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THARKARÚN – Krieger der Nacht

THARKARÚN – Krieger der Nacht

Titel: THARKARÚN – Krieger der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chiara Strazzulla
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Faunenreich, erschaffen hatte.
    Wie der Fjomm-See entstanden war, hatten die Weisen der Völker noch nicht ergründen können. Anscheinend war die Erde ohne ersichtlichen Grund abgesackt und hatte dadurch ein Becken gebildet, in dem sich das Wasser sammeln konnte, sodass die Erklärung, dass hier der unerforschliche Wille eines Gottes am Werk war, durchaus plausibel klang.
    Die Umgebung des Sees war unbewohnt und die Gegend wirkte kahl, wenn nicht gar öde. Erst weiter im Norden kam man zu den grünen Hügeln und den ausgedehnten Feldern mit dem goldgelben Getreide, auf die die Faune so stolz waren.
    Kurz hinter der Grenze hatten die Heeresabordnung der Feenköniginnen und die acht Gefährten den Wald endlich hinter sich
gelassen und folgten einer schmalen, schlecht gepflegten Straße, die schnurgerade durch die Ebene führte. Am Wegrand wucherte das Unkraut, denn obwohl hier regelmäßig die Handelskarawanen entlangzogen – die auf ihrem Weg von den großen Städten der Faune nach Süden gerne hier am Wasser ihr Lager aufschlugen –, breiteten sich die störrischen Pflanzen immer mehr aus. Wie in so vielen anderen Randgebieten des Faunenreiches wurden die Straßen mehr schlecht als recht gepflegt, und Morosilvo dachte bitter, dass der Gilde der eigene Gewinn deutlich mehr am Herzen lag als die Reisenden, die ihr Gebiet durchqueren mussten.
    Die acht Gefährten hatten am Ufer des Sees eine Rast eingelegt. Ihre Blicke waren ihrer unerwarteten Begleitung nach Westen gefolgt und hatten in der Ferne ein letztes Mal die Sonne auf ihren Rüstungen funkeln gesehen, bis der flache, gleichmäßige Horizont der Ebene sie verschluckte. Die Stelle, die sich die kleine Gruppe für ihren Zwischenhalt ausgesucht hatte, lag ganz offen und bot keinerlei Deckung, sicher nicht der beste Ort, um ein Lager aufzuschlagen. Doch im Augenblick war Morosilvo glücklich damit, denn wenn sie selbst sich nirgendwo verstecken konnten, gab es auch nichts, wo ihre Feinde ihnen eine Falle stellen konnten.
    Der Magus schlug mehrmals mit der Lanze auf den Boden und gab den Gefährten das Zeichen zum Aufbruch. Es war später Nachmittag und irgendwo hinter der dichten Wolkendecke zog die Sonne unerbittlich gen Westen. Als die Gruppe sich sammelte, sah man ihnen ihre Erschöpfung deutlich an. Thix und Ametista erhoben sich von den Felsen, auf denen sie gesessen hatten, Pelcus warf sich unter leisem Protest die schwere Tasche über die Schulter, und Shaka griff nach seinem Stab, den er außerhalb des Waldes als Wanderstock nutzte. Morosilvo fand sich zusammen mit dem Dämon und Farik am Ende des neu geordneten Zuges wieder.
    Bis jetzt hatten sie sich auf ihrem Weg ständig leise unterhalten,
aber nun liefen sie schweigend vor sich hin, und keiner schien Lust auf ein Gespräch zu haben. Nach Morosilvos Ansicht lag es wohl daran, dass sie nun wirklich nach Norden gingen, unausweichlich dem Undurchdringlichen Hort und einer ständig wachsenden Gefahr entgegen. Der Verbrecher aus dem Menschenreich fragte sich, was wohl geschehen würde, wenn der berüchtigte Tharkarún sich ihnen höchstpersönlich in den Weg stellte. Nach Aussagen des Magus gab es nichts, was ihn töten konnte, und außerdem waren sie noch längst keine perfekten Kämpfer. Das galt zumindest für ihn, Morosilvo Dan Na’Hay. Und die viel beschworenen Eigenschaften seines Bruderbaumes hatten ihm auch noch nicht geholfen.
    Ein lästiger Wind war aufgekommen, der einen weniger ins Gesicht biss, als vielmehr unangenehm unter den Kragen kroch und dann den Rücken hinabfuhr. Die Wasseroberfläche des Sees kräuselte sich, kleine Wellen liefen leise und zitternd darüber, ebenso grau wie der Himmel, der sich in ihnen widerspiegelte. Es sah nach Regen aus.
    Morosilvo packte seinen roten Umhang aus, den er zusammengerollt in seiner Tasche getragen hatte, und legte ihn um die Schultern. Farik neben ihm hatte nur seine braune Leinenweste über dem nackten Oberkörper, und Morosilvo fragte sich, warum ihm nicht kalt war.Vielleicht wärmte den Goblin ja das Feuer, das er in sich trug. Morosilvo mochte dieses Wetter nicht, auch den Ort empfand er als finster und unwirtlich, und sein einziger Trost war, dass in dieser einsamen Ebene ein feindlicher Angriff eher unwahrscheinlich war. Er atmete tief ein und versuchte im Wind eine Spur von dem mittlerweile leider allzu vertrauten stechenden Geruch wahrzunehmen, der die Anwesenheit von Gremlins verriet. Doch an diesem Spätnachmittag lagen nur die

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