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THARKARÚN – Krieger der Nacht

THARKARÚN – Krieger der Nacht

Titel: THARKARÚN – Krieger der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chiara Strazzulla
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erfahren, als es einem Sterblichen eigentlich vergönnt war. Deshalb hatte er sich entschlossen, ein Schwarzer Hexer zu werden, um der Kraft der Magie Zugang zu seinem Körper zu gewähren und das an und für sich schwierige magische Gleichgewicht seiner Dämonennatur – auch unter großen Schmerzen – herauszufordern und wiederherzustellen. Um etwas zu finden, was vor ihm noch keiner gesehen, gekannt oder erfahren hatte, war er bereit zu sterben. Er hatte schon Kostbareres riskiert als sein Leben. Shaka war ein Hasardeur und leidenschaftlicher Spieler, der fast immer gewann, weil er bereit war, etwas zu wagen.
    Doch Shaka Alek war nicht der Einzige, der in dieser Nacht keinen Schlaf fand – in der letzten, bevor sich ihre Wege trennten. Der Magus, auf dessen Schulter Verannon saß, redete leise und unermüdlich auf Gethra und Gibrissa ein, vermutlich gab er ihnen letzte Ratschläge. Die Situation des vereinten Heeres bereitete ihm Sorge, wenn es wankte, würde auch ihre Mission scheitern.
    Die Feenköniginnen lauschten schweigend seinen Worten und prägten sie sich ein. Im Moment der Not würden sie wie ein Echo in ihren Köpfen widerhallen. Eine der vielen Fähigkeiten
des Abgesandten der Götter war es, seinen Worten so viel Nachdruck zu verleihen, dass sie sich im entscheidenden Moment wieder in Erinnerung brachten.
    Die Wachen hatten sich um die rötlich glimmenden Lagerfeuer versammelt, auch sie schliefen nicht. Ihre zusammengekauerten Körper hoben sich schemenhaft vom nachtschwarzen Himmel ab. Sie hatten sich fest in ihre Umhänge gehüllt und die Kapuze über das Gesicht gezogen, um sich vor der feuchtkalten Nachtluft zu schützen. Aufmerksam beobachteten sie den Wald.
    Hin und wieder waren erst eine Stimme und danach eine Antwort zu hören. Mal klang sie hoch, mal dunkel, sprach Elben-, Feen- oder Zwergensprache. Shaka lauschte, die Hände im Schoß verschränkt, und ließ seinen Gedanken freien Lauf. Ein rötliches Licht schwebte durch die Nacht, vielleicht ein Zündholz, glühender Pfeifentabak oder ein Funke, der aus dem Lagerfeuer spritzte, wenn man einen neuen Scheit auflegte? Shakas Augen folgten diesen Lichtern. Das da hinten war Morosilvo Dans Pfeife. Auch er schlief nicht und schien jemanden zu beobachten, wahrscheinlich Ardrachan. Thix Velinans Augen waren ebenfalls auf Ardrachan gerichtet, der schweigend inmitten der anderen Feen am Feuer saß. In der finsteren Nacht war Ardrachan kaum von den anderen Feen zu unterscheiden. Farik, Pelcus und Arinth saßen zu dritt um ein anderes Feuer und erzählten sich Geschichten, lachten und amüsierten sich. Ein kurzer Moment der Gemeinsamkeit von Leuten, die einander sonst nicht über den Weg trauten. Ametista saß etwas abseits auf einem Stein, sie hatte einen guten Überblick über das Lager, aber auch den Magus konnte sie sehen. Ihre großen Augen leuchteten.Vielleicht suchten sie auch nach Shaka, doch den würden sie kaum entdecken. Als Schüler der Schwarzen Hexer, deren Lehren bestimmt nicht die Zustimmung des Magus finden würden, war der Dämon ein Meister im Täuschen und Tarnen.
    Auch die Elbensoldaten taten kein Auge zu, sie saßen vor ihren eleganten, grünen Zelten, ihre Pferde wieherten leise und
scharrten mit den Hufen, die allmählich im aufziehenden Nebel verschwanden. Sie blieben unter sich. Ein junger Elbe mit blonden Haaren saß etwas abseits, mit dem Rücken gegen einen Baum gelehnt, den Umhang um die Schultern gehüllt, die erkaltete Pfeife in der Hand. In seinen schmalen grauen Augen lag ein melancholischer Ausdruck. In dieser Nacht, in der jeder jeden zu beobachten schien, hatte er Thix Velinan im Blick, seinen Elbenbruder, der seine Anstecknadel trug, und sein Blick war voller Sympathie, aber auch voller Wehmut und Trauer.

FÜNFUNDDREISSIG
    D ER FJOMM-SEE lag still und friedlich unter einem bedeckten Himmel voller grauer Wolken. Mit seinen unregelmäßigen Umrissen wirkte er inmitten der ausgedehnten Graslandschaften des Faunenreichs wie eine große Öllache. Schon lange, ehe sie ihn tatsächlich sehen konnten, hatte er sich den Gefährten angekündigt. Zunächst war da nur ein leichtes Funkeln am Horizont gewesen, wie von einem Sonnenstrahl, der auf die Wasseroberfläche trifft, dann erkannte man dunkle Konturen, die sich immer deutlicher abzeichneten, bis er sich ihnen vollständig zeigte: ein weitläufiges, ruhiges Gewässer, das der Gott Valdo aus unerfindlichem Grund genau hier, mitten in den Ebenen im südlichen

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