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THARKARÚN – Krieger der Nacht

THARKARÚN – Krieger der Nacht

Titel: THARKARÚN – Krieger der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chiara Strazzulla
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gefällt mir überhaupt nicht.« Ein plötzlicher Windstoß fuhr unter seinen Umhang und blähte ihn auf. Unter dem blauen Tuch war ein magerer, knochiger Körper zu erkennen, der dennoch stark und unerschütterlich wirkte. »Und mir geht es auch nicht besonders gut«, fügte er an.
    Damit traf er Thix völlig unvorbereitet. Eigentlich gab es nur einen unter ihnen, dem die ganzen Strapazen und Kämpfe ihrer bisherigen Reise nichts auszumachen schienen, und das war Shaka. Er zog sich höchstens für kurze Zeit zurück und setzte sich mit dem Stab auf den Knien etwas abseits, danach kehrte er gestärkt zu den anderen zurück. Thix hätte nie daran gedacht, solche Worte aus seinem Mund zu hören, und hätte ihn gerne gefragt, wie er das meinte, aber das war nicht so einfach.
    Allerdings brauchte er auch gar nicht zu fragen, denn Shaka sprach ganz von allein weiter, genauer gesagt, er flüsterte. Es musste sehr schwer für ihn sein, diese Worte auszusprechen. »Ich habe in Adamantina zu viel gelernt«, sagte er und es wirkte wie ein Geständnis. »Dan Ree und der Drache haben mir viele Geheimnisse enthüllt und mich gelehrt, wie ich meine Kräfte steigern kann. Aber vielleicht war es zu viel, und jetzt ist das Gleichgewicht meiner Kräfte gestört. Bislang konnten die Amulette es in der Balance halten, aber mit jedem Mal, wenn ich Magie anwende, wird es schlimmer. Ich bin ein Dämon der zweiten Ebene, ich habe den höchsten Grad meiner Fähigkeiten noch nicht erreicht. Vielleicht geschieht das gerade. Aber das wäre nichts Positives, denn dann würde ich mit Sicherheit die Kontrolle über mich verlieren und ihr müsstet mich fesseln.«
    Das war ganz sicher keine gute Nachricht. Als ob es nicht schon genügte, dass man sich um Farik Sorgen machen musste.
Niemand wusste, ob dieser nach allem, was bei dem Kampf vorgefallen war, nicht eine Dummheit begehen würde, und jetzt musste man auch noch befürchten, dass Shaka sich von einem Moment auf den anderen in eine wilde Bestie verwandeln könnte! Instinktiv rückte Thix etwas von dem Dämon ab.
    Shaka musste das bemerkt haben, denn über sein kantiges Gesicht glitt ein ebenso melancholischer wie ironischer Ausdruck. »Wir wussten von Anfang an, dass wir einander fürchten mussten«, sagte er, »allerdings hatten wir uns das anders vorgestellt. Du kannst sehr gut beobachten und bist sehr wachsam, Thix. Sei es ab jetzt mehr denn je!«
    Thix nickte, das brauchte Shaka ihm gar nicht zu sagen. Nach allem, was er gesehen und gehört hatte, würde er so auf der Hut sein, wie er es sein Lebtag noch nie gewesen war. Er wollte diese Geschichte auf jeden Fall überleben, ganz gleich ob sie den Weißen Stein und Tharkarún jetzt vernichteten oder nicht.
    Shaka wickelte sich in den blauen Umhang, und vielleicht lag es ja an dem, was er gesagt hatte, auf jeden Fall hatte Thix den Eindruck, dass er nun schwankte. Hinter dem kleinen Hügel, bis zu dem er Farik gefolgt war, verdrängte die Morgendämmerung langsam den blauen Nachthimmel. Bald würde die Sonne am Horizont erscheinen und über den acht Reichen den fernen Widerschein des Flammenmeeres auflodern lassen. Und sie würden sich wieder auf den Weg machen, ungeachtet der Gefahren, die sie noch erwarteten, seien es die Gremlins aus dem Hinterhalt oder die Unwägbarkeiten in ihren eigenen Reihen.
    Wie viele andere Reisende, die in vielleicht wesentlich unbedeutenderen Missionen unterwegs waren, sahen dem Morgen wohl mit ähnlicher Sorge entgegen? Das vermochte niemand genau zu sagen.

NEUNUNDDREISSIG
    D IE HUFE IHRER Pferde wirbelten den Staub der unbefestigten Straße auf, die nach Süden ins Menschenreich führte. Es war eine der großen Handelsstraßen, die selbst in jener Zeit der Kriege und der Angst von Karren und Karawanen benutzt wurde, und zu Dhannams großer Erleichterung begegnete er auf dem Weg wenigstens einigen Wesen, für die das nahe Ende der Welt nicht das einzige Gesprächsthema war.
    Jetzt, da sie weiter nach Süden vorgedrungen waren, war das Klima milder geworden, und passend zur Jahreszeit wirkte die Stimmung nicht so bedrückend wie in der abweisenden Stadt Carith Shehon oder, schlimmer noch, in den endlosen Nächten von Shilkar.
    Er hatte beschlossen, dass ihm dieser Auftrag im Tempel der Finsternis wie gerufen kam, und war überaus bereit, ihn als gute Nachricht einzustufen, da er sich viel eher als Diplomat denn als Krieger empfand und von jeher ein gewisses Interesse für Völker und Sitten gepflegt hatte, das

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