THARKARÚN – Krieger der Nacht
drohender und packte seinen Eibenstab fester. »Ihr seht Euch jemandem gegenüber, der mit den okkulten Künsten vertraut ist.«
Wieder gab der Unbekannte durch nichts zu verstehen, ob er verstanden hatte. Seine blassen Augen blickten leer und gläsern wie bei einem toten Fisch. Irgendetwas stimmt hier nicht, dachte Morosilvo. Shaka musste zu demselben Schluss gekommen sein, denn er hob seinen Stab und murmelte dabei einen Zauberspruch, doch der Unbekannte war schneller.
Wassertropfen spritzten in alle Richtungen, als er seinen Stab herumwirbelte, den er bis dahin einfach nur in der Hand gehalten hatte, und aus dessen Spitze schoss ein inzwischen allen bekannter violett leuchtender Blitz. Shaka hatte schon etwas Ähnliches erwartet und war vorbereitet, das Lichtgeschoss mit seinem Eibenstab zurückzuwerfen. Es prallte ab und flog weit weg. Jetzt standen sich der Dämon, der immer noch mit den Füßen im Wasser war, und Shaka gegenüber und maßen einander wortlos mit Blicken. In dieser Stille fiel Morosilvo auf, dass der neue Gegner soeben einen Zauber erzeugt hatte, ohne dazu magische Worte der Macht zu murmeln, denn seine Lippen waren fest zusammengepresst.
Und soweit Morosilvo wusste, war das eine Gabe, über die nicht einmal die mächtigsten Zauberer verfügten.
Er atmete einmal tief ein und aus, um die Spannung loszuwerden, die ihn das Heft seines Schwertes fest umklammern ließ. Und da roch er es: Kaum wahrnehmbar lag über dem dumpfigen Geruch nach abgestandenem Wasser ein stechender, ungesunder Gestank, vermischt mit einer leichten Moschusnote.
»Gremlins!«, schrie er auf. Er brüllte aus Leibeskräften, obwohl
er sich nicht hundertprozentig sicher war, dass diese verfluchten Kreaturen in der Nähe waren. Wo sollten sie sich hier versteckt halten? Sein Schrei zeigte sofort Wirkung: Die Gefährten zückten prompt gewarnt ihre Waffen. Im selben Moment schossen rechts und links des unbekannten Dämons zwei dunkle Gestalten aus dem Wasser und stürzten sich auf die acht Gefährten.
Morosilvo warf sich blitzschnell zur Seite, so rasch, dass es ihn selbst erstaunte. Er musste während des Aufenthalts in Adamantina mehr gelernt haben, als er gedacht hatte. Als das schwarze Wesen an ihm vorbeizischte und Farik sich für einen neuen Angriff bereit machte, konnte er gerade noch sehen, dass der andere Gremlin nun vor Pelcus und Ardrachan stand. Der Feenkrieger hatte seine Kurzschwerter mit den geflammten Wellenklingen gezückt, an denen bereits der rötliche Lichtstreif entlanglief, der Zwerg hatte mit seiner Spitzhacke ausgeholt und den Gremlin getroffen. Die magischen Kräfte seiner Waffe bewirkten, dass die schwarze Kreatur auseinandergerissen und ein Teil von ihr von Pelcus’ Waffe am Boden festgenagelt wurde. Der andere schien allerdings kaum Schaden genommen zu haben und bedrängte nun Ardrachan, dem Ametista zu Hilfe eilte. Pelcus hielt seine Beute weiter am Boden fest.
Mit einer halben Körperdrehung stellte sich Morosilvo dem Angriff des Gremlins und parierte ihn mit dem Schwert. Der Gremlin wurde zurückgeworfen und landete nicht weit von ihm entfernt auf dem Boden. Arinth kam mit dem Schwert in der Faust zur Unterstützung herbeigeeilt, aber das war gar nicht mehr nötig. Als sich das schwarze Ding wieder auf sie stürzte, stellte sich Farik vor Morosilvo und bewegte den Arm ruckartig nach oben. Morosilvo sah noch flüchtig, wie der Gremlin von der Klinge seines Säbels durchbohrt wurde, und dann zappelte die schwarze Masse auch schon, krümmte sich und löste sich fast unverzüglich in Rauch auf. Schwer atmend ließ der Mensch sein Schwert sinken. Der andere Gremlin war bereits von Ardrachan mit den Kurzschwertern vernichtet worden, auch
das hatte nicht lange gedauert. Da hat sich aber einiges getan seit ihrer ersten Begegnung mit den schwarzen Gestalten, dachte Morosilvo und wischte sich mit dem Hemdsärmel den Schweiß von der Stirn.
Dann drehte er sich um und das triumphierende Lächeln gefror ihm auf den Lippen.
Der unbekannte Hexer war nun vollständig aus dem Wasser herausgekommen und kämpfte mit einer beeindruckenden Flut von magischen Blitzen zur gleichen Zeit gegen Shaka und den Magus. Man hörte laute und geflüsterte Zaubersprüche, farbige Lichter schossen aus Shakas Stab und der Lanze des Magus, doch ihr Gegner zeigte sich davon völlig unbeeindruckt, er bewies weiterhin die verblüffende Fähigkeit, seine dunkle Zauberkunst ganz ohne Worte auszuüben, und schien wirklich über eine
Weitere Kostenlose Bücher