THARKARÚN – Krieger der Nacht
selbst zugegeben. Unsere Kultur ist der euren zumindest ebenbürtig, das Gleiche gilt für unsere Zauberkraft! Warum sollten wir Menschen uns den Elben unterwerfen? Nenn mir nur einen Grund! Warum sollten nicht wir an der Spitze des Großen Rates stehen?«
Gavrilus’ Augen blitzten. »Dein Ehrgeiz blendet dich«, erwiderte er kalt.
»Und dich die Macht«, schlug Zarak zurück.
»Stimmen wir doch ab«, wiederholte Viyyan Lise seinen Vorschlag. »Jetzt ist kein guter Zeitpunkt für einen Streit im Großen Rat. Die acht Reiche sind in Gefahr. Wir haben uns mit Wichtigerem zu beschäftigen als mit den Machtspielchen zwischen Elben und Menschen. Wenn der Große Rat einverstanden ist, kann Elirion Fudrigus dieses Mal bleiben. Dieses Problem klären wir später, wenn die existenziellen Fragen gelöst sind.«
Gavrilus seufzte schwer. »Ist der Rat einverstanden?«, fragte er in die Runde.
Zustimmendes Nicken. »Der Gildenführer hat recht«, meinte der Präsident der Gnomenrepublik. Die anderen nickten.
Gavrilus atmete tief durch und entspannte sich, die Situation war wieder unter Kontrolle, jedenfalls für den Moment. »Nehmt Platz, der Große Rat wird eine Entscheidung treffen«, bestimmte er.
»Das erste vernünftige Wort, das ich bis jetzt gehört habe«, meldete sich jemand aus dem Hintergrund. Eine Stimme wie Donnerhall, als sei einer der Zwölf Götter persönlich erschienen. Unruhe machte sich im Saal breit, Dhannam lief ein Schauer den Rücken hinab. In dieser Stimme lag etwas Bedrohliches, etwas, das keinen Widerspruch duldete. Wem auch immer sie gehören mochte, er würde es niemals wagen, ihm zu widersprechen.
»Wie erfreulich, dass wenigstens einer hier im Großen Rat zu einem sinnvollen Gedanken fähig ist,Viyyan Lise«, fuhr der Magus fort, der würdevoll aus dem Birkenwald geschritten kam. Sein Umhang streifte über das Gras, die gewaltige Doppelaxt hing ihm über der Schulter, die vergoldete, kunstvoll verzierte Lanze stützte ihn. Er trug einen grünen Kapuzenumhang und darunter ein langes weißes Druidengewand. Die leuchtend roten Haare fielen ihm bis auf die Schultern, der gleichfarbige dichte Bart war in Zöpfchen geflochten, die von silbernen Ringen zusammengehalten wurden, und die unergründlich dunklen Augen unter den buschigen Brauen waren herausfordernd auf die Mitglieder des Rates gerichtet.
»Entschuldigt bitte die Verspätung«, fuhr er mit donnernder Stimme fort, »aber es gab wichtige Dinge zu erledigen. Und ich hatte mich eigentlich darauf verlassen, dass die Führer der Völker sich in diesen schweren Zeiten angemessen zu benehmen wissen.« Seine vorwurfsvollen Augen wanderten von Gavrilus zu Zarak. »Aber ich habe mich getäuscht, ich hätte früher kommen sollen.«
Erst jetzt schien Gavrilus sich wieder auf seine Aufgabe zu besinnen und zu bemerken, wen er da vor sich hatte. »Erhabener Magus«, murmelte er und verbeugte sich tief.
Die Mitglieder des Rates taten es ihm nach, auch Zarak und sein Sohn. Was auch immer vorgefallen war, dem Magus hatte man den nötigen Respekt entgegenzubringen.
»Wir haben schon lange gehofft, dass du kommen würdest«, sagte der Elbenkönig leise. Er musste nicht lauter sprechen, denn in der Stille des Saales war selbst ein Flüstern deutlich zu hören. Er blickte kurz zum Magus auf, doch der verzog keine Miene. Gavrilus Sulpicius senkte erneut den Blick und fuhr mit respektvoll zurückgenommener Stimme fort. »Den acht Völkern droht Unheil, und sie wissen nicht, wie sie ihm begegnen sollen. Uns ist weder bekannt, wer unser Feind ist, noch, woher er kommt. Wir wissen nur, dass er keine Gnade kennt und wir ihm nichts entgegenzusetzen haben. Alles, was wir bisher versucht haben, war vergebens, unsere Völker sind verängstigt und haben viele Tote zu beklagen. Wir wissen nicht mehr, was wir noch tun können.« Bei diesen Worten sah der Elbenkönig dem Magus flehend in die Augen. »Und wir bitten dich, uns zu helfen.«
Der Blick des Magus war noch immer vorwurfsvoll, doch Gavrilus wandte seine Augen nicht ab, was dem Weisen zu gefallen schien. Seine markanten Gesichtszüge, die nichts von seinem wahren Alter verrieten, entspannten sich, und unter dem roten Bart ließ sich sogar der Anflug eines Lächelns erkennen.
»Aus diesem Grund bin ich hier.«
DREI
J AHRHUNDERTELANG HAT hier in den Reichen mitten unter euch etwas Böses geschlummert, etwas, was ihr alle längst vergessen hattet«, erklärte der Magus. Er hatte auf dem Stuhl des
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