THARKARÚN – Krieger der Nacht
unten an der Festungsmauer schienen die Soldaten und Zauberer die Situation langsam unter Kontrolle zu bekommen und den Feind zurückzuschlagen »Einen Körper muss er doch haben, meinst du nicht auch? Selbst wenn er sich dann einfach in Rauch aufgelöst hat. Schade, dass du es nicht gesehen hast.«
Elirion lehnte sich gegen die Mauer und betrachtete das Kampfgetümmel. Erleichtert sah er, wie ihre Truppen das Heer der Toten und Gremlins zurückwarfen. Hatten sie mit dem Verschwinden ihres Führers auch ihre Kraft verloren? »Sollte er noch leben, wird er sicher wiederkommen.«
»In drei Tagen wird er zurück sein, so hat er es angekündigt«, sagte Alfargus. Und eine gehässige Stimme in seinem Kopf fügte hinzu: um mich zu töten. Es war die Stimme der Angst. Erneut sah Alfargus den Fremden vor sich, sein entstelltes Gesicht und die schmalen Lippen.
» Wer könnte das nur gewesen sein?«, murmelte Elirion.
Alfargus wandte sich ab. Der Menschenprinz konnte ihn nicht verstehen, er hatte nicht gesehen, was er gesehen hatte, hatte nicht gehört, was er gehört hatte. Er kannte diese Stimme nicht, die wie eine gierige Hand seine Gedanken durchwühlte.
»Es war Tharkarún«, sagte er schließlich.
»Tharkarún? Wer soll das sein?«
Voller Erstaunen betrachtete Morosilvo Dan den Wandteppich im dunklen Gang. Sie hatten gerade am Frühstückstisch gesessen,
als der Magus und Dan Ree sie baten, sich den Gobelin einmal genauer anzusehen, über den sie bereits bei ihrer Ankunft in Adamantina Auskunft haben wollten. Die beiden meinten nun, sie müssten ihnen etwas Wichtiges mitteilen. Morosilvo konnte es kaum abwarten, endlich mehr über den geheimnisvollen Fremden mit dem breitkrempigen Hut zu erfahren, dessen Anblick ihn ohne ersichtlichen Grund so sehr beunruhigt hatte.
Dicht gedrängt standen sie vor dem rätselhaften Gobelin und sannen über den merkwürdigen Namen nach, den man ihnen gerade enthüllt hatte. Er klang altertümlich, irgendwie bedrohlich, aber vollkommen unbekannt. Ardrachan fehlte, er war in einem Turmzimmer eingesperrt, wo er von Fèlruc so lange aufmerksam bewacht wurde, bis Dan Ree und der Magus sich um ihn kümmern konnten.
»Ich habe von diesem Tharkarún noch nie etwas gehört«, begann Pelcus. »Können wir Genaueres erfahren?«
Dan Ree ließ sich mit gekreuzten Beinen auf dem Boden nieder. Seine Ungezwungenheit setzte sie immer wieder in Erstaunen ; mit nichts ließ er sie spüren, dass er ein legendärer, heldenhafter Kämpfer war. Anscheinend würde das, was er zu sagen hatte, länger dauern, daher bildeten die Gefährten einen Kreis um ihn herum und setzten oder kauerten sich auf den kalten Fußboden.
Durch die Spitzbogenfenster drang ein fahles Licht. Alle Augen wanderten zu der Gestalt auf dem Gobelin.
»Ihr alle kennt die Geschichte des Undurchdringlichen Horts«, begann Dan Ree, der zweifellos ein begnadeter Erzähler war. In der vergangenen Nacht hatten sie ihn gebeten, von seinem historischen Kampf mit Kentar zu erzählen, und hatten fasziniert der sanften, fast singenden Stimme des Unsterblichen gelauscht. Als Dan Ree seine Geschichte beendet hatte, war es ihnen vorgekommen, als wären sie aus einem Traum erwacht.
Morosilvo war froh, dass nicht der Magus, sondern Dan Ree von Tharkarún erzählte. Der Wächter von Adamantina verfügte
über eine natürliche Autorität, die er leichter als die des Magus akzeptieren konnte. Außerdem war ihm Dan Ree vertraut, er hatte ihn als legendäre Gestalt durch seine Kindheit begleitet und ihm zu Ehren hatte sein Vater ihm den Zweitnamen Dan gegeben. Zu seiner Verwunderung war Morosilvo klar geworden, dass er Dan Ree gegenüber sogar loyal sein würde.
Die Gefährten nickten, sie alle kannten die Geschichte des Undurchdringlichen Horts.
Dan Ree beugte sein Haupt und strich sich die Locken aus dem Gesicht. »Ihr wisst, dass der Bau der Festung und die Erschaffung des Weißen Steines neun Opfer gefordert haben. Acht Zauberer, die besten jedes Volkes, haben alles für diesen magischen Stein gegeben, jeden Tropfen ihrer Lebensenergie, und in diesem Opfer steckt ihre Zauberkraft. Wenn ihr euch umseht, könnt ihr die Zauberer auf den Gobelins hier entdecken. Auch der Baumeister der Festung wurde dort verewigt: ein Elbe, der sich freiwillig hat einmauern lassen, damit das Geheimnis der Festung für immer gewahrt bliebe. Er war das neunte Opfer.«
»Schrecklich, so zu enden«, sagte Farik leise.
Dan Ree nickte. »In der Tat. Von allen
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