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THARKARÚN – Krieger der Nacht

THARKARÚN – Krieger der Nacht

Titel: THARKARÚN – Krieger der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chiara Strazzulla
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Vorsitzenden des Großen Rates Platz genommen, den Gavrilus ihm überlassen hatte, und überblickte nun, die Arme auf die Lehne gestützt, den ganzen Saal. Der Beutel der Druiden, die Doppelaxt und die Lanze mit den magischen Zeichen ruhten zu seinen Füßen im Gras.
    Niemals zuvor war Dhannam jemandem begegnet, der so viel Autorität und Würde ausgestrahlt hatte. Das Gesicht des Magus war von tiefen Falten durchzogen, doch seine Arme waren sehr muskulös – er musste älter sein als der älteste Baum, wirkte dabei aber unverrückbarer als ein Fels und unbezwingbarer als ein Löwe. In seinen dunklen Augen lag ein seltsames Leuchten, das nicht von dieser Welt zu sein schien. Sinnlos sich zu fragen, was diese Augen schon alles gesehen haben mochten, die jetzt von einer Ecke des Saales zur anderen wanderten und dabei die erwartungsvollen Gesichter musterten, von der Elbendelegation bis hinüber zu Elirion Fudrigus.
    Unmittelbar nach seiner Ankunft hatte der Magus den Streit geklärt und verkündet: »Keiner verlässt den Saal. Wir haben Wichtigeres zu entscheiden als die Frage, wer das Recht hat zu bleiben und wer nicht.« Niemand hatte ihm zu widersprechen gewagt. Jetzt versammelte der Große Rat sich schon den dritten Tag, doch noch immer hatte man vom Magus keinen seiner so
heiß ersehnten Ratschläge gehört. Bislang hatte der Magus überhaupt recht wenig geredet. Zwei Tage lang hatten die Ratsmitglieder Bericht erstattet, die rätselhaften Phänomene beschrieben und jeder hatte eine beängstigend hohe Zahl von Opfern genannt. Gegen diesen Feind schien es kein Mittel zu geben.
    Zarak Fudrigus hatte erregt Protokolle der Menschenarmee aus den vergangenen zwei Monaten durch die Luft geschwenkt. »Der höchste Prozentsatz Fahnenflüchtiger seit Beginn der Aufzeichnungen. « Selbst der Große Wächter der Dämonen musste bei seinen Truppen Fahnenflucht einräumen.
    Der Magus hatte schweigend gelauscht und bedächtig seinen Kopf gewiegt. Hin und wieder stellte er eine Frage, deren Sinn und Zweck nur er zu kennen schien, und meist konnte man ihm am Gesicht ablesen, dass die Antwort ganz so ausfiel, wie er sie erwartet hatte. Doch was hinter seiner hohen Stirn wirklich vor sich ging, wusste niemand so genau.
    Am zweiten Tag hatte General Asduvarlun gesprochen. In Erwartung empörter Nachfragen hatte er eine lange, detaillierte Rede vorbereitet, die jede Einzelheit seines bisherigen Vorgehens erläuterte. Er war ein guter Redner und seine Ausführungen waren präzise, gradlinig und gut verständlich. Doch es gab keine Nachfragen, dafür sorgte schon die Anwesenheit des Magus, und so war dieser ausgearbeitete Bericht zu einer wertvollen Grundlage ihrer Beratungen geworden.
    Der gemeinsamen Streitmacht unter Asduvarluns Führung war es zwar bis jetzt noch nicht gelungen, eine der schwarzen Kreaturen gefangen zu nehmen oder zu töten, doch sie hatten bereits wichtige Informationen über ihr Wesen, ihre Gewohnheiten und Strategien gesammelt, die sie gegen ihre Feinde einsetzten. Jede Spur war bis ins letzte Detail festgehalten und ausgewertet worden. Wann und wo waren sie aufgetaucht? Wann und wo wieder verschwunden? Das Bild, das der General von diesem Albtraum zeichnete, der über sie hereingebrochen war, wirkte so naturgetreu, dass Dhannam sogar noch in der heiligen Ruhe des Saales
im Wald ein kalter Schauer über den Rücken lief. Auch die anderen fühlten sich unbehaglich, einige hatten sich nervös umgeblickt und das dunkle Dickicht hinter den Birkenstämmen gemustert. Nach der Fülle von Worten, mit denen der General trocken das Ausmaß des Grauens geschildert hatte, wirkte die eben noch angenehme Ruhe des Ortes auf einmal bedrückend und die meisten Anwesenden wünschten sich sogar den Streit zwischen Zarak und Gavrilus zurück, nur damit irgendetwas diese angespannte Atmosphäre durchbrach. Doch auch den beiden Königen war nicht mehr nach Streit zumute. Wie alle starrten sie zum Magus, dem Einzigen im Raum, der noch gelassen wirkte.
    Doch auch nachdem Asduvarlun seinen Bericht beendet hatte, hatte sich der Magus noch zurückgehalten. Er stellte lediglich einige Fragen und bat um zusätzliche Erklärungen. Die Antworten des Generals kamen prompt, sachlich und präzise. Darüber war es Abend geworden, die magischen Laternen im Saal waren aufgeflammt. Noch immer hatte der Magus nicht viel gesagt, er hatte die Versammlung aufgelöst und die Entscheidung auf den nächsten Tag verschoben. Dann war er im Wald

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