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THARKARÚN – Krieger der Nacht

THARKARÚN – Krieger der Nacht

Titel: THARKARÚN – Krieger der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chiara Strazzulla
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erkannte man weite violette Hosen und dunkle Lederstiefel. Seine Hände steckten in Handschuhen, und Alfargus fiel auf, dass seine Kleidung nicht das kleinste Stück Haut freiließ. Auch vom Gesicht war fast nichts zu sehen, weil es unter einem tief über die Augen gezogenen breitkrempigen Hut verborgen war, unter dem lange glänzende schwarze Haare hervorquollen. Trotz der Hutkrempe glaubte Alfargus ein Stückchen sehr heller Haut und ein leichtes
Lächeln zu erkennen. Sein ganzes Auftreten sprach Bände: Er strotzte geradezu vor unverschämter Selbstzufriedenheit.
    Er weiß genau, dass wir ihn sehen, dachte Alfargus, er weiß, dass wir ihn beobachten und uns fragen, wer er ist, er weiß, dass wir uns ohnmächtig fühlen, und das genießt der verfluchte Mistkerl.
    Der Elbenprinz fühlte eine Welle von Hass gegen diesen Unbekannten in sich aufsteigen, der seine Spielchen mit ihnen spielte. »Was meinst du: Ist das der Nekromant?«, fragte er Elirion, ohne seinen Blick von dem Fremden abzuwenden, der regungslos wie eine Statue dastand.
    » Wer sollte es wohl sonst sein?«, gab Elirion grimmig zurück. »Ziemlich auffällig, dieser Kerl. Nun, immerhin dürfte er so kaum zu verfehlen sein. Ich werde Huninn sagen, dass sich die Bogenschützen bereithalten sollen.«
    Alfargus nickte. »Gut«, sagte er, obwohl ihm im selben Moment unerklärlicherweise der Gedanke durch den Kopf schoss, dass alle Bogenschützen dieser Welt diesen triumphierenden Mann nicht treffen würden.
    Huninn Skellensgard hatte sich mit den Bogenschützen strategisch so an der Mauer postiert, dass sie alle Feinde im Blick hatten, die in die Stadt eindringen wollten. Elirion ging rasch zu ihm, während Alfargus wieder den Fremden fixierte.
    »Alfargus Sulpicius, Thronfolger des Elbenreiches, oder irre ich mich? Sehr erfreut.«
    Alfargus zuckte zusammen, die höhnische Stimme traf ihn wie ein eisiger Windstoß. Das konnte nicht der Nekromant sein. Um die Entfernung zwischen ihnen zu überbrücken, hätte er schreien müssen, doch die Stimme, die er gehört hatte, war leise und schien ganz aus der Nähe zu kommen. Es sei denn, dieser unheimliche Unbekannte hatte die Fähigkeit, in seine Gedanken einzudringen und auf diese Weise mit ihm zu kommunizieren. Alfargus wusste, dass es unter den acht Völkern durchaus Magier gab, die über diese Gabe verfügten. Und dieser Fremde musste
ein mächtiger Zauberer sein, wenn ein so gewaltiges Heer williger Diener seinen Befehlen gehorchte. Darunter waren schließlich auch Gremlins, was eigentlich ein Widerspruch in sich war. Wenn die sich ihm unterwarfen, welche dunklen Talente mochte er noch verbergen?
    Der Elbenprinz beugte sich über die Brustwehr der Mauer und warf dem Unbekannten einen hasserfüllten Blick zu. »Du bist das, oder?«, rief er. »Du bist in meine Gedanken eingedrungen!«
    »Schon eine ganze Weile, Prinz Alfargus«, sagte die Stimme höhnisch. Dann tauchte der Nekromant urplötzlich vor ihm auf, schwebte direkt vor ihm über der Mauer in der Luft
    Aus der Nähe konnte man im Schatten der Hutkrempe ein fahles Gesicht erkennen, dessen Haut vernarbt war wie nach einer schrecklichen Brandverletzung. Die fast nicht vorhandenen Lippen umspielte ein Lächeln, ganz so, wie Alfargus es vermutet hatte.
    Es wäre für Alfargus ein Leichtes gewesen, das Schwert aus der Scheide zu ziehen und den Feind mit einem einzigen Hieb zu durchbohren. Schließlich hatte General Asduvarlun ihm beigebracht, blitzschnell auf einen Gegner zu reagieren. Aber er versuchte es nicht einmal. War er zu überrascht oder wusste er im Voraus, dass er diesen Mann nicht treffen, geschweige denn töten könnte?
    »Fürwahr, du bist ein mutiger Kämpfer, Prinz Alfargus«, sagte der Nekromant und stieß einen übertriebenen Seufzer aus. »Aber du weißt genau, dass dein Kampf aussichtslos ist, das ist dir doch klar, seitdem du hier bist, und vielleicht hast du es vorher schon befürchtet. Und doch hast du auf dieser Mauer ausgeharrt und auf einen Angriff gewartet, den du nicht aufhalten kannst. Deine Kanone ist explodiert, deine Mauer ist zerstört, deine Soldaten sind auf der Flucht und dennoch weichst du nicht vom Fleck. Du wirst ein heldenhaftes Beispiel für alle zukünftigen Generationen sein, sofern es überhaupt eine Zukunft geben wird. Warum tötest du mich nicht?«

    Alfargus blieb stumm, selbst wenn es ihm schwerfiel, auf die Provokation nicht einzugehen. Und doch fragte er sich selbst, warum er ihn nicht tötete. Und warum ließ

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