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THARKARÚN – Krieger der Nacht

THARKARÚN – Krieger der Nacht

Titel: THARKARÚN – Krieger der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chiara Strazzulla
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Feenkönigin«, bestätigte er, »in den Wäldern des Nordens. Nur der Baumeister des Undurchdringlichen Horts und die Zauberer, die ihn mit ihrer Magie sicherten, kannten den genauen Standort. Diese Zauberer sind seit geraumer Zeit tot und der Baumeister wurde Opfer seines eigenen Werkes, mit dem Hort hat er sich sein eigenes Grab errichtet. Doch es gibt noch jemanden, der diesen Ort kennt und der genau weiß, wie man dorthin gelangt.« Seine Augen verengten sich und er wirkte plötzlich jungenhaft verschmitzt. »Die Prophetin.«

    »Die Prophetin«, wiederholte Dhannam tonlos. Mythen und Legenden wurden gerade zur Realität, direkt vor ihren Augen, hier im Saal im Wald.
    Die Prophetin. Fester Bestandteil der Überlieferung. Alle erzählten von ihr, aber niemand konnte sagen, wer sie wirklich war oder wo sie sich befand. Niemand hatte sie je gesehen, all die, die das je von sich behauptet hatten, waren bereits viele Tausend Jahre tot. Die Prophetin war kein Wesen aus Fleisch und Blut, es gab nichts, was mit ihr vergleichbar gewesen wäre. Sie war einzigartig und so alt wie die Welt, denn sie war mit der Entstehung der Welt erschaffen worden.
    Man wusste nur, dass es irgendwo tief im Erdinneren eine unermesslich große Grotte gab, so groß, dass kein sterbliches Wesen sie jemals durchqueren konnte, auch wenn es sein ganzes Leben darauf verwendet hätte: die »Große Zeitrechnung«. Die gesamte Zeit war in die Wände der Höhle gemeißelt, vom ersten bis zum letzten Tag war dort jedes schicksalhafte Ereignis festgehalten worden. Der Gott Sirdar hatte die Grotte am Anbeginn der Zeiten in den Fels gegraben und die Göttin Lilya hatte die Zeitrechnung mit eigener Hand in die Wand gemeißelt. Dort, direkt am Eingang der Höhle, hatte Sirdar die Prophetin geschaffen, seine geheime Hilfe für die acht Völker.
    Vielleicht war »Denkender Stein« noch die treffendste Bezeichnung für die Prophetin, starr und ewig, wie sie war. Sie wusste alles über die Zeiten, sie kannte die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft. Wer immer die Grotte erreichte, durfte sie befragen. Doch das war gefährlich. Die Prophetin gab nur denjenigen eine Antwort, die sie für würdig hielt, und sprach dann oft in Rätseln. Den Unwürdigen drohte der Tod. Es hieß allerdings auch, dass noch niemand je die Grotte erreicht, geschweige denn die Prophetin befragt hätte. Anderen Quellen zufolge soll es Sarandon Sulpicius gelungen sein. Doch wie alle Erzählungen, die sich um den legendären Elbenkönig rankten, wusste man nie genau, ob sie der Wahrheit entsprachen.

    »Ich habe die Prophetin getroffen«, fuhr der Magus fort, ohne sich um die Unruhe zu kümmern, die im Saal ausbrach, als von einem Wesen die Rede war, das die meisten für ein Hirngespinst hielten. »Sogar mehrere Male, zuletzt, bevor ich mich auf den Weg zu euch machte. Sie hat mir viele Dinge gezeigt. Einiges betraf das Böse, das euch jetzt bedroht. Sie hat mir die Augen geöffnet, wo die acht Völker – aber auch ich – in der Vergangenheit Fehler gemacht haben. Es war ein schwerer Irrtum zu glauben, die Gremlins würden nach dem Bau des Horts einfach im Nichts verschwinden. Sie haben sich vielmehr in die Tiefen der Wälder zurückgezogen, doch niemand ist ihnen gefolgt, um sie zu vernichten, als sie damals noch schutzlos waren. Dort wuchs ihre Verachtung für die acht Völker ins Unendliche. Ihre anfängliche Boshaftigkeit hatte sich nach ihrer Niederlage und durch ihr jämmerliches Dasein in abgrundtiefen Hass verwandelt. Man hat sie einfach vergessen. Jetzt sind sie zurückgekommen und ihr habt dieser Bedrohung nicht einmal einen Namen geben können.«
    Den Worten des Magus folgte tiefe Stille, in der nur der Wind zu hören war, der durch die Blätter strich. Schweigend dachten die Mitglieder des Rates über das soeben Gehörte nach. Dass die Gremlins zurückgekehrt waren, war eine schreckliche Nachricht. Was man sich über die dunkle Macht dieser bösartigen Kreaturen erzählte, war viel schlimmer als alles bisher Erlebte. Falls wirklich die Gremlins hinter den Überfällen steckten, wenn sie wirklich zurück waren, brachen sehr dunkle Zeiten für die acht Völker an.
    Viyyan Lise hob die Hand. Da es ihm wohl unangenehm war, dass sich alle Augen auf ihn richteten, wandte er sich nur an den Magus und versuchte, alle anderen zu ignorieren.
    »Aber es kann doch nicht sein, dass die Gremlins zurückgekehrt sind! Die zerstörerische Kraft, die ihnen Macht verliehen hat, wurde

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