Kriegers mehr als eine Ruhepause an einem sicheren Ort. Man lernt schnell, nicht mehr wachsam
genug zu sein, man entspannt sich und muss sich nicht mehr so anstrengen wie sonst. Einer der Gründe dafür, warum kaum jemand in den acht Reichen so zu kämpfen verstehen wie ihr, ist, dass es in eurem Leben nur wenige Momente der Sicherheit gegeben hat. Ihr habt euch daran gewöhnt, immer auf der Hut zu sein und schwierige Situationen zu meistern, und genau das wird euch später nützlich sein. Das will ich nicht aufs Spiel setzen. « Er schien nachdenklich und wirkte plötzlich traurig. »Doch jetzt sind die Reiche gezwungen, selbst zu kämpfen. Und wenn die Lage so verzweifelt ist, wird man entweder stark … oder man stirbt.«
Pelcus schnaubte übertrieben dramatisch. »Na, war ja klar, dass da ein Haken sein musste.«
Arinth stieß ihn mit dem Ellenbogen in die Seite. »Los, Kopf hoch, alter Langbart«, flüsterte er ihm zu. »Denk mal an die Leute, die jetzt nicht in einer unerreichbaren Festung sind und vielleicht kurz vor einem Angriff der Gremlins stehen.«
Alfargus Sulpicius war sich absolut sicher, dass in den letzten Monaten in den acht Reichen und vor allem in seinem eigenen Leben alles schiefgelaufen war. Die Völker waren durch die ständige Furcht vor einem Angriff gebeugt, sein Vater war nicht bei ihm, der König des Menschenreiches schwer verwundet, seine
Weitere Kostenlose Bücher