THARKARÚN – Krieger der Nacht
über die Grenzen des Elbenreiches hinausreichte. Außerdem verfügte er bereits über einige Kenntnisse, was die Ritter vom Tempel der Finsternis anbelangte, und was er aus Büchern und Legenden über sie erfahren hatte, war mehr als ausreichend gewesen, um seine Neugierde anzufachen.
Diese Ritter gehörten einem uralten Mönchsorden an, der große Krieger und Weise sowie Magier mit beachtlichen Fähigkeiten
in seinen Reihen aufwies. Fast jeder von ihnen war im Reich der Menschen geboren, viele waren im Tempel selbst aufgewachsen und seit ihrer Kindheit mit dem Gedanken vertraut, später selbst Ritter zu werden. Der Orden bestand aus sechzehn Kompanien: jeweils vier für Krieger, vier für Zauberer, vier für Priester und vier für Handwerker. Die Kompanien hatten ihr eigenes Symbol, das jeder Ritter als Tätowierung auf der rechten Wange trug. Es hieß, im Tempel der Finsternis würden Geheimnisse behütet, und wenn auch nur eine dieser Legenden wirklich einen wahren Hintergrund hatte, war Dhannam gewillt, dies herauszufinden. Wenn ihn überhaupt etwas begeistern konnte, dann vermutlich nur solche ungelösten Rätsel. Ulf Ghandar und Lisannon Seridien, die hinter ihm gingen, waren weit weniger erfreut, sich zum Tempel der Finsternis zu begeben. Die beiden Obersten, der Elbe und der Zwerg, kamen nicht sehr gut miteinander aus: Ghandar hielt Lisannon für einen ziemlich kaltschnäuzigen Anfänger, während der Elbe dem raubeinigen Zwerg gegenüber wahre Ehrfurcht empfand. Doch in einem waren sich beide einig: Sie wären viel lieber dem Heer bis zur Großen Mauer gefolgt, um mitten im Geschehen zu sein, als tief hinein ins Menschenreich zu reisen, um dort die kriegerischen Mönche um Hilfe zu bitten, die sicherlich zu abweisend und stolz waren, als dass sie ihnen an die Front folgen würden. Zudem war Ghandar von der Notwendigkeit genervt, sich zu Pferde fortbewegen zu müssen. Wie fast alle Zwerge verabscheute er das Reiten, außerdem hatte er den Verdacht, dass er auf einem Pony mit zotteligen Beinen nicht gerade ein vorteilhaftes Bild abgab, während die beiden Elben elegant auf ihren Rennpferden saßen. Denn trotz all seiner Narben, dem Teilkiefer aus Metall und seiner mürrischen, finsteren Miene achtete Ghandar sehr auf ein würdiges Auftreten.
Zum Glück lag der Tempel der Finsternis nur einige Tagesreisen entfernt von der Heiligen Erde der Druiden. Sie mussten einen großen Teil des dichten Nadelwaldes durchqueren, der den Süden des Menschenreiches bedeckte und dessen Bäume trotz
des beginnenden Winters noch grünes Laub trugen. Auf der gut markierten Straße waren frische Wagenspuren zu sehen, die Räder hatten tiefe Furchen in den unbefestigten Boden gegraben. Dhannam führte die kleine Gruppe an, das Gepäck am Sattel, die beiden Obersten folgten in kurzem Abstand und deckten ihm den Rücken. Unter den gleichmäßigen Bewegungen seines Rosses, das im leichten Trab vorwärtsging, schlug ihm die Scheide mit Synfora ab und zu gegen den Oberschenkel. Während seines Aufenthaltes in Shilkar hatte ihm das Schwert gute Dienste geleistet, doch er hoffte wirklich, dass er es nicht so bald wieder benutzen müsse. Auch Oberst Seridien trug ein magisches Schwert. Alle Schmiede, die die Kunst beherrschten, magische Schwerter zu schmieden, hatten zahlreiche Waffen gefertigt, um damit einen möglichst großen Teil des Heeres der Reiche auszustatten; eine Fuhre magischer Waffen war schon zur Verstärkung derjenigen unterwegs, die an der Großen Mauer Widerstand leisteten. Allerdings war keine unter ihnen auch nicht im Entferntesten so mächtig wie das Schwert, das man Dhannam anvertraut hatte.
Fast alle würden ihre nur schwache magische Energie im Lauf von einigen Jahren verlieren und wieder zu ganz gewöhnlichem Stahl werden. Doch man hoffte, dass sie nicht mehr benötigt würden, wenn dieser Moment einmal gekommen wäre.
Dhannam konnte sich nicht erinnern, dass jemals so viele Waffen auf einmal geschmiedet worden waren. Seine Gedanken waren mehrmals zu Sarandons Schwert zurückgekehrt, das mit anderen Trophäen in Astu Thilia aufbewahrt wurde. Was für eine Verschwendung! Ein tapferer Krieger hätte die Waffe erfolgreich in der Schlacht schwingen und damit eine große Hilfe sein können. Wenn Alfargus noch am Leben wäre, hätte er es führen können, doch für diesen Gedanken war es jetzt zu spät. Aber da es die Ritter der Finsternis gewesen waren, die jenes Schwert geschmiedet hatten, konnte Dhannam in ihrem
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